Große Bühne, große Worte – doch was bleibt am Ende? Schon zu Beginn des Tages der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan wurde deutlich, dass die Erwartungen hoch, die Herausforderungen aber ebenso groß sind. Zwar beschwören alle Redner aus Politik und Wirtschaft die Chancen der Region, doch hinter den Kulissen ist von rechtlichen Unsicherheiten, von bürokratischen Hürden und einer schleppenden Umsetzung die Rede. Auch bei der Energiewende klafft wohl eine Lücke zwischen Anspruch und Realität: Während in den Panels ambitionierte Ziele diskutiert wurden, bezieht Kasachstan noch immer den Großteil seiner Energie aus Kohle.
Schon beim Eintreffen der zahlreichen Gäste im Mercedes-Benz-Center in Almaty war die besondere Atmosphäre der Jubiläumskonferenz spürbar. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Diplomatie nutzten den Begrüßungskaffee, um erste Gespräche zu führen und neue Kontakte zu knüpfen. Der offizielle Auftakt erfolgte durch Eduard Kinsbruner, den Delegierten der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien, der die Bedeutung des Tages der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der AHK Zentralasien hervorhob.
Die anschließende Plenarsitzung unterstrich die hohe politische und wirtschaftliche Relevanz der Veranstaltung. In den Beiträgen von Regierungsvertretern Kasachstans und Deutschlands, der deutschen Botschafterin in Kasachstan Monika Iwersen sowie ihres Amtskollegen in Deutschland S.E. Nurlan Onzhanov, sowie in den Auftritten von Spitzenrepräsentanten führender Wirtschaftsorganisationen wurde deutlich, wie eng die Beziehungen beider Länder inzwischen verflochten sind. Dabei standen Themen wie Investitionssicherheit, Handelsperspektiven und die Rolle Zentralasiens im globalen Wirtschaftsgeschehen im Mittelpunkt. Besonders eindrucksvoll waren die beiderseitigen Bekundungen, dass die deutsch-kasachstanische Partnerschaft nicht nur von stabilen politischen Rahmenbedingungen getragen wird, sondern auch von einer langen Tradition des gegenseitigen Vertrauens.
Zurück in die 90er Jahre
Ein Rückblick im ersten AHK-Talk führte in die 1990er Jahre, als die deutsche Wirtschaft in Kasachstan noch vor großen Unsicherheiten stand. Damals wie heute gilt: Investoren brauchen Vertrauen und Stabilität – zwei Faktoren, die bis heute nicht immer verlässlich gegeben sind.
In der ersten Panelsitzung „Investment follows Trade“ wurden zwar die Chancen Kasachstans als Handelsdrehscheibe hervorgehoben, doch auch hier gab es Schattenseiten zu konstatieren, die von einer unzureichenden Infrastruktur über eine komplizierte Logistik bis hin zur politischen Einflussnahmen reichten. Deutsche Unternehmen spielen beim Aufbau einer gegenseitig vorteilhaften Kooperation eine wichtige Rolle, denn oft sind sie es, die mit technologischem Know-how, mit nachhaltigen Finanzierungsmodellen oder mit ihrer Erfahrung in der internationalen Zusammenarbeit einen wichtigen Impuls zu leisten haben. Die Chancen für erfolgreiche Kooperationen sind da, doch der Weg bleibt steinig.
Am späten Nachmittag richtete sich der Blick der Konferenzteilnehmer noch einmal klar in die Zukunft. Unter der Überschrift „Der Blick nach vorne – Wachstums- und Zukunftsregion Zentralasien“ stellten Fachleute heraus, dass Kasachstan und die gesamte Region in den kommenden Jahren ein enormes Entwicklungspotenzial besitzen.
Dabei wurde deutlich, dass sich gerade für deutsche Unternehmen vielfältige Chancen ergeben – sei es im Bereich der Rechts- und Investitionssicherheit, bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle oder in der Begleitung von Transformationsprozessen. Rechtsanwalt Nikolai Knorr und Unternehmer Ulf Schneider unterstrichen, dass Zentralasien in den nächsten Jahren nicht nur als Absatzmarkt, sondern zunehmend auch als Partner für langfristige Projekte an Bedeutung gewinnen werde.
Energiewende in Zentralasien: Mehr Schein als Sein?
Im Anschluss daran stand die zweite große Panelsitzung auf dem Programm, die sich einem der drängendsten Themen unserer Zeit widmete: der Energiewende. Unter dem Titel „Energiewende in Zentralasien als wirtschaftliche Chance“ wurde intensiv diskutiert, wie deutsche Technologien und Investitionen zur Dekarbonisierung des Energiesektors beitragen können. Alle waren sich einig, dass die Umstellung nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
Aber dennoch blieben einige Zweifel: Wie schnell kann ein Land, das noch stark auf Kohle setzt, tatsächlich umsteuern? Und welche Rolle spielen dabei staatliche Konzerne, die ihre eigenen Interessen verfolgen? Die offene Debatte verdeutlichte, dass es hier nicht nur um Belange der Technik, sondern auch um ganz konkrete Fragen von Macht und Einfluss geht. Wiederholt wurde hervorgehoben, dass eine enge Zusammenarbeit mit deutschen Firmen bei Fragen der Effizienzsteigerung, beim Ausbau erneuerbarer Energien und bei innovativen Speicherlösungen vorteilhaft und in einigen Fällen sogar unverzichtbar sei. Die Diskussion war dabei keineswegs rein theoretisch: Praktische Erfahrungen und konkrete Projektbeispiele zeigten, wie derartige Kooperationen bereits heute funktionieren und welche Hindernisse noch zu überwinden sind.
Zum Abschluss der Veranstaltung bot das Oktoberfest einen stimmungsvollen Rahmen. Bei echt bayerischen Bier und Spezialitäten kamen die Gäste zusammen, knüpften neue Kontakte und führten ihre Gespräche in lockerer Atmosphäre fort. Für einen Abend rückten etwaige Probleme in den Hintergrund, und der persönliche Austausch stand im Mittelpunkt. Doch die entscheidenden Fragen bleiben: Wird Kasachstan den Worten auch Taten folgen lassen? Können deutsche Unternehmen die versprochenen Chancen wirklich nutzen? Und wird die Energiewende in Zentralasien rechtzeitig gelingen?
Annabel Rosin
Der Tag der Deutschen Wirtschaft (TDW) ist die wichtigste Plattform für deutsche Unternehmen in Kasachstan und Zentralasien. Seit vielen Jahren veranstaltet die Delegation der Deutschen Wirtschaft (AHK) diese Konferenz, bei der sich Vertreter aus Politik, Diplomatie, Wirtschaft und Wissenschaft treffen.
Ziele des TDW sind:
• Austausch über aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen
• Vorstellung deutscher Technologien und Expertise
• Vernetzung kasachstanischer und deutscher Unternehmen
• Vorbereitung konkreter Projekte und Investitionen
Neben den offiziellen Plenarsitzungen und Fachpanels spielt der persönliche Austausch eine zentrale Rolle: Viele Kooperationen entstehen zunächst in informellen Gesprächen am Rande. Das diesjährige Motto „30 Jahre AHK Zentralasien“ verlieh der Veranstaltung in Almaty einen besonderen Rahmen. Drei Jahrzehnte nach der Gründung der AHK blicken deutsche Firmen nicht nur auf eine lange Zusammenarbeit zurück, sondern auch auf die Frage nach ihrer künftigen Rolle in einer Region, die zwischen großen Chancen und geopolitischen Risiken steht.
Hach, diese Jubiläumsfeier der Deutschen Wirtschaft in Almaty! Manche reden schon von 30 Jahren AHK – mal schauen, wie lange die kasachstanischen Investoren noch auf echte dekarbonisierte Chancen warten müssen. Die Kohle im Energiesektor scheint ja noch ein paar Jahrzehnte zu halten, zumindest in der Diskussion. Das Oktoberfest-Teil war ja nett, da wurde zumindest die Logistik der Bierlieferung vorgestellt. Ob die deutschen Firmen die versprochenen Chancen nutzen? Mal sehen, ob die „Chancen Kasachstans als Handelsdrehscheibe nicht doch wieder eher ein „Handelsdrehscheibe für Versprechungen bleibt. Langsam wird ja fast zu viel Vertrauen in diese Partnerschaft angelegt – aber wer kennt sie nicht, die deutsche Zuverlässigkeit? app đếm ngược thời gian học