Deutsch, Russisch oder Kasachisch? Das Sprachtandem beruht auf Austausch. In zwangloser Atmosphäre Sprachen üben, Land und Leute kennenlernen, vielleicht sogar Freundschaften schließen. Die DAZ will Sprachenlerner dabei unterstützen. Wie das funktioniert, erfährst du im Folgenden. Ein Aufruf zum Austausch.
Wer in einer fremden Stadt mit offenen Augen spazieren geht, erhält Einblick in den neuen Ort. Das haben die selbsternannten Flaneure – Spaziergänger aus Leidenschaft – bewiesen, als sie von ihren Streifzügen durch die Städte schöne, kleine Beobachtungen mitbrachten und sie der Welt zu Lesen gaben.
Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig stellt diesem zugegebenermaßen recht einsamen Unterfangen ein anderes Konzept entgegen: „In seinem Letzten, seinem Verborgensten erkennt man ein Volk oder eine Stadt nie durch Bücher und selbst nicht durch fleißigstes Flanieren, sondern immer nur durch seine besten Menschen“, behauptet er in seinen Memoiren. „Einzig aus geistiger Freundschaft mit den Lebenden gewinnt man Einblick in die wirklichen Zusammenhänge zwischen Volk und Land; alles Beobachten von außen bleibt ein unechtes und voreiliges Bild.“
Auf den Straßen Almatys sprach mich ein junger Mensch auf Englisch an. Fast ein wenig enttäuscht war er, als ich verneinte, aus einem englischsprachigen Land zu kommen. Denn er wolle eigentlich sein Englisch üben. Zwar gäbe es eine Menge Studierende aus den USA an der Uni, aber da diese selbst Russisch lernen und üben wollten, wären sie nicht bereit dazu, Englisch mit ihm zu sprechen. Schade, fand er.
Schade, dachte auch ich. Ich selbst bin Welten davon entfernt, in einem Tauschgeschäft mein Englisch anzubieten. So musste der junge Mann auch bei mir leer ausgehen. Aber wenn ich etwas kann, dann ist es meine Muttersprache, mein hochdeutsches Gehör kann ich leihen. Und genau das ist die Grundvoraussetzung für ein Tandem.
Ein Sprach-Tandem beruht auf dem Konzept des Gebens und Nehmens. Beide Seiten sollen genügend Zeit und Ruhe zur Verfügung haben, um zu sprechen, neue Wörter auszuprobieren und Sätze zu bauen, zwischendrin nachzufragen. Gegenseitigkeit nimmt die Angst vor einer fremden Sprache und eine freundliche Atmosphäre löst die Zunge, die in Drucksituationen so häufig über sich selbst stolpert.
Ein Aufenthalt an einem fremden Ort wird auf diese Weise mit den Menschen, die hier leben, verknüpft. Die Stadt beginnt, sich zu entfremden. Austausch statt Einseitigkeit. Aus der anderen Perspektive kann der Besuch von Menschen, die von weit herkommen, zur kleinen Reise werden.
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Ob du auf diese Weise gerade die besten Menschen, wie sie Stefan Zweig anpreist, kennenlernst, bleibt natürlich fraglich. Aber vielleicht sind bereits gute Menschen das Beste, was dir passieren kann. Deshalb möchte die DAZ diese Art des Austauschs fördern. Schick uns einen kurzen Text mit Informationen über dich – Name; Alter; Sprachen, die du üben sowie anbieten kannst; Sprachniveau; Kontaktmöglichkeit; eventuell bis wann du in der Stadt bleibst, und vielleicht verfasst du die Anzeige zweisprachig. Dein Steckbrief wird in der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Auf der Homepage wird sie in der Rubrik „Sprachtandem“ zu finden sein. Interessierte können sich daraufhin mit dir in Verbindung setzen.
Gutes Gelingen und fröhlichen Austausch wünscht die DAZ!
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