Die Zeichen stehen auf Sturm in der Weltwirtschaft, zwar nicht ganz eindeutig, aber doch zunehmend. Anlass zur Beunruhigung geben dabei mindestens drei globale Faktoren. Der erste ist der stetig steigende Preis für den schwarzen Schmierstoff der Weltenergiewirtschaft – das Erdöl.
Er überschreitet phasenweise bereits die Grenze von 90 Dollar pro Barrel und Experten schließen ein Ansteigen auf 100 Dollar oder mehr nicht mehr aus.
Steigende Ölpreise aber verteuern die Produktion und erhöhen die Transportkosten oder, vereinfacht gesagt, sie lassen die Inflation steigen. In der Eurozone zum Beispiel nähert sich diese Kennziffer bereits der Drei-Prozent-Marke, was für diese Region bedenklich viel ist. Die Verbraucher konsumieren bei steigenden Preisen ganz einfach weniger, und folglich werden die Produzenten weniger herstellen. Hält diese Tendenz länger an, wird die Arbeitslosigkeit steigen, und es entstehen hieraus entsprechende soziale und politische Probleme. Eigentlich müssten die Nationalbanken in solchen Situationen die Leitzinsen erhöhen, also neues Geld in Form von Krediten teurer machen und so den Anstieg der Geldmenge als wesentliche Ursache für die Inflationsgefahr verringern. Im Moment können sie dies aber kaum tun, da der zweite Gefahrenfaktor für die Weltwirtschaft noch nicht ausgeräumt ist. Es ist die Immobilienkrise auf dem amerikanischen Markt, die infolge der Verbriefung und des Verkaufs von schlechten Immobilienkrediten an weltweit verstreute Investoren zu einem umfassenden Vertrauensschwund im Bankensektor weltweit geführt hat. Normalerweise leihen sich die Banken bei anderen Banken kurzfristiges Geld aus und erhalten so ihre Liquidität. Da jedoch im Moment niemand richtig weiß, welche Problempositionen die bisherigen Geschäftspartner in ihren Bilanzen haben, hält manche Bank auch dann die Taschen zu, wenn sie eigentlich genügend Geld verleihen könnte. Zu groß wird das Risiko eines möglichen Verlustes des verborgten Geldes eingeschätzt.
Die aktuellen Nachrichten von dieser Seite sind auch mehr als beunruhigend; schließlich mussten große und eigentlich höchst professionell geführte Geldhäuser, wie die Schweizer Bank UBS, die amerikanische Merrill Lynch Gesellschaft oder die Deutsche Bank große Verluste aus den Geschäften auf dem US-Immobilienmarkt verkünden und in großen Mengen Leute entlassen. Das Vertrauen in die Professionalität mancher (nicht aller !) Banken ist dadurch naturgemäß eingeschränkt. Auf jeden Fall vergibt der Bankensektor insgesamt auf absehbare Zeit wesentlich vorsichtiger als bisher Kredite an die Realwirtschaft, was natürlich deren Entwicklung bremsen muss. Um die Liquidität, die bisher zum Teil durch Zwischenbankenkredite gesichert wurde zu garantieren, haben die großen Nationalbanken entweder die Zinssätze gesenkt und damit Geld billiger gemacht oder sie haben in großen Mengen frisches Geld in den Markt gepumpt, um das restriktive Verhalten der Banken bei der Kreditvergabe untereinander auszugleichen. Geldpolitisch ist das aber höchst problematisch, wird doch die größere umlaufende Geldmenge wieder die Inflation anheizen, die bereits jetzt Anlass zur Beunruhigung gibt. Hier wird heute ein Problem für die Zukunft geschaffen.
Der dritte und letzte hier kurz zu betrachtende Problemfaktor ist der fallende Dollar oder andersherum, die von starker Aufwertung gezeichneten Euro, Yen, Britisches Pfund und andere Nicht-Dollar-Währungen. Jetzt kostet der Euro zum Beispiel schon 1,44 US-Dollar, noch vor einem Jahr waren dafür etwa 20 US-Cent weniger zu bezahlen. Das heißt also, europäische Waren werden in US-Dollar teurer und demnach weniger nachgefragt. Das wird vor allem die auf den Export orientierten europäischen Produzenten negativ treffen, die aus verschiedenen Gründen nicht im Dollarraum produzieren und so das Wechselkursrisiko umgehen können.
Für Kasachstan sind eigentlich alle drei Faktoren von bestimmender Bedeutung: ein hoher Ölpreis wird langfristig den Übergang zur Nutzung anderer Energiequellen beschleunigen und kurzfristig die Gefahr einer weltweiten Rezession heraufbeschwören. Die Immobilienkrise in den USA bewirkt auch hierzulande ein vorsichtigeres Agieren der Banken hinsichtlich der Kreditvergabe an die heimische Realwirtschaft. Der fallende Dollarkurs, beziehungsweise die Aufwertung des Tenge verbilligt die Importe und schafft den heimischen Produzenten zusätzliche preisliche Konkurrenz, die sie eigentlich gar nicht gebrauchen können.
Die Hoffnung der Weltwirtschaft ruht im Moment auf China, Indien und anderen Schwellenländern. Gelingt es diesen Staaten, ihr hohes Wirtschaftswachstum beizubehalten und eine hohe Importnachfrage zu erhalten, wären die Probleme der entwickelten Industriestaaten leichter lösbar. Doch im Moment nehmen die Fragezeichen eher zu, der Ausgang ist ungewiss und im Moment kaum prognostizierbar.
Bodo Lochmann
02/11/07