Ökologische Probleme sind in Kasachstan derzeit relevanter denn je. Der Klimawandel und Ressourcenknappheit machen sich immer bemerkbarer. Aus diesem Anlass veranstalteten die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Medienplattform Adamdar am 13. Dezember in Almaty eine Filmvorführung des Kurzdokumentarfilms „Шығыc: жер, су, ауа“ (Kasachisch für „Osten: Erde, Wasser, Luft“) mit anschließenden Diskussionsrunden zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Der Dokumentarfilm in kasachischer und russischer Sprache spielt im Gebiet Ostkasachstan und bildet sowohl die Stadt Öskemen, das kleine Dorf Tokpaiyn sowie den größten Nationalpark Kasachstans, Katon-Karagai, ab. Damit wird eine einzigartige Region thematisiert, die in Шығыc als „Kontinent auf einem Kontinent“ bezeichnet wird. Die bedeutendsten Wasserquellen des Landes und etwa 60 Prozent der gesamten Waldfläche Kasachstans verleihen dem Gebiet seine besondere Bedeutung.

Neben der Tatsache, dass Ostkasachstan so reich an Wasser und Wald ist, verdeutlicht Шығыc, dass die Ressourcen, die das Gebiet liefert, unkontrolliert gebraucht werden und sich die daraus resultierenden Probleme zuspitzen. „Was bedeutet das, wenn wir diese Luft täglich atmen?“, fragt sich eine Öko-Aktivistin aus Öskemen, die für den Dokumentarfilm interviewt wurde. „Wir atmen das ein und aus, was wir wegschmeißen.“

Ökologische Probleme in die Öffentlichkeit tragen

Probleme sehen die Protagonistinnen und Protagonisten der Doku zum einen in Kontinuitäten nach der Zeit des heutigen Kasachstans als Sowjetrepublik, während der es kaum ökologische Standards gab. Jedoch auch darin, dass es nach wie vor nicht ausreichend grundlegendes ökologisches Wissen in der Gesellschaft gibt. „Es ist sehr schwer, die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zu bekommen“, so Dennis Winnikow, Doktor der Medizinwissenschaften an der Nationalen Al-Farabi Universität Kasachstan (KazNU), in der Diskussionsrunde im Anschluss an die Filmvorführung. Insbesondere für gesundheitliche Auswirkungen gäbe es den Expertinnen und Experten zufolge mangelndes Bewusstsein. „Das ist ein leiser Tod“, so Hasiba Baimatowa, Professorin an der KazNU, über die Auswirkungen der Luftqualität in Almaty.

Fokus wurde in dem Kurzfilm zudem auf die Perspektiven von Dorfbewohnerinnen und -bewohnern in Ostkasachstan gelegt, die verstärkt mit dem Zugang zu sauberem Wasser zu kämpfen haben. „Bei uns ist Wasser Gold“, berichtet eine Frau aus Tokpaiyn. „Wasser – das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern etwas sehr Wertvolles.“ In dem Dorf gibt es keine Wasserleitungen. Die wertvolle Ressource erhalten die Einwohnerinnen und Einwohner an einer Wasserquelle. Doch auch das Wasser, das sie dort erlangen, ist verschmutzt. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, was da in unseren Organismen vor sich geht“, schlussfolgert die Protagonistin mit Blick auf Dreck in einem Eimer, in den sie zuvor Wasser gefüllt hatte.

Einen Austausch initiieren

In den an die Filmvorführung anschließenden Diskussionsrunden kamen Personen aus Wissenschaft, Forschung und Aktivismus zusammen. Auch einige der Protagonistinnen und Protagonisten des Films waren dafür angereist und diskutierten über die zusammenhängenden ökologischen Herausforderungen und ihre Auswirkungen.

Die von der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Multimedia-Plattform Adamdar durchgeführte Veranstaltung wurde finanziell unterstützt durch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Astana und fand in der Bibliothek des Goethe-Instituts Kasachstan statt.

„Es ist wichtig, diese Dinge öffentlich zu diskutieren, nicht nur am Küchentisch“, betont eine Aktivistin in dem Dokumentarfilm. Einen solchen öffentlichen Diskurs wollten die Organisatorinnen und Organisatoren mit der Veranstaltung anstoßen.

Sasha Borgardt

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