Zwei Wochen, die allen Beteiligten im Gedächtnis bleiben werden: Die Sommerschule 2025, die vom DAAD finanziert und von der Freien Universität Berlin (FU) sowie der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty (DKU) organisiert wurde, brachte 14 deutsche und 11 kasachische Studierende zusammen. Am 15. September begann das Abenteuer – viele Teilnehmende kannten sich vorher nicht, ihre Neugier war dafür um so größer.
Zum Auftakt stellten Prof. Susanne Strätling (FU) und DKU-Präsident Prof. Wolrad Rommel zentrale Fragen: Was bedeuten Infrastrukturen? Welche Rolle spielen Ressourcen in Zentralasien – und welche Verbindungen gibt es nach Deutschland?
Danach bauten Sprachkurse in Kasachisch, Russisch und Deutsch neue Brücken. Am Nachmittag führte eine erste Stadttour über den Platz der Republik, zum Abay-Denkmal und in den Panfilow-Park – und zeigte: Auch die Einheimischen entdecken ihre Stadt neu, wenn sie diese einmal – gemeinsam mit den Gästen – mit anderen Augen erblicken.
Zentralasien muss Lösungen finden
Am zweiten Tag wurde es ernst: Wasserknappheit und Gletscherschmelze standen auf dem Programm. Prof. Rost und Prof. Mez (FU) zeichneten ein düsteres Bild. Zentralasien, so die Botschaft, muss schnell Lösungen finden. Beim Besuch im Büro von CAREC, einer regionalen Umweltorganisation, wurde klar, worin die Hürden auf dem Weg zu schnellen Lösungen bestehen: das Interesse ist zwar da, doch ohne ausländische Finanzierung bleibt vieles im Ansatz stecken.
Am folgenden Tag sorgte das Thema Bodenschätze wie seltene Erden, Öl und Kohle für hitzige Diskussionen – wieviel Ausbeutung ist erlaubt, wieviel Verarbeitung ist nötig? Und zum Tagesabschluss verdeutlichte der Filmabend „Bakaj’s Alm“, wie tief Fragen der Ressourcen und Infrastrukturen in der Kulturgeschichte der Region verankert sind.
Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Energie: Prof. Grigoriadis (FU) sprach über internationale Öl- und Gasmärkte, während Dr. Andresh (GIZ) den Blick nach vorn lenkte – zum grünen Wasserstoff. Nachmittags dann ein Kontrast: das frisch eröffnete Museum of Arts in Almaty. Moderne Kunst traf hier auf Steppe, Aralsee und Atomtests – eindrucksvolle Spiegelungen kasachischer Realität. Am Freitag blickten Prof. Kindler (FU) und Prof. Sultanov (DKU) zurück in die Zeit der Zaren und der Sowjets, bevor die Gruppe abends eine Probe im Deutschen Theater besuchte.
Ein Höhepunkt war die Exkursion ins Gebirge. Da die Seilbahn nach Shymbulak teilweise gesperrt war, hieß es improvisieren. Über das Tal des Kleinen Almatiner Flusses und vorbei am Schwarzen Wasserfall erklommen die Studierenden den Mynzhylky-Staudamm und standen schließlich vor dem Tuyuksu-Gletscher. Welch ein atemberaubendes Panorama, das nochmals eindringlich zeigte, was der Klimawandel für Folgen haben wird.
Wasserkraft als zentrale Energiequelle
Nach einem Ruhetag folgte die Exkursion ins Wasserkraftwerk Kapschagay. Anfangs war die Verwunderung groß – „Wollt ihr wirklich zu uns?“ –, doch dann führte der leitende Ingenieur souverän durch das Werk. Das Gespräch machte deutlich: Wasserkraft bleibt eine zentrale Energiequelle, doch der sinkende Wasserspiegel im Stausee stellt auch das Kraftwerk vor neue Herausforderungen.
Weitere Tage waren dem Aralsee, der Neulandkampagne Chruschtschows und den Folgen für Böden und Ethnien gewidmet. Der Film „Zavtra Morje“ zeigte Bewohner*innen, die trotz einer von Menschen verursachten Katastrophe neue Wege zum Leben und Überleben suchen. Politisch wurde es mit Dr. Beimenbetovs Vortrag zu Ölprotesten in Westkasachstan und mit Dr. Ten zur Sprachfrage zwischen Russisch und Kasachisch. Am Abend berichtete die NGO Green Salvation von ihrem Einsatz gegen Müll in den Bergen.
Auch die großen geopolitischen Fragen fehlten nicht: Frau Alipova (DKU) erklärte den „Mittleren Korridor“ zwischen China und Europa, während Prof. Rommel Verflechtungen und Vergleiche zu Europa aufzeigte. Bei der abschließenden Exkursion in die Stadtverwaltung präsentierten Vertreter*innen ehrgeizige Pläne für eine bessere Luft, für weniger Stau auf den Straßen, für neue Radwege und für eine smartere Stadt.
Der letzte Tag gehörte der Reflexion. Kritik an einzelnen Diskussionen gab es durchaus – doch das Positive überwog: wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn, persönliche Begegnungen, neue Freundschaften. Nach der Vergabe von Zertifikaten, die durch Kuchen und Erdbeeren versüßt wurde, verblieb noch Zeit für ein letztes gemeinsames Abendessen.
Und was bleibt? Zentralasien kämpft mit Wasser- und Klimaproblemen, doch die Region ist im Aufbruch. Sie will nicht länger als sowjetisches Erbe gelten, sondern als selbstbewusster Akteur. Genau hier setzte die Sommerschule an – als Teil des DAAD-Programms „Ost-West-Dialog“ und als Brücke zwischen Disziplinen, Generationen und Kulturen. Zwei intensive Wochen, die nicht nur ein akademisches Projekt waren, sondern auch ein Stück gelebte Kooperation, das hoffentlich lange nachwirkt.