Mit 33,8 Prozent und dem zweitschlechtesten Ergebnis seit 1949 hat die CDU/CSU die Bundestagswahl 2009 gewonnen. Unter den ersten Menschen, die das erfuhren, waren die Teilnehmer der Wahlparty mit Live-Übertragung aus Berlin, die im Hörsaal des Goethe-Instituts Taschkent am Abend des 27. Septembers stattfand.

/Bild: Maria Uchanowa. ‚Ausgelassene Stimmung bei der Wahlparty im Goethe-Institut Taschkent.’/

Die feierliche Atmosphäre konnte man schon im Foyer des Goethe-Instituts spüren: eine Mischung aus Aufregung, Ungeduld und Spannung schwebte durch die Luft. Die Hauptfrage des Abends lautete: Wer wird zum neuen Bundeskanzler oder zur neuen Bundeskanzlerin von Deutschland gewählt? Die Besucher der Wahlparty im Goethe-Institut Taschkent tranken roten und weißen Wein, probierten sich durch deutsche und usbekische Spezialitäten und führten dabei Gespräche über Politik.

Überall hangen schwarz-rot-goldene Luftballons, die als Symbole an die größten deutschen Parteien CDU/CSU, SPD und FDP erinnerten. Am Eingang zum Hörsaal, wo nach einigen Minuten die Live-Übertragung begann, lasen die Besucher der Wahlparty die Biografien der Kanzlerkandidaten an verschiedenen Ständen. Eine große Gruppe von Jugendlichen versammelte sich vor dem Porträt der CDU-Kandidatin Angela Merkel. Bestimmt würden sie ihre Stimmen für die Union abgeben, wenn sie nur könnten.

Mini-Bundestagswahl und Tippspiel

Eine exklusive Möglichkeit fand großen Anklang bei den Besuchern der Wahlparty: Man konnte sich an einer Miniversion der Bundestagswahl beteiligen und für eine der auf der Liste stehenden Parteien abstimmen. Leider waren die Ergebnisse dieser improvisierten Wahl nur im Gebäude des Goethe-Instituts Taschkent gültig. Eine vielköpfige Menschenschar drängelte sich um die Wahlurnen, um die Stimmzettel abzugeben. Jeder hoffte heimlich darauf, dass gerade seine Stimme die entscheidende Rolle bei den Hochrechnungen spielen würde.
Nicht weniger interessant fanden die Gäste ein Tippspiel, das die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Taschkent organisierte. Jede zur Wahlparty eingeladene Person konnte ihre Prognose zu den Ergebnissen der Bundestagswahl abgeben. Der beste Prophet bekam einen deutschen Präsentkorb, der schon eine Woche vor der Wahlparty als Hauptpreis für die genaueste Prognose der Wahlergebnisse angekündigt wurde.

Aufregung im Saal

Um genau 20 Uhr begann die Live-Übertragung aus Berlin, und die meisten Gäste betraten den großen, mit schwarz-rot-goldenen Farben dekorierten Saal des Goethe-Instituts, wo kleine Tische mit Bier und Süßigkeiten bereit standen. Jetzt bemerkte man, wie viele verschiedene Menschen sich zu der Taschkenter Wahlparty versammelt hatten. Respekt einflößende Botschaftsmitarbeiter, Lehrkräfte des Goethe-Instituts, hin und her laufendene Journalisten und Studenten – alle diese Menschen vereinigte das Interesse an der deutschen Politik.

Nach einer halben Stunde erfuhr man, dass die ersten Hochrechnungen um 20:30 Uhr bekannt gemacht werden sollen. Diese Ankündigung beruhigt die Gäste zunächst: man entspannte sich ein bisschen und erinnerte sich daran, dass es auch einige wichtige Sachen im Leben gibt, die nichts mit Politik zu tun haben. Aber die Zeiger der Wanduhr vor dem Eingang drehten sich wie verhext. 20.24 Uhr, 20.37 Uhr, 21.05 Uhr. Die Spannung wuchs, und man hörte wieder Gespräche, die sich um Vorzüge und Gewinnchancen, Nachteile und Vorteile verschiedener Parteien drehten.

Man fühlte sich wie ein Anhänger einer der Parteien. Egal, ob vor der Bühne des Konrad-Adenauer-Hauses, im Willy-Brandt-Haus oder im Gebäude des Goethe-Instituts in Taschkent, überall wartete man gespannt auf den Wahlausgang. Bald würden alle die Antwort auf die Frage bekommem, die man schon seit Anfang September 2009, als die Werbekampagne für die Kanzlerkandidaten startete, zu beantworten versuchte.

Jubel und Entäuschung

Die Stunde X kam mit einer 5-Minuten-Verspätung und drückte sich durch den Jubel von Angela-Merkel- und CDU-Anhängern aus. Als die neue Bundeskanzlerin ihre legendären Worte sagte: „Ich will die Kanzlerin aller Deutschen werden“, blieb überhaupt kein Zweifel zurück, dass die CDU/CSU den längst angestrebten Wahlsieg erreicht hatten.

Tiefe Enttäuschung war auf den Gesichtern der SPD-Sympathisierenden zu sehen. Sogar hier, in Taschkent, hatte man es nicht erwartet, dass die Sozialdemokraten 11,2 Prozent der Wählerschaftsstimmen im Vergleich zu 2005 verlieren werden. Die einzige Sache, die die Stimmung der SPD-Anhänger in Taschkent noch retten konnte, war die Preisverteilung, die am Ende des offiziellen Teils der Wahlparty stattfand. Die Verfasser der Wahlergebnisprognosen, die den tatsächlichen Ergebnissen am nächsten kamen, erhielten wertvolle Geschenke von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Usbekistan.

CDU gewinnt in Taschkent

Nach einer Weile wurden auch die Ergebnisse der Minibundestagswahl veröffentlicht, die am Abend im Gebäude des Goethe-Instituts in Taschkent stattfand. Im Vergleich zur echten Bundestagswahl in Berlin erhielten die CDU/CSU noch höhere Wählerstimmenprozente. Erstaunlich war die Tatsache, dass die Linke eine Quote von 5 Prozent in Taschkent nicht überwinden konnte.

Die Party schien sich langsam dem Ende zu nähern, aber die Gäste hatten einfach viel zu zu besprechen, um nach Hause zu gehen. Wieder führte man politische Diskussionen, wieder vergaß man alle Themen außer Politik, wieder trank man Sekt und Wein und wieder genoss man die usbekischen und deutschen Spezialitäten.

Eine Tatsache war auffallend: Die Bundestagswahl hat viele Menschen, unabhängig von ihren gesellschaftlichen Positionen, finanziellen Möglichkeiten und politischen Überzeugungen vereinigt, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit.

Von Maria Uchanowa

02/10/09

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