Jana und Hans-Christian Brauweiler besuchten Almaty für zehn Tage als Gastprofessoren an der Deutsch-Kasachischen-Universität (DKU). Dort gaben sie Seminare zu den Themen Finanz- und Umweltmanagement. Es war ihr erster Besuch in Zentralasien, begeistert flogen sie zurück nach Deutschland.

„Kasachstan hätte ich mir ganz anders vorgestellt, viel wilder irgendwie. Ich hatte wirklich schlimme Vorstellungen wegen der Informationen aus Zeitungen und dem Internet. Aber jetzt hier, in einem kleinen Café inmitten Almatys, fühlt es sich fast an wie in Europa“, sagt Jana Brauweiler während sie, in der Sonne sitzend, einen Capuccino und Nusswaffeln genießt. Ihr Mann, Hans–Christian Brauweiler, schaut sie dabei an und fügt hinzu: „Ja, ich glaube, ich kann für uns beide sprechen, wenn ich sage, dass wir total überrascht und begeistert sind von Almaty, seiner Umgebung und dem russisch-südländischen Einschlag in der Lebensweise – alles ein bisschen freier und gemütlicher.“

Es ist das erste Mal, dass es die beiden Wissenschaftler für Umweltmanagement und Betriebswirtschaftlehre nach Zentralasien verschlagen hat. „Aber sicher nicht das letzte Mal“, wirft Jana Brauweiler schnell ein, während sie von den Gründen ihrer Reise erzählt. „Eigentlich begann alles übern Gartenzaun“, sagt Jana Brauweiler, selbst über die Formulierung lachend, und erzählt weiter: „Bodo Lochmann, der Rektor der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU), ist zu Hause unser Nachbar. Irgendwann bemerkten wir, dass er oft weg ist, und da haben wir einfach mal übern Gartenzaun nachgefragt. Das war im März, glaube ich“, erzählt Hans-Christian Brauweiler. So entwickelte sich der Kontakt zur DKU und damit nach Almaty und Kasachstan. Damit sei das Interesse des deutschen Paares an Zentralasien entfacht worden. Durch Gespräche mit Bodo Lochmann entstand dann die Idee für ein Blockseminar. Mit den Arbeitgebern in Deutschland wurde die Reise abgesprochen und es stand fest, dass die beiden im Mai Almaty besuchen. „Uns war es wichtig, schnell hierher zu kommen, wenn man es auf die lange Bank schiebt, wird es nie was“, erzählt die kleine, agile Frau mit den kurzen, blonden Haaren.

Für die Umwelt sensibilisieren

Die 36-Jährige ist derzeit wissenschaftliche Assistentin für Umweltmanagement am Internationalen Hochschulinstitut Zittau. Seit einigen Jahren arbeitet diese Universität mit anderen Hochschulen in Polen und Tschechien zusammen. Gemeinsam entwickelten sie einen Vertiefungsstudiengang im Bereich Umweltmanagement. Aufgrund des hohen Zuspruches meldeten sich auch Einrichtungen aus der Ukraine, und das internationale Projekt wurde erweitert. „Mindestens einmal im Jahr versuche ich nach Tschechien und Polen zu kommen, um dort, ähnlich wie hier, Seminare zu halten. Mir macht das unglaublich Spaß, und es ist motivierend zu sehen, wie schnell man Wissen übermitteln kann und sich etwas in den Köpfen der Menschen tut, wenn man sie erstmal mit dem Thema Umwelt konfrontiert“, sagt die jugendliche Jana Brauweiler. Ihre Augen leuchten, wenn sie von der länderübergreifenden Arbeit erzählt. Es ist leicht vorstellbar, dass auch die Studenten von ihr angetan sind.

In Almaty blieben sie und ihr Mann Hans-Christian Brauweiler zehn Tage, um an der Deutsch-Kasachischen-Universität (DKU) Seminare zu geben. „Mich motiviert es, ein Umweltbewusstsein zu entwickeln, damit die Leute später in ihren Berufen nicht nur die finanziellen Ziele sehen, sondern eben auch an die Umwelt denken. Hier versuche ich, erst einmal die Menschen für das Thema Ökologie zu sensibilisieren und Grundlagenwissen zu schaffen, da sie in diesem Bereich bisher noch nicht ausgebildet wurden“, beschreibt Jana Brauweiler ihre Aufgaben vor Ort. Ihr Mann ist Professor für alle „Zahlenfächer“, wie er es selbst erklärt. „Das umfasst die Gebiete Rechnungswesen, Investition und Finanzierung. Ich bin gelernter Bankkaufmann, habe dann Betriebswirtschaftlehre (BWL) studiert und leite jetzt den Lehrstuhl BWL an der privaten AKAD-Hochschule in Leipzig.“

An der DKU unterrichtet er, genauso wie seine Frau, die Studenten vier Stunden am Tag. Der reguläre Unterricht wurde für das Blockseminar der beiden Deutschen verschoben. Hans-Christian Brauweiler ist hier, „um das schon vorhandene Wissen im Bereich Finanzwesen zu vertiefen. Ich bin überrascht, wie gut die Studenten hier ausgebildet sind und wie aktiv, interessiert und durchaus kritisch sie sich äußern.“ Jana Brauweiler nickt zustimmend, während ihr Mann die Seminarteilnehmer beurteilt. Sie ergänzt: „Ich finde auch, dass sie sehr motiviert sind. Und von dem durchweg guten deutschen Sprachniveau war ich sowieso von Anfang an begeistert.“

In ihrer Freizeit erkundeten die beiden die Stadt und ihre Umgebung. Fast jeden Nachmittag zog es sie zu Sehenswürdigkeiten, in Museen oder hinauf in die Berge: „Wir müssen die Zeit doch nutzen, und wie sollen wir zu Hause unsere Eindrücke aus Almaty vermitteln, wenn wir nichts gesehen und erlebt haben?“, fragt Hans-Christian Brauweiler.

Das Beste geben

An fünf Tagen unterrichteten Hans-Christian Brauweiler und seine Frau Jana die Studenten an der DKU: „Natürlich wissen wir, dass eine Woche sehr kurz ist, aber wir versuchen, die Zeit so optimal wie möglich zu nutzen. Richtig effizient wird es jedoch erst, wenn man die Seminare weiterführt“, erzählt der 41-Jährige und ergänzt: „Jana überlegt, ob sie nicht im September wiederkommt und einen Vertiefungskurs anbietet.“

Das würde bedeuten, Zentralasien ohne ihren Mann zu besuchen, was nicht die Optimalvariante sei, aber auch kein größeres Problem, wie Jana Brauweiler bestätigt: „Wir versuchen schon gemeinsam wegzufahren. Wenn es nicht geht, ist es auch nicht so schlimm. Jetzt war ich schon froh, nicht allein nach Kasachstan zu kommen. Sollte es bei Hans-Christian im September nicht klappen, komme ich eben allein – jetzt weiß ich ja, was mich erwartet.“

Von Natascha Heinrich

26/05/06

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