Ein großer Schreck durchjagte die internationale Finanzwelt, als am 7. März die Aussage des amerikanischen Finanzministers John Snow von den Nachrichtenagenturen verbreitet wurde, das eine drastische Abwertung des Dollars noch im März eintreten könnte.

Die negativen Folgen für viele Finanzprozesse und in der Folge für die Realwirtschaft vieler Länder wären bedeutend. Mittlerweile hat sich die Szene beruhigt, die Abwertung ist nicht eingetreten und wird auch in absehbarer Zeit nicht eintreten.

Was war geschehen Anfang März? Das Defizit des US-Staatshaushaltes und in der Folge die gesamten Staatschulden der USA hatten wieder einmal Rekordhöhen erreicht, und die Summe der maximal zulässigen Staatsschulden war Anfang März fast erreicht. Das heisst, die internationalen Zweifel mehrten sich, dass der amerikanische Staat seine gewaltigen Schulden von mittlerweile über 8 Trillionen Dollar (etwa 70 Prozent des BIP) noch normal bedienen kann. Würden solche Zweifel bestätigt, würden die Besitzer amerikanischer Staatsanleihen (das sind in letzter Zeit vorwiegend asiatische Käufer) diese möglichst schnell verkaufen wollen, um ihr Geld zu retten. Das würde zu einem großen Angebot an Dollar und zu einer starken Nachfrage nach anderen, sichereren Währungen führen. Der Kongress hat daraufhin schnell die offizielle Schuldengrenze erhöht (übrigens bereits zum fünften Mal in der Amtszeit des heutigen Präsidenten). Damit konnte zwar ein möglicher Vertrauensschwund der Anleger verhindert werden, das Problem der rasant anwachsenden Staatsverschuldung ist damit jedoch nicht gelöst, sondern nur kaschiert. Hinzu kommt das gewaltige, ebenfalls neue Negativrekorde erreichende Außenhandelssaldo der USA. Da mehr importiert als exportiert wird, steigt die Nachfrage nach ausländischen Währungen stark an, was auf der Gegenseite den Dollar nach unten drückt. Eigentlich wäre Letzteres (also eine Abwertung des Dollar) auch notwendig, um die Außenhandelsbilanz wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Doch andere Effekte sprechen eher gegen diese notwendige Abwertung des Dollars.

Noch ziehen die USA genügend ausländische Direktinvestitionen an (die in ausländischer Währung ins Land kommen), so dass der infolge des Importüberschusses ausgelöste Devisenhunger abgedeckt werden kann. Zudem ist die Zinsdifferenz zwischen Dollar und Euro bzw. Yen zugunsten des Dollar noch so hoch, dass genügend Ausländer ihr Geld in den USA anlegen und so Devisen in das Land bringen.

Ewig allerdings können die beiden Großdefizite des Landes mit der wichtigsten Reservewährung der Welt nicht bestehen bleiben. Mag der Dollar auch für den Rest der Amtszeit von Mr. Bush gerettet sein, die ungelösten Probleme werden seine Nachfolger intensiv beschäftigen und die Welt in Atem halten.

Bodo Lochmann

07/04/06

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