Alle reden immer über Sport! Wieso tut das denn jetzt keiner? Also, tut man schon, aber ich meine, in Zusammenhang mit Integration.

Obwohl, tut auch mancher, aber nur ganz leise. Dabei ist Sport bekanntermaßen das beste Mittel der Völkerverständigung – wenn man jetzt mal von den Krawallen unter Fußballfans absieht. Auf dem Fußballfeld spielt jeder gegen jeden und im Umkehrschluss dann wiederum jeder mit allen – egal, welcher Herkunft, Kultur oder Religion. Man kann sich im Sport prima verständigen. Ganz ohne Worte. Mit roten und gelben Karten, Mimik und Gestik kann man alles ausdrücken, was man braucht. Ein erhobener Daumen, anerkennendes Klopfen auf die Schulter – und schon ist man sich einig. Tor – das versteht jeder. Sport – das ist Freude und Verzweiflung, da fließen Tränen vor Glück und aus Wut. Hier zeigt sich die ganze Palette des Innenlebens. Sport – das ist Liebe. Oder wo sehen Sie sonst schon Männer weinen oder sich küssen und umarmen? In Deutschland jedenfalls darf der Mann das nur im Trikot. Außerdem stärkt das Sport- und Vereinsleben den Gemeinschaftssinn, schafft Freunde, baut Aggressionen ab und verhindert Drogenkonsum. So heißt es. Und ist ja auch was Wahres dran. Im Sport kann man Grenzen überschreiten. Nicht nur eigene Leistungsgrenzen. Um gemeinsam Sport zu treiben, haben seinerzeit selbst die USA und die Sowjetunion den Eisernen Vorhang gelupft.

Nun gut, wirklich näher gekommen sind sich die beiden Staaten seinerzeit durch die Schachpartien nicht. Aber immerhin, es gab friedliche und offen ausgetragene Konflikte auf 64 Feldern. Na, also! Der Sport erfüllt alle Voraussetzungen, um die Menschen im Zeichen der Integration zueinander zu bringen. Wenn Dmitri Mehmet den Ball zupasst, der ihn dann ohne Umwege ins Tor köpft und Kostja mit dem Elfmeter das 2:0 schießt, dann freut sich die ganze Mannschaft – quer durch alle Nationen. Was im Großen geht, sollte im Kleinen erst recht funktionieren. Tut es auch. Man hört nur wenig darüber. Da muss man schon recherchieren. Aber wenn man recherchiert, dann stößt man darauf, dass jüngst der TSV Hochdahl (Hochdahl ist ein kleiner Ort bei Erkrath, was ein kleiner Ort irgendwo im Ruhrgebiet ist) im Wettbewerb „Sterne des Sports” vom Deutschen Sportbund mit dem ersten Preis für die Förderung muslimischer Mädchen und Frauen ausgezeichnet wurde. Und da dieser Wettbewerb des Programms „Integration durch Sport” jährlich durchgeführt wird und im nächsten Jahr der Bundespräsident höchstpersönlich den Preis übergeben wird, bleibt auch zu hoffen, dass das Ganze dann an die größere Glocke gehängt wird. Dann können wir uns auch an den Erfolgsgeschichten der Integration, die oft irgendwo auf den Dörfern beinahe heimlich passieren, erfreuen und müssen unseren Blick nicht immer auf die Probleme richten.

Von Julia Siebert

17/02/06

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