Berlin wird in diesem Jahr der Gastgeber eines besonderen kulturellen Ereignisses sein: dem ersten Zentralasiatischen Kurzfilmfestival mit dem Titel „Central Asia: At the Crossroads“.

Das Festival bietet eine Plattform für Geschichten aus einer Region, die in globalen Diskursen oft im Schatten steht. Organisiert wird die Veranstaltung von der Gruppe des Shortfilmfestes, mit Unterstützung von Studierenden und Forschenden des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin. Diese Premiere hat das Potenzial, zentralasiatische Filmkunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Im Mittelpunkt stehen die vielfältigen Identitäten und Erzählungen aus Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan sowie der Uigurischen Region in China.

Mit dem Ziel, den Dialog zu fördern und die zeitgenössische Filmkunst Zentralasiens sichtbarer zu machen, rückt das Festival Themen wie Identität, Kultur und Tradition, marginalisierte Gemeinschaften sowie Umweltfragen in den Mittelpunkt.

Warum gerade jetzt?

Zentralasiatische Filme haben in den vergangenen Jahren zunehmend internationale Anerkennung gefunden. So wurde auf der Berlinale 2025 unter dem Titel „Kadet“ ein Werk des kasachischen Regisseurs Adilkhan Yerzhanov gezeigt – ein Film, der die komplexen sozialen Dynamiken innerhalb einer Kadettenschule thematisiert. Auch auf anderen internationalen Festivals, etwa dem GoEast Festival in Wiesbaden, wurden junge Filmschaffende aus Zentralasien gefeiert. Diese Entwicklung zeigt ein wachsendes Interesse an den kreativen Stimmen der Region.

Die Darstellung Zentralasiens in westlichen Medien und Kunstformen ist jedoch nach wie vor von emotionalisierten Perspektiven geprägt. Beispiele dafür sind die Nutzung kasachischer Landschaften in einem Musikvideo von Rammstein oder stereotype Erzählweisen in Dokumentationen wie „Along the New Silk Road“. Das Festival setzt genau hier an: Es will diese Klischees hinterfragen und authentische Einblicke in die Kulturen und Geschichten Zentralasiens ermöglichen. Und genau dabei können die Werke der zentralasiatischen Kinematographen mithelfen.

Die Filmindustrie Zentralasiens hat bereits eine Reihe herausragender Talente hervorgebracht: Serik Aprymov aus Kasachstan wurde mit seinem Film „Aksuat“ international bekannt, insbesondere durch die Teilnahme dieses Streifens an renommierten Filmfestivals. Aktan Abdykalikov aus Kirgisistan gilt mit seinem Werk „Beshkempir“ als einer der wichtigsten Vertreter des zentralasiatischen Kinos. Bakhtiyar Khudoinazarov aus Tadschikistan erregte weltweite Aufmerksamkeit mit Filmen wie „Kosh ba Kosh“.

Solche prominenten Beispiele zeigen, dass zentralasiatische Filme längst nicht mehr nur lokal relevant sind – sie greifen universelle Themen auf, die weit über geografische Grenzen hinaus Bedeutung haben. Denn Kunst spricht eine Sprache, die Menschen auf der ganzen Welt verstehen können.

Das Festivalprogramm

Das Festival lädt Filmschaffende ein, Kurzfilme mit einer Länge von maximal 30 Minuten einzureichen. Alle Genres sind willkommen – entscheidend ist, dass die Filme entweder aus Zentralasien stammen oder sich thematisch mit der Region befassen. Die Teilnahme ist kostenlos, allerdings müssen alle eingereichten Filme englische Untertitel enthalten.

Neben den Filmvorführungen erwartet die Besucher:innen ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Live-Performances und Diskussionsrunden – ein interaktiver Raum für Austausch, Reflexion und neue Perspektiven.

Dieses Festival bietet eine einzigartige Gelegenheit – sowohl für Filmschaffende als auch für Zuschauer:innen. Für Erstere ist es eine Plattform, um den interkulturellen Dialog zu fördern, über die eigene Arbeit zu sprechen und ihren Stil einem internationalen Publikum vorzustellen. Für die Zuschauer:innen eröffnet sich die Möglichkeit, neue filmische Ausdrucksformen zu entdecken und mehr über die kulturelle Vielfalt Zentralasiens zu erfahren.

Das Zentralasiatische Kurzfilmfestival ist mehr als nur eine Filmveranstaltung – es ist ein Schritt hin zu einem besseren Verständnis einer faszinierenden Region. Ob als Filmschaffende oder als Publikum: jede Teilnahme wird ein bisschen dazu beitragen, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Filmschaffende können ihre Werke bis zum 1. Juli einreichen.

Darya Koppel

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