Wie leicht oder schwer ist es für eine Frau, in Usbekistan Karriere zu machen? Kristina Ogonjanz befragte in Taschkent sechs Frauen und einen Mann nach ihren Erfahrungen in Sachen Frauen und beruflichem Erfolg in Usbekistan. Die Antworten sind dabei sehr unterschiedlich ausgefallen.
/Fotos: Kristina Ogonjanz/
In Usbekistan leben derzeit ungefähr 14 Millionen Frauen. Fast 60 Prozent von Ihnen sind dabei berufstätig, und der Anteil der von Frauen geführten Unternehmen beträgt etwa 20 Prozent. Auch in der Politik mischen Frauen mit, 9,5 Prozent der Abgeordneten sind weiblich – für ein orientalisches Land ist das relativ viel. Die Vorsitzende des Verfassungsgerichts und die Stellvertretende Premierministerin sind hier beispielhaft zu nennen.
Natella, 12 Jahre alt, Schülerin:
„Ja, natürlich können hier Frauen Karriere machen, warum nicht! Wir Mädchen haben besondere Eigenschaften, wie sie die Jungen nicht haben: Wir sind gewitzt und klug. Wir können alles!“
Etibor Sultanowa, Doktor der Politik, Beraterin des Chokims (Bürgermeister) in politischen Fragen:
„Die Frau kann und soll Karriere machen. Sie soll politisch aktiv und vielseitig sein. Aber dafür braucht sie viel mehr Kraft als der Mann. Sie muss Geduld haben, zielstrebig und fleißig sein. Zeit zum Selbstmitleid hat sie nicht. Was für mich noch wichtig ist: Frau zu sein, heißt vor allem, gut auszusehen!“
Nargisa, 21 Jahre alt, Studentin: „Ich denke schon, das es für Frauen möglich ist, im Orient Karriere zu machen. Alles steht und fällt aber mit der Unterstützung, die eine Frau in ihrer Familie bekommt. Wenn du neben dir einen Menschen hast, der dich versteht, kannst du alles schaffen. Wenn nicht, musst du entscheiden: Karriere oder Familie.“ |
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Schuchrat, 20 Jahre alt, künftiger Politologe: „In den Großstädten ist das möglich. Die Frauen hier sind liberaler und weniger konservativ. Sie können selbst entscheiden, wo sie leben und arbeiten wollen. Auf dem Lande und in Kleinstädten sieht das anders aus, denn dort entscheiden alles die Eltern und nicht die Frauen oder Mädchen selbst.“ |
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Ferusa, 55 Jahre alt, Lehrerin mit vier Kindern: „Sicher ist Karriere für Frauen möglich. Aber dafür brauchen sie viel Energie. Und die können sie nur in der Familie finden. Von ihnen wird verlangt, Familie und Beruf gleichermaßen zu meistern. Ihre Kinder können ihnen die dazu nötige Kraft geben. Es gibt hier viele Frauen, die Karriere gemacht haben.“ |
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Ilmira, 19 Jahre alt: „Was den Orient und seine Kultur angeht, kann ich nur deutlich ‚nein’ sagen. Nach den hiesigen Sitten und Bräuchen soll die Frau zu Hause sitzen und sich um Ehemann und Kinder kümmern. Es gibt sicher Fälle, in denen eine Frau Karriere macht und gleichzeitig sehr glücklich mit der Familie ist. Aber das hängt von der Umgebung ab, in der sie lebt. |
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Sascha, 35 Jahre alt, Illustratorin: „Ja, das ist möglich. Aber die Frauen hier bevorzugen es meist, zu Hause zu bleiben. Ich persönlich möchte den Frauen raten, keine Karriere zu machen. Die Frau soll kreativ sein und ihre inneren Fähigkeiten entwickeln. Herzlichkeit und Großzügigkeit sind die Dinge, die sie sich auf jeden Fall bewahren soll.“
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03/10/08 |