Anfang November kamen Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Gegenden Kasachstans mit Professionellen der dramatischen Berufe im Goethe-Institut in Almaty zusammen. Gemeinsam verbrachten sie drei Tage des kreativen Austausches und setzten spielerisch ihr Deutsch in die Praxis um.

Zum fünften Mal fand in Almaty das Jugend-Theaterfestival „Deutsch auf der Bühne“ statt. Und das Projekt des Goethe-Instituts gedeiht. In diesem Jahr gingen fast zwanzig Bewerbungen in Form von kurzen Videovorstellungen ein. Die Auswahl fiel schwer, logistisch können im Grunde nur fünf Gruppen angenommen werden. Denn die Teilnehmer „sollen ja auch was aus der Praxis von echten Profis mitnehmen können“, meint Constanze Krüger, Hauptverantwortliche der Veranstaltung.

Ein wichtiger Bestandteil des Programms und eine tolle Gelegenheit für die Bewerberinnen und Bewerber sind nämlich Workshops mit ausgebildeten Schauspielern des Deutschen Theaters unter der künstlerischen Leitung von Natascha Dubs. Dazu gehören zum Beispiel Stimm- und Bewegungstrainings. Darüber hinaus bekommen die Teilnehmern einen umfangreichen Einblick in den schauspielerischen Alltag und lernen, was jenseits des Auftrittes an Vorbereitung, Textarbeit, Kulissen- und Kostümbild geschieht. Ein exklusiver Exkurs sowohl durch das Deutsche Theater als auch durch das Abai-Opernhaus stand ebenfalls auf dem Programm. Weil das Festival aber nun in diesem Jahr sein Jubiläum feiert, entschied man sich, auf sechs Gruppen auszuweiten. Diese kamen aus Kyzylorda, Almaty, Schachtinsk, Uralsk, Kökschetau und Ust-Kamenogorsk.

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Um den Eifer der jungen Leute zu belohnen, wurden außerdem einige der Bewerber eingeladen, sich parallel zum Theater-Festival in der Medienwerkstatt zu betätigen. Sie führten Interviews mit Schauspielern, schrieben einen Blog, machten Fotoreportagen und anderes. So waren sie aus einer anderen Perspektive dennoch mit dabei. Denn man muss bedenken, dass die Schüler, Lehrer und ihre Begleitpersonen nicht nur ihre Ferienzeit darauf verwenden, am Festival teilzunehmen. Viele nehmen auch eine beachtliche Anreise auf sich, die Waldorfschule aus Uralsk benötigt beispielsweise fast zwei Tage.

Jeder hat Spaß daran, sein Deutsch zu zeigen

Wenn man dann jedoch den Vorstellungen der jungen Leute beiwohnt, merkt man, dass der Aufwand sich gelohnt hat. Was sie hier mit ihren Lehrkräften an Vorarbeit und in Eigenregie geleistet haben, ist enorm. Die Auftritte der sechs Einzelgruppen bilden das Herzstück des Festivals. Zu sehen sind vorrangig Motive aus Klassikern, etwa von Hauff, Goethe, Morgenstern und Gogol. Gespielt wird natürlich auf Deutsch.

Dabei ist es bemerkenswert, welche Ausdruckskraft die jungen Schauspielenden entfalten – wenn man bedenkt, dass sie ihre Darbietung zum einen in der Fremdsprache geben, zum anderen die lyrisch-sperrige Sprache der Klassiker eine besondere Herausforderung darstellt. So zeigt sich, dass die Schüler tatsächlich etwas von dem verstehen, was sie da rezitieren – ein fantastischer Erfolg für sie beim Erlernen der deutschen Sprache. Aber auch der Umstand, dass sie in der Lage sind, die wirklich großen Gefühle (die ja ebenfalls obligatorischer Bestandteil eines jeden Klassikers sind) in ihrem jungen Alter derart leidenschaftlich wiederzugeben, erstaunt.

Ebenfalls schön zu bemerken und zu beobachten ist, wie die jungen Leute sich voller Interesse und gegenseitiger Wertschätzung die Stücke der anderen ansehen und gemeinsam Aufregung, Stolz und Erfolg erleben.

„Deutsch auf der Bühne“ ist der Name des Festivals, tatsächlich findet aber auch viel Deutsch abseits der Bühne statt. In Pausen wird gelacht, geplauscht und mit der Fremdsprache experimentiert. In dieser ausgelassen-fröhlichen Klassenfahrt-Atmosphäre hat jeder Spaß, sein Deutsch zu zeigen und zu üben. Das Ziel des Festivals, das Constanze Krüger als „Motivation und Spaß am Deutschlernen“ benennt, scheint allemal erfüllt.

Katharina Frick

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