Am 8. April präsentierten die Teilnehmer eines Musikvideo-Workshops am Goethe-Institut Almaty ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit. Unter Leitung der deutschen Filmemacher Oliver Husain und Michel Klöfkorn wurde in den zwei Wochen zuvor oft nächtelang gefilmt und geschnitten. Die Präsentation auf der Großleinwand des Kinos „Caesar“ war ein großer Erfolg.

Mit viel Beifall und Jubel wird fast jedes Musikvideo bedacht, das am vergangenen Wochenende im vollbesetzten Kino „Caesar“ über die Leinwand flimmert. Letztendlich sind es 15 Gruppen, die nach zweiwöchiger Arbeit mit den deutschen Regisseuren und Filmprofis Oliver Husain und Michel Klöfkorn ihre Werke dem Almatyer Publikum präsentieren. Als sich sämtliche Teilnehmer am Ende der Vorführungen auf der Bühne vor der Projektionsfläche versammeln, wird ein Mikrofon durchgereicht. Mit Begeisterung und in redseliger Stimmung bedankt man sich bei den Organisatoren, Mitwirkenden und Freunden für das Erreichte.

Wenige Tage zuvor in den Räumen des Goethe-Instituts war die Euphorie der Workshop-Teilnehmer noch zurückhaltender. „Wir sind mit dem Film zufrieden, aber er könnte besser sein“, gesteht Slawa Balikow. Der 17-jährige Kunststudent hat zusammen mit seinen Kommilitonen Alisa Bespalowa und Danil Kwatschko eine Ballerina im weißen Ballettröckchen in einem Trolleybus grazil tanzen lassen, während sich die Passagiere im Rhythmus der rockigen Musik bewegen. Der Einfall, solch einen Kontrast für ein Musikvideo zu verwenden, kam den drei jungen Almatyern spontan: „Wir hatten eigentlich eine andere Idee, die Oliver und Michel aber nicht so gut gefallen hat. Dann sind wir irgendwie auf die Tänzerin im Trolleybus gekommen. Ich weiß heute jedoch auch nicht mehr, warum wir dem zugestimmt haben“, verrät der Kunststudent mit einem Lachen. Oliver Husain und Michel Klöfkorn sind die Dozenten des Musikvideo-Projekts. Die beiden deutschen Filmemacher, die sich seit dem gemeinsamen Studium in Offenbach kennen und schon über zehn Jahre zusammen arbeiten, haben mit erfolgreichen Filmkursen an den Goethe-Instituten in Bangkok und Jakarta auf sich aufmerksam gemacht.

Über die erzielten Ergebnisse in Almaty sind die Dozenten bereits vor der Fertigstellung zufrieden: „Die Mehrzahl der Teilnehmer sind absolute Anfänger. Einige von ihnen studieren sogar Jura oder Wirtschaft und haben mit Film überhaupt nichts zu tun. Umso mehr sind wir beide überrascht, wie professionell die Ergebnisse sind.“ Auch über den enthusiastischen Einsatz sind die beiden erstaunt. „Wir haben damit gerechnet, dass einige Teilnehmer dem Stress, nächtelang zu arbeiten, nicht gewachsen sind und vorher aufgeben, aber dies ist nicht der Fall“, so Oliver Husain anerkennend.

Hausbesuche wie ein Arzt

Die deutschen Regisseure und Produzenten, die in Toronto und Frankfurt/Main arbeiten, wollen mit dem zweiwöchigen Kurs besonders das Interesse am Filmen fördern: „Wir hoffen, dass alle irgendwie weitermachen, denn darum geht es. Uns ist es wichtig zu zeigen, wie man auch unter schwierigen Bedingungen mit wenig Geld gute Filme machen kann.“

Profitieren konnten die Teilnehmer des Workshops vor allem von der jahrelangen Erfahrung der Deutschen im Filmgeschäft. Sie begleiteten die Arbeit der Teams bei der Planung, dem Filmen und der abschließenden Bearbeitung des Materials am Computer mit wertvollen Tipps. „In der Praxis haben wir hauptsächlich unser Know-how geliefert, um die unterschiedlichen Ideen der Teilnehmer bestmöglich umzusetzen. Gemeinsam mit den jeweiligen Teams haben wir diese besprochen, jedoch nicht besonders viel Theorie vermittelt. Denn man lernt das Filmen beim Produzieren“, so Michel Klöfkorn. Die Dozenten waren bei sämtlichen Aufnahmen an den unterschiedlichen Drehorten in und um Almaty anwesend – von der Tiefgarage bis zum Sammelplatz für Abfallcontainer. Auch beim Zusammenschneiden des Filmmaterials waren Husain und Klöfkorn aus Platzmangel im Goethe-Institut viel unterwegs. „Wie ein Arzt haben wir Hausbesuche gemacht“, erzählt Michel mit einem breiten Grinsen. Dabei haben die beiden jedoch nur recht wenig Zeit gehabt, etwas von der kasachischen Metropole Almaty zu sehen. Scherzend berichtet Oliver Husain: „Zwischen den vielen Autos und Bäumen habe ich auch noch ein paar Häuser gesehen. Aber mal im Ernst, insgesamt finde ich, ist es sehr europäisch hier.“

„Wir werden berühmt“

Für den Kunststudenten Slawa Balikow war es der erste Film, aber schon heute steht fest: „Es ist für uns alle sehr interessant, sich an einem solchen Projekt auszuprobieren, und wir werden bestimmt berühmt damit“, so der 17-Jährige mit Zuversicht.

Dass derartige Wünsche keine Luftschlösser bleiben müssen, beweisen die Erfahrungen der Workshop-Leiter im indonesischen Jakarta. Dort haben Teilnehmer eines vergleichbaren Musikvideo-Kurses mittlerweile erfolgreiche Filmproduktionsfirmen gegründet. „Auch hier haben wir schon ein paar Talente entdeckt“, sagt Oliver Husain bedeutungsvoll. Wer diese seiner Meinung nach sind, will er jedoch nicht verraten.

Die Kino-Präsentation der Videoclips zum Abschluss des Lehrgangs war nicht die letzte Möglichkeit, die 15 Filme der Öffentlichkeit zu zeigen. In den nächsten Monaten sollen einige der Musikvideos bei Filmfesten unter anderem in Amerika eingereicht werden. Auch Verhandlungen mit kasachischen Musiksendern sind geplant.

Von Mathias Fritsche

14/04/06

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