Im Geld- und Bankensektor Kasachstans werden einige Weichen neu gestellt: Die Nationalbank will künftig extreme Wachstumsraten des Bankensektors verhindern. Zur Erinnerung: die Vergabe von Krediten stieg in den Jahren 2003 bis 2007 mit Jahresraten von 50 % und mehr.

Vor der Krise blickte man stolz auf dieses Wachstum, kritische Stimmen wurden beiseite gewischt. Die Wirtschaftspolitik zielte auf die schnelle Verdrei- bis Vervierfachen des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Menge ging eindeutig vor Qualität, Hinweise auf eine Überhitzung der Wirtschaft und die Bildung der Immobilienblase, die es ja eindeutig gab, wurden nicht beachtet, bis der Katzenjammer eintreten musste.

Den Ausweg sucht man nun in härteren Regelungen, was letztlich Begrenzung der unternehmerischen Freiheit bedeutet. Darüber kann man sich durchaus aufregen, aber  wenn der gerade noch abgewendete Zusammenbruch der BTA-Bank Wirklichkeit geworden wäre, wäre die Aufregung, vor allem der finanzielle und ideelle Schaden,  unvergleichlich größer gewesen. Jedenfalls soll künftig die Aufnahme von Krediten durch die Geschäftsbanken im Ausland begrenzt werden, es soll wieder auf die Einhaltung der „Fristenkongruenz“ geachtet werden, und die Höhe der Habenzinsen auf Bankguthaben wird gedeckelt. Um an möglichst viel frisches Geld heranzukommen hatten die Geschäftsbanken sich bei der Zinshöhe für Bankeinlagen förmlich überboten.

Je höher jedoch das auf Einlagen gewährte Zinsniveau, um so risikoreichere Aktivgeschäfte müssen realisiert werden, um diese Zinsen auch zahlen zu können.  Die Geschäftsbanken dürfen ab 21. September nur noch 11,5 % auf Tengeeinlagen bieten und höchsten 8 % auf Deviseneinlagen.  Das bedeutet praktisch, dass die Bankkunden  gezwungen werden, ihr Geld für weniger Ertrag als bisher herzugeben  bzw. dass sich die Banken billiger finanzieren können. Der erwartete Effekt liegt im Reduzieren des Gesamtrisikos der Bankengeschäfte und ist so letztlich auch im Interesse der Einlagekunden.

Insgesamt erwartet die Nationalbank durch die Maßnahmen eine  Rückkehr auf den Boden der Vernunft. Der Bankensektor soll künftig nicht mehr mit den schwindelerregenden Raten wachsen, wie in der Vergangenheit, dafür aber ein gesünderes Kreditportfolio und stabilere Rücklagen aufweisen. Offen ist allerdings immer noch die Frage, ob die supergroße BTA-Bank dauerhaft saniert werden kann und ob irgendwann ein Investor bereit sein wird, sie dem Staat wieder abzukaufen.

Bodo Lochmann

18/09/09

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