In Dubai treffen sich in diesen Tagen die Staats- und Regierungschefs der Welt sowie Minister, Vertreter von Unternehmen und NGOs auf großer Klimabühne. Auf der Weltklimakonferenz COP28 beraten sie unter anderem über Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen.

Auch Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew reiste am Freitag in die größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate und hielt eine Rede. Darin erinnerte er daran, dass heute die Hälfte der Weltbevölkerung in Regionen lebt, die stark vom Klimawandel betroffen sind. Kleine Entwicklungsländer auf Inseln, Entwicklungsländer ohne Zugang zum Meer sowie die am wenigsten entwickelten Länder sind am stärksten gefährdet“, sagte Tokajew. „Auch die anhaltende geopolitische Instabilität und die Energieunsicherheit erschweren es, den Fokus weiterhin auf die Klimaagenda zu richten.“

Im weiteren Verlauf seiner Ansprache unterstützte er den Aufruf der Vereinten Nationen, konkrete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt für künftige Generationen zu ergreifen, und betonte, dass Kasachstan das erste Land in der Region sei, das das Pariser Abkommen ratifiziert sowie die Strategie zur CO2-Neutralität bis 2060 angenommen habe. Zudem hob er die günstigen Voraussetzungen in Kasachstan für einen Ausbau CO2-freier Energieformen hervor.

„Unser Land verfügt über enormes Potenzial für die Entwicklung von Wind- und Solarenergie sowie für die Produktion von ‚grünem‘ Wasserstoff. Wir werden weiterhin eng mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um dieses Potenzial zu erschließen“, so Kasachstans Präsident. „Als führender Exporteur von Uran, auf den 43 Prozent des weltweiten Angebots entfallen, spielen wir eine entscheidende Rolle bei der weltweiten Erzeugung kohlenstofffreier Energie.“

Kernkraft-Koalition um westliche Industrieländer

Damit sprach Tokajew auch ein Thema an, das im Kontext der Klimakonferenz für große Aufmerksamkeit sorgte. So nutzten 20 Staaten das Format, um für einen Ausbau der Atomkraft zu werben – darunter Schwergewichte wie die Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien und das Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate. Nicht zu den Unterzeichnern gehörten dagegen Russland und China, die selbst zu den größten Nutzern von Atomkraft zählen.

Die Initiatoren begründeten ihren Aufruf mit dem Ziel, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern. Konkret wird darin gefordert, die Leistung der Atomkraftwerke bis 2050 zu verdreifachen. Der US-Klimabeauftragte John Kerry, der die Erklärung verbreitete, verwies zur Begründung auf Positionen aus der Wissenschaft, wonach Klimaneutralität bis 2050 ohne Atomkraft nicht erreichbar sei.

Deutschland, das seine letzten drei Atomkraftwerke im April dieses Jahres abgeschaltet hat, nimmt dagegen unter der Ampel-Regierung eine ablehnende Haltung ein. Entsprechend legte Bundeskanzler Olaf Scholz, der am Freitag ebenfalls im Rahmen eines Kurztrips nach Dubai reiste, den Schwerpunkt in seiner Rede auf den Ausbau der Erneuerbaren, ohne dabei auf die Atomkraft einzugehen. „Die Technologien sind da: Windkraft, Fotovoltaik, elektrische Antriebe, grüner Wasserstoff“, so Deutschlands Regierungschef. Deutschland treibe diese Entwicklungen voran und wolle bis 2045 klimaneutral werden.

Gastgeber stellt Ausstieg aus fossilen Energieträgern in Frage

Die anderen Teilnehmerländer des Gipfels rief Scholz dazu auf, bei den Bemühungen um Klimaneutralität mitzuziehen. „Machen wir den Ausbau Erneuerbarer Energien zur energiepolitischen Priorität Nummer eins – weltweit!“ Erreicht werden solle dies durch die Erfüllung von zwei verbindlichen Zielen bis 2030: die Verdreifachung des Ausbaus Erneuerbarer Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz. „Wir müssen jetzt alle die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen – zuallererst aus der Kohle. Dafür können wir bei dieser Klimakonferenz die Segel setzen.“

Konterkariert wurde diese Forderung von Berichten über Äußerungen vom Gastgeber des Gipfels, Sultan Al-Jaber, selbst. Der Präsident des COP28 hatte in einer Live-Schalte am 21. November gegenüber anderen Teilnehmern gesagt, eine Verbannung von fossilen Energieträgern würde die Menschheit zurück in ein Zeitalter werfen, in dem sie in Höhlen lebte. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass ein Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle nötig sei, um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu erreichen.

Die Weltklimakonferenz wird fortgesetzt und dauert noch bis zum 12. Dezember an.

cstr.

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