Ein Synonym für Kasachstan? „Das Land der Überraschungen” finden die Studenten Anna Rieder, Alfred Eichenseher und der Hochschulassistent Tobias Bauer von der Fachhochschule Amberg-Weiden. Im Rahmen eines Austauschs mit der Kasachisch-Britischen Technik-Universität KBTU, der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt wurde, kamen die zukünftigen Medienproduzenten und -techniker Anfang April für zwei Wochen nach Almaty. Mit dabei: Elf weitere junge Leute und die Hochschullehrerin Prof. Dr. Nailja Luth.
/Bild: Privat. ‚Daumen hoch! – Das DAAD-Austauschprogramm enthielt nicht nur fachlichen Anspruch, sondern auch eine Portion Spaß.’/
Wie kam es zu dem Austausch mit der KBTU?
Prof. Dr. Luth: Das DAAD-Austauschprojekt „Summer School“ hat eine Vorgeschichte: Während meines Freisemesters 2008 in Almaty hatte ich die Gelegenheit, Vorlesungen zur Computergraphik an der Kasachisch-Britischen Universität zu halten. Im Sommer 2009 habe ich die Internationale Summer School in Amberg organisiert und die KBTU-Studenten für drei Wochen eingeladen. Ich war richtig stolz zu beobachten, mit welchem Engagement, Flexibilität und Freude an der Sache die deutschen und kasachischen Studenten sich in die Summer School eingebracht haben. Während der drei Wochen habe ich von der gesamten Studentenmannschaft einen außergewöhnlichen Teamgeist und hohen fachlichen Anspruch erlebt.
Letztes Jahr waren die kasachstanischen Studenten in Amberg zu Gast – heute sind Sie in Almaty. Was haben Sie hier schon alles erlebt?
Bauer: Wir waren am Issyk-See und haben uns einige Sehenswürdigkeiten in Almaty angeschaut. Aber hauptsächlich stehen die lokalen Universitäten auf dem Programm – bis jetzt waren wir in der Kasachisch-Britischen Technik-Universität KBTU, der Kasachischen Nationalen Technik-Universität KasNatTU, der Deutsch-Kasachischen Universität DKU, der IT-Universität und der Kunstakademie. Wir haben jeden Tag einen straffen Zeitplan.
Eichenseher: Das Schöne ist, dass uns unsere Austauschstudenten von der KBTU immer begleiten. Wir spielen zusammen Fußball oder kochen – sie für uns kasachische, und wir für sie deutsche Küche.
Rieder: Ein Jahr lang haben wir mit unseren Austauschstudenten Kontakt gehalten. Und jetzt haben wir uns richtig gefreut, hierher zu kommen und sie wiederzusehen. Wir sind irgendwie zusammengewachsen!
Kasachstan ist für Deutsche nicht gerade Reiseziel Nummer Eins. Was hat Sie hier überrascht?
Eichenseher: Uns passiert eigentlich jeden Tag etwas, das wir aus Deutschland noch nicht kannten. Eine der Überraschungen war zum Beispiel ein Talentwettbewerb an der KasNatTU: Die jungen Leute haben mitgefiebert und mitgesungen, sie waren richtig aus dem Häuschen – und das, obwohl die Musik ganz volkstümlich war. So etwas gibt es in Deutschland nicht!
Bauer: Man muss in Almaty immer und überall voll konzentriert sein, sowohl draußen, als auch drinnen: Wenn die Ampel auf Rot schaltet, sollte man besser anfangen zu rennen. Und auch im Haus ist Vorsicht geboten – denn die Treppenstufen sind nicht immer gleich hoch!
Was war bisher das Highlight Ihres Besuches?
Bauer: Das beste Erlebnis war ein IT-Wettbewerb an unserer Partneruni: Die kasachstanischen Studenten und wir haben dort unsere Projekte vorgestellt. Das war unheimlich interessant! Zwei Kasachstanerinnen haben beispielsweise auf der Basis der „augemented reality” (dem Ergänzen von Bildern oder Videos mit computergenerierten Objekten) ein eigenes Spiel geschrieben. Ich selbst habe meine Abschlussarbeit, eine Realitätsimitation von Regen und Schnee, gezeigt – und damit prompt den zweiten Platz gemacht!
Was nehmen Sie aus dem Austauschprogramm für Ihr Leben mit nach Hause?
Prof. Dr. Luth: Ich verspreche mir von dem Austauschprogramm, dass es jedem von uns etwas an Respekt, gegenseitigem Verstehen und ein Gefühl der Gemeinschaft geben kann, das lange in die Zukunft wirkt.
Rieder: Ich glaube, ich werde mich jetzt in meinem Studium wieder mehr anstrengen. Die Studenten hier sind wahnsinnig motiviert, sie wollen aus ihrem Leben etwas machen.
Eichenseher: Gerade die Gas- und Ölausbildung wird hier unheimlich vorangetrieben: In der KasNatTU wurde uns ein Museum für Erdöl und Bodenschätze gezeigt und an der KBTU gibt es einen Ausbildungszweig, in dem die Studenten lernen, wie man Erdgas flüssig macht. So einen Studiengang gibt es weltweit nur fünf Mal.
Bauer: Wir in Europa dürfen uns auf unserem technischen Vorsprung nicht ausruhen. Die jungen Kasachstaner haben ein unglaubliches Engagement. Wir müssen Gas geben!
Interview: Andrea Rüthel
23/04/10