Im August fand eine Reise auf der Seidenstraße in Usbekistan statt. Seit mehr als 150 Jahren leben Menschen deutscher Herkunft in dieser Region. Viele von ihnen kamen über die Wolga- und die Schwarzmeer-Gebiete nach Zentralasien und brachten ihre Sprache, Kultur und handwerkliche Traditionen mit. In Usbekistan entstanden mehrere deutsche Kolonien, in denen Gemeindeleben, Landwirtschaft und religiöse Praxis gepflegt wurden.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges änderte sich ihre Situation dramatisch. Am 17. August 1941 ordnete die sowjetische Regierung die Deportation der Russlanddeutschen aus den westlichen Gebieten „auf ewige Zeiten“ nach Sibirien und Zentralasien an. Insgesamt waren davon über 860.000 Menschen betroffen. Viele mussten in der sogenannten Arbeitsarmee unter schwersten Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Auch nach dem Kriegsende wurden weitere Familien in die mittelasiatischen Republiken gebracht.

Der Regierungserlass vom 13. Dezember 1955 hob den Status als Zwangssiedler zwar auf, erlaubte jedoch keine Rückkehr in die ursprünglichen Siedlungsgebiete. So entstanden in Usbekistan dauerhafte deutsche Gemeinschaften, die aus Wolga-, Kaukasus-, Schwarzmeer- und Wolhyniendeutschen zusammengesetzt waren. Erst ab Mitte der 1970er-Jahre konnten einzelne Familien nach Deutschland ausreisen.

Taschkent In Taschkent entwickelte sich das religiöse Zentrum der deutschen Minderheit. Die evangelische Kirche, 1896 im neugotischen Stil erbaut, ist ein wichtiges Zeugnis dieser Geschichte. Trotz Zweckentfremdung in der Stalinzeit, Erdbeben und Brandanschlägen blieb sie erhalten. 1990 konnte erstmals wieder ein Gottesdienst stattfinden – ein Neuanfang für die Gemeinde.

Samarkand Samarkand, ein bedeutender Ort an der historischen Seidenstraße, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für viele deportierte deutsche Familien zu einer neuen Heimat. Dort lebten sie in Mischgemeinden und brachten sich in Wirtschaft, Handwerk, Kultur und Bildung ein.

Buchara Auch in Buchara ließen sich nach den Deportationen deutsche Familien nieder. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Ort deutscher Erinnerungsgeschichte in Usbekistan, da hier viele Familien nach schweren Jahren in Sibirien und Tadschikistan erstmals wieder ein stabiles Leben aufbauen konnten.

Chiwa Eine besondere Rolle spielt die mennonitische Siedlung Ak-Metschet nahe Chiwa. Deutschsprachige Mennoniten aus der Wolgaregion ließen sich hier im
19. Jahrhundert nieder. Diese Gemeinschaft war eine der frühesten deutschen Siedlungen in Usbekistan und zeugt bis heute von der religiösen Tradition der deutschen Minderheit.

Heute leben die Nachkommen der deutschen Minderheit vor allem in Taschkent, Buchara, Samarkand und Fergana. Sie sind in deutschen Kulturzentren organisiert. Das Kulturzentrum „Wiedergeburt“, das 1990 gegründet wurde, widmet sich dem Erhalt der deutschen Sprache und Traditionen. Nach Schätzungen leben heute noch rund 8.000 Menschen mit deutschen Wurzeln in Usbekistan.

Am 25.08.2025 fand ein Besuch im Kulturzentrum der Deutschen „Wiedergeburt“ in Taschkent statt. Die Vorsitzende Elena Mironova und Leo Rung trafen sich zu einem Austausch. Dabei wurden die Bücher „Deutsche aus Usbekistan – Beitrag zur Wirtschaft der Wissenschaft und Kultur“ sowie „Deutsche aus Russland – und die Chronologie ihrer Flucht nach Amerika“ überreicht. 

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