Am Sonntag, den 16. November 2025, veranstaltete das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Almaty traditionsgemäß eine Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertags. Die Zeremonie fand im östlichen Teil des Zentralfriedhofs statt, wo 15 deutsche Kriegsgefangene ihre letzte Ruhe gefunden haben. Dieser stille Ort erinnert eindrücklich an das Leid und die Opfer von Krieg und staatlicher Gewalt.

An der Kranzniederlegung nahmen neben Generalkonsul Matthias Kiesler und seiner Ehefrau auch der Militärattaché der Deutschen Botschaft, Fregattenkapitän Kai Brand, sowie Pfarrer Alexander Kaus von der evangelisch-lutherische Kirche teil. Vertreter deutscher Institutionen in Almaty, das kultur-ethnische deutsche Gesellschaft „Wiedergeburt“ und die Redaktion der DAZ waren ebenfalls anwesend, um gemeinsam ein Zeichen des Erinnerns zu setzen.

Der Volkstrauertag, so Kiesler, sei seit 1952 ein staatlicher Gedenktag in Deutschland, an dem vor allem durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge der Opfer gedacht werde: „Weltweit betreut der Volksbund mehr als 800 Kriegsgräberstätten und Kriegsgefangenenfriedhöfe mit über 2,5 Millionen Toten, um ihnen ein würdiges Gedenken zu schaffen – so wie hier in Almaty.“

Kiesler erinnerte an die verheerenden Folgen des Zweiten Weltkriegs: „Vor achtzig Jahren endete der furchtbarste Krieg, den die Menschheit erlebt hat. Mehr als 55 Millionen Tote weltweit, Zivilisten und Soldaten – eine unfassbar große Zahl. Darunter die hier begrabenen Soldaten, die in der Gefangenschaft so harte Arbeiten leisten mussten, dass sie daran zugrunde gegangen sind.“

Zum Abschluss seiner Rede zitierte Kiesler die Worte von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die bei der Gedenkveranstaltung im Deutschen Bundestag im letzten Jahr gesprochen wurden: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

In seiner Rede unterstrich Fregattenkapitän Kai Brand die Bedeutung des Ortes und der Erinnerung: „Wir stehen heute hier, an einem stillen Ort der Erinnerung – weit entfernt von Deutschland, fernab der Heimat jener Männer, die hier ruhen. Fünfzehn deutsche Soldaten liegen auf diesem Friedhof in Almaty begraben – fünfzehn Seelen, die ihr Leben in einer Zeit großer Not und Ungewissheit verloren haben.

Gerade in dieser Abgeschiedenheit liegt eine besondere Würde. Sie erinnert uns daran, dass Leid, Verlust und Tod im Krieg keine Grenzen kennen. Hier, so weit von Europa entfernt, wird spürbar, wie weit die Schatten der Geschichte reichen – und wie tief sie bis heute wirken.“

„Frieden ist nichts Selbstverständliches. Er muss jeden Tag neu geschützt, verteidigt und mit Leben erfüllt werden – durch Haltung, durch Mitgefühl und durch gemeinsames Handeln.“

Die Zeremonie in Almaty war eine Mahnung an die Zerbrechlichkeit des Friedens, den Wert des menschlichen Lebens und die Bedeutung der historischen Erinnerung.

Der Volkstrauertag verbindet Generationen und Völker und unterstreicht: Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, doch wir tragen gemeinsam die Verantwortung für die Zukunft.

Die Gedenkveranstaltung endete mit einer Schweigeminute, in der aller Opfer gedacht wurde – von Soldaten über Zivilisten bis hin zu Deportierten und Verfolgten. Die Botschaft war eindeutig: Erinnerung verpflichtet. Sie fordert dazu auf, die Lehren der Geschichte nicht zu vergessen und sich für Frieden, Versöhnung und gegenseitiges Verständnis einzusetzen.

Der Volkstrauertag in Almaty ist damit mehr als ein Rückblick auf die Vergangenheit. Er ist ein Aufruf zum gemeinsamen Einsatz gegen Krieg, Hass und Gewalt – heute und für kommende Generationen.

Kristina Larina

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