Schauspielerin des Deutschen Theaters Kasachstan, die Kasachstandeutsche Xenia Mukstadt erzählt über ihre Erfahrungen im Schauspiel, das Theaterleben und auch über das Stück „Contact@net“, in der sie die Hauptrolle als Leila hat.

Xenia, warum hast du dich entschieden, Schauspielerin zu werden?

Xenia Mukstadt | Foto: Alissa Tschikmakowa

Als ich etwa zwölf Jahre alt war, entschied ich, dass ich Schauspielerin werden möchte. Es hat mich schon immer beschäftigt. Ich unternahm aber keine besonderen Anstrengungen und hatte das Gefühl, dass alles von allein geschehen wird. Später bin ich an die Universität gegangen, allerdings nicht in die Schauspielerei, sondern an das philologische Institut zu einem Dolmetscherstudium. Das ist meine erste Ausbildung. Nachdem ich in meiner ersten praktischen Tätigkeit zwei Wochen als Übersetzerin gearbeitet hatte, verstand ich, dass ich mich niemals damit begnügen kann, tagelang im Büro zu sitzen. Bald darauf bin ich zum Theater „Obras“ gegangen, wo Natascha Dubs Schauspielkurse leitete.

Ich war 19 Jahre alt und habe mich ins Theater verliebt. Natascha lud mich später zur Nationalen Schurgenew-Kunstakademie in den deutschen Kurs, ein. Bis zu dieser Zeit, hatte ich nicht Deutsch gelernt, obwohl ich zur deutschen Minderheit gehöre und viele Verwandte in Deutschland habe. So ist meine Verbindung zum Deutschen Haus entstanden – das hat mir auch geholfen, die Ausbildung zu bezahlen.

Was sind deine Pläne für die Zukunft? Im Deutschen Theater zu bleiben und sich schauspielerisch zu entwickeln? Oder etwas Neues auszuprobieren?

Ich habe keine Pläne, irgendwohin zu gehen. Ich stelle mich nicht in anderen Theatern Almatys oder gar Kasachstans vor. Theater — das sind Menschen! Und ich hänge sehr an den Menschen, mit denen ich derzeit arbeite. Es geht mir nahe, was Natascha im Theater macht, wie sie das Theater sieht, und deshalb gefällt es mir sehr, womit ich mich hier beschäftige. Ich frage mich, ob ich hier nur Schauspielerin sein möchte… Vielleicht gehe ich weiter, und werde einmal zu
Theaterregie wechseln.

Als du begannst, im deutschen Theater zu spielen, war es da schwierig, sich im Kollektiv einzufinden? Welche Atmosphäre haben die Proben? Sind die Beziehungen freundschaftlich?

Als wir anfingen, waren wir alle tatsächlich aus einem Kurs, deshalb hatten wir keine besonderen Probleme im Umgang. Natürlich hatten wir zunächst ein wenig die Befürchtung, wir müssten uns aneinander gewöhnen. Aber jetzt, zwei Jahre später, wenn ich uns anschaue, kommt es mir vor, als ob wir uns schon ewig kennten.

Xenia Mukstadt bei der Aufführung “Frühlingserwachen” nach Frank Wedekind. | Foto: DTK

Welche Gestalten gefallen dir am meisten? In welche Rollen kannst du dich leichter einleben?

Natascha Dubs hat uns anerzogen, dass es keine Rollen gibt, die gefallen oder nicht gefallen können. Mir gefällt, was kompliziert ist, besonders in letzter Zeit. Früher, als ich noch an der Akademie studierte, gefielen mir eher die Rollen, die meinem Charakter mehr entsprachen. Und jetzt interessieren mich Rollen, die mir nicht eigen sind, die bei mir Widerstand erzwingen und komplexer sind. Aber öfter fallen mir die launischen und ein wenig exzentrischen
Heldinnen zu.

Eine der letzten Aufführungen mit deiner Teilnahme war „Contact@net“. Erzähle bitte ein wenig vom Prozess der Vorbereitung, von den Proben und ob dir deine Heldin Leila nahe ging.

Wir spielten dieses Stück bereits im zweiten Studienjahr der Akademie. Die Premiere fand dann noch im zweiten oder dritten Jahr statt. Wir waren 19-20 Jahre alt und es war sehr spannend. Es war eine der Diplomaufführungen, und ich stand das erste Mal im Leben auf der Bühne vor echten Zuschauern. Nach einiger Zeit begannen wir mit der „Galerie Tengri Umai“ zu arbeiten und dort zu spielen. Es war zunächst sehr kompliziert, das Licht aufzubauen und die Dekorationen zu, durchdenken. Aber im Endeffekt wurde alles sehr harmonisch. Und es kommt mir so vor, als ob wir dort schon immer gespielt hätten. Vielleicht, weil wir einander sehr gut fühlen. Ob mir meine Heldin nahe ist, kann ich eindeutig mit ja beantworten. Gerade in Bezug auf Leilas innere Nervosität, Empfindsamkeit und Lebhaftigkeit. Irgendwie entspricht es auch meinem Inneren, denn ohne dies hätte ich sie nicht spielen können. Für mich ist es angenehm, diese Figur darzustellen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Alissa Tschikmakowa

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