Sie ist die älteste Universität Kasachstans: die Kasachische Nationale Pädagogische Universität (KazNPU) in Almaty. Gegründet am 1. September 1928 bildet sie hauptsächlich zukünftige Lehrkräfte aus. Ihren Namen verdankt die Universität dem kasachischen Dichter, Schriftsteller und Denker Abai Qunanbajuly.
Die Anfänge vor 90 Jahren waren schwierig. Mit nur einer einzigen pädagogischen Fakultät, neun Professoren und 124 Studenten nahm die Universität 1928 ihren Lehrbetrieb auf. Geplant waren eigentlich drei Fakultäten, die bis 1932 eröffnet werden sollten. Den Namen des bekannten kasachischen Schriftstellers Abai erhielt die Universität erst 1935.
Im Zweiten Weltkrieg wurden auch Kasachstaner an der Front eingesetzt.
Etwa 160 Studenten und Dozenten der Bildungseinrichtung nahmen am Kriegsgeschehen teil. Diejenigen, die nach dem Ende des Krieges zurückkehrten, erhielten die Auszeichnung „Held der Sowjetunion“. Doch nicht nur die Universität verlor durch den Krieg Auszubildende wie Personal. Im ganzen Land mangelte es nun umso mehr an qualifizierten Lehrern. Auch deshalb ließ die Hochschule von nun an mehr Studenten zu. Waren 1946 362 Studenten immatrikuliert, steigerte sich diese Zahl bis 1956 bereits auf mehr als 500.
Über die Jahre hinweg unterrichteten bekannte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Saken Sejfullin an der Pädagogischen Hochschule. Außerdem brachte die Universität einige bekannte Absolventen hervor. So studierte dort der kasachstandeutsche Schriftsteller Herold Belger (1934-2015) ab Mitte der 1950er Jahre Russische Philologie, nachdem ihm unter Stalin jahrelang der Zugang zu einem Hochschulstudium verwehrt worden war. Auch der russische Aktionskünstler Alexander Brener schloss die Abai-Universität ab.
Derzeit studieren etwa 12.000 Studenten an der KazNPU. Heute besteht die Universität aus sieben Fakultäten: Pädagogik und Psychologie; Mathematik, Physik und Informatik; Philologie und multilinguale Bildung; Künste, Kultur und Sport; Naturwissenschaften und Geografie; Geschichte und Recht plus eine Zweigstelle der französischen Sorbonne-Universität.
In Kasachstan gilt die Abai-Universität als die beste pädagogische Hochschule im Land. Insgesamt kann man zwischen 52 Bachelor- und 53 Masterstudiengängen wählen. In 30 Disziplinen kann man ein Promotionsstudium absolvieren. Bei den meisten Studiengängen kann man sich entscheiden, ob man lieber auf Kasachisch oder Russisch studieren möchte. Einige wenige Angebote gibt es auf Englisch.
1993, gerade einmal zwei Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung Kasachstans, richtete der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ein Lektorat ein. Dessen 25-jähriges Bestehen wurde Anfang des Monats mit einer Zeremonie gefeiert, bei der der aktuelle DAAD-Lektor an der Abai-Universität, Bartholomäus Minkowski, sogar eine Goldmedaille für die gute Zusammenarbeit erhielt.
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Auch das DAAD-Informationszentrum wurde einst an der KazNPU gegründet. Mittlerweile hat es seinen Sitz an der Deutsch-Kasachischen Universität. Denn trotz aller Erfolge und Anstrengungen des vergangenen Vierteljahrhunderts nimmt das Interesse für die deutsche Sprache an der Abai-Hochschule ab. Englisch ist attraktiver geworden.
Die KazNPU wird wohl auch in Zukunft die führende pädagogische Hochschule in Kasachstan bleiben und so weiterhin Einfluss auf die Ausbildung nachfolgender Schülergenerationen nehmen. Keine einfache Aufgabe. Doch so wie die Werke Abais Jahrzehnte überdauerten, wird wahrscheinlich auch die nach ihm benannte Universität in 90 Jahren noch immer existieren.