Kasachstans stark rohstoffgetriebene Integration in die Weltwirtschaft macht den Bankensektor auch für ausländische Geldinstitute interessant. Der bevorstehende WTO-Beitritt des Landes sorgt für zusätzliche Impulse. Nach der ersten Welle des Einstiegs internationaler Banken Ende der 1990er Jahre zeichnet sich jetzt der Beginn der zweiten Welle ab. Der im Zuge der internationalen Finanzkrise gestiegene Kapitalbedarf einheimischer Banken und ihre attraktive Bewertung locken ausländische Investoren an.

/Bild: Bodo Thöns/

In Kasachstan gibt es derzeit 35 Banken. Deren Größenunterschiede sind beträchtlich, wie allein ein Blick auf die untenstehende Tabelle der 12 größten Banken des Landes zeigt. Die internationale Finanzkrise, die Kasachstan wie kaum ein zweites Land traf, ist zwar noch nicht ausgestanden, aber die Banken Kasachstans haben sich wackerer geschlagen, als viele Beobachter im Herbst vergangenen Jahres vermuteten. Das Bankensystem hat diese Feuerprobe bestanden. Strategiewechsel, Rebranding, Kostenmanagement und nicht zuletzt auch Personalabbau ermöglichten den Banken die notwendige Konsolidierung. Unvermindert hoher Kapitalbedarf und eine schärfere Risikooptik führten aber auch zu einer Neubewertung der Banken. Das betrifft sowohl die Kurse kasachstanischer Bankaktien an der Londoner Börse als auch die eher öffentlichkeitsscheu verlaufenden Verhandlungen über Investitionen in den Bankenmarkt des Landes. Der mancherorts pauschal verkündete bevorstehende Schlussverkauf kasachstanischer Banken ist allerdings kaum zu erwarten. Fakt ist jedoch, dass das bereits vor der Krise spürbare Interesse internationaler Banken an einem Einstieg in den Markt Kasachstans weiter steigt.

Neue Übernahmewelle

Die ersten Auslandsbanken hissten Ende der 1990er Jahre ihre Flagge in Almaty. Es waren die „üblichen Verdächtigen“: CitiBank, HSBC und ABN-AMRO (künftig unter der neuen Dachmarke Royal Bank of Scotland) – Banken, die stark auf eine weltweite Präsenz fixiert sind. Das Spektrum der Interessenten in der jetzigen zweiten Welle ist schon vielfältiger.

Den Reigen eröffnete Russland: Flaggschiff Sberbank kaufte die kleinere Texacabank. Sie expandierte in den letzten 12 Monaten kräftig und wird 2008 wohl noch in die Top 12 vorstoßen. Es folgte Europa: Der italienische Unicredit kaufte unmittelbar vor dem Ausbruch der Krise im Sommer 2007 die ATF-Bank und bereitet derzeit die Umbenennung in Unicredit Kasachstan vor. Den dritten Trumpf holte Asien: Die Kookmin Bank aus Südkorea kaufte Anfang 2008 die Bank CenterCredit und setzte sich dabei gegenüber europäischen Interessenten vor allem über den gezahlten Preis durch. Die Wiener RZB verhandelte lange, entschied sich nun aber gegen eine Bankenübernahme und für eine Bankgründung. Tschechiens Finanzgruppe Home Credit hat gerade die vergleichsweise kleine International Bank Almaty gekauft. Auf der anderen Seite stehen schon zwei weitere Verkaufskandidaten bereit: BTA möchte in diesem Jahr seine Tochterbank Temir verkaufen, und Finanzinvestor Barings Vostok kündigt für 2009 Ausstiegspläne bei der Caspian Bank an. Der Reigen wurde somit bereits vor der Krise eröffnet, und es werden wohl vor allem im Mittelfeld der Bankenliste noch einige Runden folgen.

National Champions

An der Spitze der kasachstanischen Geschäftsbanken stehen mit BTA (Bank Turan Alem), Kazkommerzbank und Halyk Bank heute drei große, auch international bereits sehr renommierte Institute, die zusammen über mehr als 50 Prozent Marktanteil verfügen. Zwar sorgte die Kazkommerzbank in den letzten Wochen mit dem 25prozentigen Einstieg der Königsfamilie von Abu Dhabi für Schlagzeilen, aber mehrheitliche Übernahmen scheinen in diesem Teil der Banken-Liga unwahrscheinlich. Diese Geldhäuser haben allesamt das Zeug zum „national champion“. Dieser Begriff wird zwar in der Rhetorik zur Wirtschaftspolitik Kasachstans nicht gebraucht, aber durchaus gelebt. Bereits von Erfolg gekrönte Bemühungen, im Rohstoffbereich die Positionen des Staates in der Wirtschaft mit entsprechenden Beteiligungen unter Kontrolle zu behalten, werden im Zweifels- oder Krisenfalle sicherlich auch im Banksystem zur Anwendung gelangen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür wurden 2008 geschaffen.

Der Autor ist Leiter der Commerzbank-Repräsentanz in Almaty.

Von Bodo Thöns

05/09/08

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