Die einen kommen, die anderen gehen. Deutsche Ärzte sollen nach Dänemark, dafür sind in Deutschland Computerspezialisten aus Indien, Russland oder Polen herzlich willkommen.

Australien braucht in fast allen Branchen dringend Fachleute, egal woher. Immer mehr Deutsche arbeiten in Österreich, dafür kommen Ostdeutsche nach Westdeutschland. Und sowieso gehen Firmen in den östlichen Osten, wozu Polen und Tschechien schon lange nicht mehr gehören. Russland und China heißen nun die Zukunftsländer. Aber nicht nur Unternehmen sehen im Osten ihre Chancen, sondern auch Lehrkräfte der Germanistik, nach denen in der westlichen Hemisphäre schon lange kein Hahn mehr kräht. Und immer schon werden viele Fachkräfte, die in ihren Heimatländern nicht mehr gewürdigt werden, in den USA mit Kusshand genommen, wo amtliche Zertifikate weniger gelten als persönlicher Einsatz. So ein Durcheinander! Und dabei würde doch jeder am liebsten daheim bleiben. Ist das jetzt also die Globalisierung? Oder eine schlechte Planung der Regierungen? Wohl kaum. Denn was hier auf den ersten Blick absurd wirkt, ist schlicht und ergreifend der natürliche Lauf der Dinge, nämlich Lebenszyklen, und dass es von etwas mal zu viel und mal zu wenig gibt. Das ist schon immer und in jedem Lebensbereich so, in der Wirtschaftssprache nennt man das Aufschwung, Abschwung und Stagnation. Wenn man also dort, wo man am liebsten leben möchte, nicht immer und ewig gebraucht wird, sollte man nicht beleidigt sein und schon gar nicht verzweifeln. Sehen Sie es doch mal positiv. Im Prinzip gibt es Arbeit genug, wenn auch manchmal 8.000 Kilometer vom Geburtsort entfernt. Begrüßen sollten wir auch den Umstand, dass es uns heutzutage ermöglicht wird, diese Arbeit zu finden und aufzusuchen. Wenn man dann noch hinzurechnet, dass man im Ausland viel über sich und für sein Leben lernt, dann können wir uns wahrlich als Glückspilze bezeichnen. Wir wissen, dass man manchmal zu seinem Glück gezwungen werden muss. Und vieles, was wir vorher nicht wollten, bereuen wir später nicht. Wen das jetzt immer noch nicht überzeugt, der kann sich damit trösten, dass man durch einen Auslandsaufenthalt auch auf dem heimischen Arbeitsmarkt wieder attraktiver wird. Das besondere Bonbon für die Altruisten unter uns: Mit Ihrem Einsatz in fremden Regionen leisten Sie einen wertvollen Beitrag für die Völkerverständigung. Also, ab ins Ausland! Aber Vorsicht! Folgen Sie nicht blind dem Ruf nach Arbeitskräften, sonst landen Sie als Traktorist in Deutschland. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, das ist sicherlich ein anspruchsvoller und ehrenwerter Beruf, nur das Problem ist – in Deutschland gibt es Traktoren bald nur noch in Museen. Da wäre es besser, nach Afrika zu gehen, wo es zwar viele Traktoren gibt, die dort allerdings nutzlos herumstehen und vor sich hin rosten, weil niemand weiß, wie man damit umgehen muss. Und zweite Regel: Bleiben Sie sich darüber im Klaren, dass Sie meist unter der Voraussetzung erwünscht sind, dass Sie allein kommen, nur für einen begrenzten Zeitraum bleiben und in erster Linie arbeiten. Kommen Sie also bitte-schön nicht auf die Idee, sich für die Politik Ihres Ziellandes zu interessieren. Gast bleibt Gast. Wo kommen wir sonst hin, wenn jeder Arbeitsmigrant dort, wo er arbeitet, auch noch mit seiner Familie leben oder gar bleiben will?

16/12/05

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