Am 31. Mai gedenkt Kasachstan der Opfer der politischen Repressionen in der Sowjetunion. Millionen Menschen starben in Arbeitslagern, während erzwungener Hungersnöte, bei Säuberungen und Deportationen. Die Volksversammlung in Kasachstan erinnert „im Namen der Zukunft“ an die Repressionen durch verschiedene Projekte.
Freiwillig sind sie nicht nach Kasachstan gekommen. Millionen Deutsche, Polen, Balten, Kaukasier, Koreaner, Tartaren und viele andere wurden unter Stalin in das zentralasiatische Land deportiert. Die einheimischen Kasachen litten schon zuvor unter dem Holodomor und den politischen Repressionen. Elf Arbeitslager des Gulag-Systems gab es in der Sowjetrepublik, in denen vom einfachen Arbeiter bis zum Intellektuellen jede Schicht vertreten war.
Der Opfer politischer Repressionen wird in Kasachstan jedes Jahr am 31. Mai gedacht. Im ganzen Land finden an diesem Tag Gedenkveranstaltungen und Trauerfeiern statt. Präsident Nursultan Nasarbajew hatte den 31. Mai 1997 zum Gedenktag erklärt.
Heute leben rund 130 Ethnien in Kasachstan. Sie sind in der Versammlung der Völker Kasachstans vertreten. Um an die Opfer politischer Repressionen zu erinnern, hat die Volksversammlung 2010 das Projekt „Erinnern im Namen der Zukunft“ ins Leben gerufen. Dafür organisiert die Volksversammlung jedes Jahr Gedenkveranstaltungen in den verschiedenen Regionen des Landes, auch in den ehemaligen Lagern „Alzhir“, „Karlag“ und „Steplag“. Das Projekt soll den Dialog mit Wissenschaftlern, Historikern und Politikern ermöglichen.
In diesem Jahr fand das Internationale Forum in Kysylorda statt. Die ehemalige Hauptstadt der Kasachischen SSR erfuhr vor allem in den 1930er und 1940er Jahren einen Bevölkerungszuwachs aufgrund der Deportationen aus der Ukraine, Belarus, der Krim, dem Nordkaukasus und dem fernen Osten. Die Abgeordneten der Volksversammlung statteten dem Dorf Nagi Iljasow einen Besuch ab, das für seinen wirtschaftlichen Erfolg bekannt ist. Außerdem besuchten sie das Rehabilitationszentrum Talsuat für Kinder mit Behinderungen. Auch der Film „Alzhir“, der an den 80. Jahrestag des Beginns der Repressionen erinnert, wurde auf dem Forum gezeigt.
In den vergangenen Jahren hat die Volksversammlung unter anderem an die Gründung des Karlag im Jahr 1931 erinnert – eines der größten Zwangsarbeitslager in der Sowjetunion. 2012 war ein Projekt dem 80. Jahrestag des Holodomors in Kasachstan und dem Beginn der Deportationen 1937 gewidmet. Präsident Nursultan Nasarbajew sagte damals, dass die Ursache der Repressionen das unmenschliche totalitäre System der Sowjetunion gewesen sei. Kasachstan sei dadurch allerdings auch zu einer neuen Heimat für Millionen Vertriebene geworden.
Im Rahmen des Projektes wurden außerdem Denkmäler errichtet, die an die Deportierten erinnern sollen, Theaterstücke aufgeführt und Treffen mit Nachfahren von Opfern der Repressionen organsiert. 2016 wurde schließlich der „Saal des Rates für sozialen Zusammenhalt“ in Scheskasgan eröffnet. In der Versammlung der Völker Kasachstans sitzen 384 Vertreter aller ethnischer Gruppen, die aus regionalen Volksversammlungen gewählt werden. Die Mitglieder der Volksversammlung können Gesetzesentwürfe einbringen und neun Abgeordnete in die Maschilis wählen. Die Volksversammlung überprüft Gesetze auf ihre Übereinstimmung mit Artikel 39 der Verfassung, der ethnische Spannungen verhindern soll.