Am 28. August gedachten Russlanddeutsche in allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion der Deportation. Wie der Tag in Karaganda begangen wurde, berichtet Nadeschda Dubrowa.

„Und bis zu unserer Todesstunde
Vergessen kaum den Tag wir und das Jahr,
Wo nach Sibirien in die rauen Lande
Das deutsche Volk vertrieben war.
Nicht vom Gericht verdammte einzelne Personen,
Nicht Dörfer, Städte – nein, total!“

Der 28. August ist ein besonderes Datum für die Russlanddeutschen. An diesem Tag, im Jahre 1941, wurde vom Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR der Erlass über die Deportation der Wolgadeutschen bekanntgegeben. Dieses Ereignis hatte die schrecklichsten Folgen für die deutsche Bevölkerung der ehemaligen Sowjetunion – Verlust der Heimat, erniedrigende Deportation, Leben als Sondersiedler, Zwangsarbeit und Hungertod. Sehr viele blieben nach diesen schwierigen Zeiten nicht am Leben. Die Überlebenden bewahren dieses Geschehen in ihrem Gedächtnis. Ihre Erinnerungen vermitteln sie ihren Kindern und Enkeln. Und wir, die Nachkommen, geben sie unsererseits weiter.

Schon seit vielen Jahren ist der 28. August ein Trauer- und Gedenktag. Die Russlanddeutschen versammeln sich an diesem Datum in allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion, um ihrer Brüder und Schwestern, ihrer Eltern und Großeltern zu gedenken. Auch in Karaganda fand eine dem Gedenktag gewidmete Veranstaltung statt. Sie wurde vom Jugendklub „Grashüpfer“ vorbereitet und durchgeführt.

Die Veranstaltung begann mit einem kleinen Vortrag über die Geschichte der Russlanddeutschen von Tatjana Owtscharowa. Der Vorsitzende des Kulturzentrums Viktor Kist verlas die Namen jüngst gestorbener Russlanddeutscher aus Karaganda. Teile des Films „Geschichte und Schicksale vor und nach 1941“ wurden gezeigt. Auch der Vertreter der Mennonitengemeinde, Pawel Kulikow, nahm an der Veranstaltung teil. Er erzählte einen Vorfall aus seiner Kindheit, die er unter den Russlanddeutschen verbrachte, und sprach ein Dank- und Segensgebet.

Die Zuschauer waren neben alten Menschen, die die schreckliche Deportation und das Leben hinter dem Stacheldraht miterlebt haben, auch ihre Nachkommen, die aus den Erzählungen der älteren Generation davon wissen.

Nach der Veranstaltung blieben unsere Senioren im Zentrum. Sie führten Gespräche, tauschten Nachrichten aus und gedachten der Verstorbenen. Sie nennen einander Mitglieder einer großen Familie. Und jetzt ist das Deutsche Zentrum der „Wiedergeburt“ ihr Heim.

Von Nadeschda Dubrowa

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