Kamelmilchschokolade – eine österreichische Produktion auf Basis von Kamelmilch aus den Emiraten in Supermarktregalen weltweit. In Kasachstan, dem Land der Nomaden, wird die wertvolle Kamelmilch schon seit jeher geschätzt. Insbesondere in Regionen, die von Wasser– und Lebensmittelknappheit betroffen sind, ist die leicht salzig schmeckende Milch ein wesentlicher Nahrungsbestandteil. In Europa wurde dessen Potenzial vor nicht allzu langer Zeit entdeckt. Der Bekanntheitsgrad dieses immunstärkenden Produkts steigt nicht nur unter gesundheitsbewussten Menschen, sondern vor allem unter Schokoladeliebhabern rapide an.
Seit Menschengedenken dienen Kamele als Transportmittel für Menschen und Waren. Insbesondere zu Zeiten der Seidenstraße wurden die Trampeltiere von China über Asien und Persien sehr geschätzt. Die treuen Diener der Wüste kommen selbst in harten und unwirtlichen Umgebungen zurecht. Ihr Fell schützt sie vor Temperaturen von bis zu -35°C. Sie gelten als gutartige, folgsame Tiere, die schnell lernen. In Kasachstan wird die Gesamtzahl von Kamelen heute auf rund 150.000 geschätzt.
Vom Transportmittel zum Heilmittel
Über die letzten Jahre hinweg ist eine zunehmende Anerkennung der Tiere in Bezug auf die Vorteile der Kamelmilch zu vermerken. Die Milch gilt als Bakterienkiller, die das Immunsystem zu stärken vermag und vor gefährlichen Krankheiten schützen kann. Sie beinhaltet viele nützliche Nährstoffe, die für den gesamten menschlichen Organismus wichtig sind und bei regelmäßigem Konsum eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. In Kasachstan wird die Milch in erster Linie in ihrer ursprünglichen Form zu sich genommen und gilt als Alltagsprodukt. In Europa wird sie hingegen vorerst vorwiegend in Form von Schokolade konsumiert und zählt nach wie vor zu den Nischenprodukten.
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Schubat – Das Wundermittel Kasachstans
Unter anderem in der „360° Geo Reportage“ aus dem Jahre 2014 wird das Wundermittel Kasachstans – die Kamelmilch – vorgestellt. Dort sind moderne Nomaden zu sehen, die in der Taukum-Wüste im Süden Kasachstans wohnen und auf die wundersame Heilkraft der Kamelmilch schwören. Auch die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten von Kamelmilch werden hervorgehoben.
So wird das sogenannte weiße Blut der Wüste etwa in Form von Schubat – gesäuerter Kamelmilch mit einem besonderen Stamm von Milchsäurebakterien – oder Kamelmilchjoghurt in den Supermarktregalen angeboten. Die Nachfrage nach der nährstoffreichen Milch steigt nicht nur in Kasachstan, sondern auch in Russland, China und Europa. Immer wieder werden neue Erkenntnisse über den besonderen Wert der Milch erlangt.
In zentralasiatischen Sanatorien, zum Beispiel im Süden von Kasachstan, bekommen Patienten, die an Magen-, Darm– oder Lebererkrankungen leiden, zweimal täglich einen halben Liter Schubat zu trinken – als effektive Ergänzung zur klassischen medizinischen Behandlung. Die Kamelmilch, die einen hohen Anteil an antibakteriellen Enzymen beinhaltet, soll die körpereigene Immunabwehr aufbauen und stärken. Auch zur Bekämpfung von Tuberkulose und zur Symptomlinderung von Diabetes wird die Milch immer wieder eingesetzt.
Kamelmilch – das neue Superfood?
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Kamelmilch ist seit Jahrhunderten unumstritten. Insbesondere ihre Fähigkeit, das Immunsystem zu stärken, wird in den Vordergrund gestellt. Immer mehr wissenschaftliche Studien haben die wohltuende Wirkung des vielfach als weißes Gold bekannten Naturprodukts in den vergangenen Jahren bestätigt.
So gilt es der Welternährungsorganisation FAO zufolge als wissenschaftlich bewiesen, dass Kamelmilch für an Diabetes, Autismus oder Lebensmittelallergien leidende Menschen eine gesundheitsfördernde Wirkung hat. Allen voran ist sie auch für ihre antibakterielle, antivirale und Anti-Tumor-Wirkung bekannt. Auch im Zusammenhang mit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und der Leber findet Kamelmilch Anwendung.
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Die Milch beinhaltet fünf Mal mehr Vitamin C und 30 Mal mehr Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren als Kuhmilch. Sie ist frei von Allergien auslösenden Proteinen und somit für Personen mit einer Laktoseintoleranz gut verdaulich. Sie wird besonders aufgrund ihres hohen Anteils an wichtigen Inhaltsstoffen wie Kalium, Magnesium, Eisen und Co. geschätzt, so die Ernährungs– und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen.
Mit all diesen wertvollen Inhaltsstoffen und positiven Auswirkungen auf den menschlichen Organismus steht die exotische Kamelmilch den klassischen Superfoods Goji, Chia, Spirulina, Maca und Co. wohl in nichts nach.
Handgeschöpfte Kamelmilchschokolade made in Austria
In Europa wird Kamelmilch derzeit vorwiegend in Form von Schokolade verzehrt. Sie wird derzeit noch nicht in Kasachstan produziert, sondern in Österreich – und das auf der Basis von Kamelmilch aus den Emiraten. Es handelt sich um ein exklusives Produkt, welches wohl nicht in jedermanns Budget Platz findet.
In Österreich sind gleich zwei verschiedene Hersteller auf den Zug des Kamelmilchbooms aufgesprungen. Einerseits handelt es sich um das oberösterreichische Unternehmen „Camel Milk Vitality“ mit Sitz im Innviertel, in Eggerding. Angeboten werden seit Oktober 2016 fünf verschiedene Schokoladensorten unter dem Produktnamen „Kharma“ mit den Geschmacksrichtungen Mandel, Orange, Vollmilch, Orientalische Gewürze und Kakao 74%. Der Firmengründer Werner Mayr wirbt mit zu 100% in Österreich entwickelter und auf Basis erlesener Zutaten hergestellter Kamelmilchschokolade.
Zur Herstellung der handgeschöpften Schokolade wird arabische Kamelmilch und mittel– bzw. südamerikanische Rohschokolade verwendet. Mit 5,90€ pro 70g Tafel ist für das exklusive Schokoladenprodukt ein stolzer Preis zu bezahlen. Behält man jedoch den Arbeitsaufwand der Chocolatiers und die hohen Importkosten für die exotische tiefgefrorene Kamelmilch bzw. das vakuumgetrocknete Kamelmilchpulver im Hinterkopf, ist der Preis durchaus nachvollziehbar.
Andererseits vertreibt das Unternehmen „Al Nassma“ mit Sitz in Dubai seit 2008 verschiedenste Kamelmilchschokoladenprodukte – von Pralinen und Hohlfiguren bis hin zu verschiedensten Schokoladensorten. Eine 70g-Tafel beläuft sich auf 5,19€. Der Werbeslogan „erste und feinste Kamelmilchschokolade“ lässt schon erahnen, dass dieses Unternehmen die Vorreiterrolle innehat, was den Vertrieb von Produkten auf Basis von Kamelmilch in Europa betrifft.
Beinahe zeitgleich mit der offiziellen Einfuhrgenehmigung für Kamelmilch und Kamelmilchprodukte in die Europäische Union, wurde Anfang Juli des Jahres 2013 die Verkaufspartnerschaft zwischen dem Dubaier Unternehmen und dem österreichischen Delikatessengeschäft „Julius Meinl am Graben“ beschlossen. Produziert werden auch diese Schokoladen in Österreich, in Zusammenarbeit mit der österreichischen HM Chocolate Holding und der Josef Manner & Comp AG – die österreichischen Mannerschnitten sind euch ja vielleicht ein Begriff.
Zukunftsmarkt Kasachstan?
Die Nachfrage nach der kostbaren Kamelmilch steigt weltweit. Insbesondere in Form von Schokolade kommt das weiße Gold in Europa, Russland und China gut an. In Kasachstan lässt dieser Boom noch auf sich warten. Eigentlich stünde einem solchen Vorhaben aber nichts im Wege – genug heimische Kamelmilch ist ja vorhanden. Die jahrhundertelange Erfahrung auf diesem Gebiet könnte genützt werden, um das Feld wirtschaftlich auszuschöpfen.
Sowohl für in– als auch ausländische Investoren könnte es sich hierbei um ein interessantes Investitionsfeld handeln. Wer weiß – vielleicht ist schon bald auf der Website der Almatyner Schokoladenfabrik „Rachat“ neben Crackern, Pralinen, Dragées und Keksen eine neue Rubrik namens „Kamelmilchschokolade“ zu finden.