Den Apfel in all seinen Variationen gibt es derzeit in der Almaty Galerie zu betrachten. Vom 21. September bis zum 15. Oktober findet dort die Ausstellung der künstlerischen sowie wissenschaftlich-kulturhistorischen Projekte namens „Apfel. Eine Einführung“ und „Bedrohte Portraits“ rund um die besondere Frucht statt.

Die Künstlerinnen und Künstler hinter der Ausstellung sind die in Deutschland lebenden Antje Majewski und Brigitte Hofherr sowie Pawel Freisler, der bei der Eröffnung nicht anwesend war. Majewski beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit anthropologischen und philosophischen Fragen, die in ihre Kunstobjekte einfließen. Bereits vor einigen Jahren kam sie im Rahmen des Projekts nach Almaty, um ein Video über die Apfelsorten in Kasachstan zu drehen. Hofherr ist geobotanische Malerin, die sich nun seit über fünf Jahren Portraits historischer und seltener Apfelsorten widmet. „Ich möchte vielen Äpfeln ein Portrait schenken, damit Menschen darauf aufmerksam werden, welche Vielfalt wir noch besitzen. Wir werden aber viel davon verlieren, wenn wir nicht anfangen, sie zu beschützen“, erklärte sie in ihrer Eröffnungsansprache.

Zurück zum Ursprung

Die Ausstellung des Projekts in Almaty stellt für die Künstlerinnen eine Besonderheit dar: „Ich bin sehr gerührt über die Einladung, wieder hier her zu kommen und das Projekt zurück zu seinem Ursprung zu bringen“, so Majewski. Die beiden Künstlerinnen waren bei ihren Recherchen immer wieder darauf gestoßen, dass die Frucht ursprünglich aus den Bergen im Süden Kasachstans komme (siehe hierzu unseren Artikel „Schutz durch Nutzung“ vom 28. April über ein Projekt zum Erhalt des zentralasiatischen Wildapfels).

In den vergangenen Jahren beschäftigten sie sich auf vielschichtige Weise mit einem Objekt, das mehrere gesellschaftsrelevante Dimensionen miteinander verbindet: die Geschichte des Apfels, Biodiversitätsverlust und globale Erwärmung. Auch die Kuratorin der Ausstellung betonte die gesellschaftlichen Herausforderungen, die aus der Frucht hervorgehen: „Der Apfel, das ist nicht einfach nur ein gesundes Lebensmittel. Es hat eine lange Geschichte. Gerade haben wir auf der Welt etwa 10.000 Sorten, aber werden künftige Generationen diese Vielfalt auch sehen? Oder bleiben nur noch drei Sorten – rot, gelb und grün? Diese Fragen behandelt die heutige Ausstellung.“

Für die etwa 70 Personen, die am vergangenen Donnerstag zur Vernissage erschienen, war die Ausstellung also auch eine Anregung, sich mit diesen aktuellen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Nach der Begrüßung mit klassischer Live-Musik und den Eröffnungsansprachen, bei denen neben den anwesenden Künstlerinnen noch weitere Beteiligte der Ausstellung zu Wort kamen, überraschten die Veranstalterinnen die Gäste mit einem zusätzlichen Programmpunkt. Mit frischen Apfelsorten, die die Künstlerinnen auf dem Markt gekauft hatten, schufen sie gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Galerie ein kleines Kunstwerk: „Das Ornament soll die Vielfalt der Äpfel feiern, aber auch unsere Diversität – die der kunstschaffenden Menschen“, leitete Majewski ein. Nach diesem offiziellen Teil fand auch noch ein lockerer Empfang im Apfel-Motto statt. Mit Apfelcider, Apfelsaft und Apfelpiroggen konnten die Besucherinnen und Besucher sich stärken.

Äpfel in all ihren Variationen

Wer in nächster Zeit die Almaty Galerie in der Dosytk-Straße besucht, wird verschiedenste Apfelsorten in all ihren Formen und Farben betrachten können. Mal getrocknet, mal mit eingeschnitzten Mustern, mal als unberührte Frucht – durch die diversen Darstellungsweisen und Perspektiven wird die Vielfalt der Frucht beim Besuch der Ausstellung spürbar.

Der Großteil der dargestellten Apfelsorten ist aus Deutschland, wo die beiden Kunstschaffenden leben. Jedoch sind auch einige Exemplare des Malus sieversii vorzufinden. Dieser asiatische Wildapfel gilt als Urapfel, der mittlerweile jedoch auf der Roten Liste gefährdeter Arten gelistet ist. Die berühmte Aport-Sorte ist nicht aufzufinden, da Hofherr das Exemplar versehentlich in ihrem Studio in Deutschland vergessen hat. Die Künstlerinnen werden noch eine Woche in Kasachstan bleiben, um sich Apfelbäume anzusehen und erste Skizzen für weitere Kunstobjekte anzufertigen. So wollen sie die Voraussetzungen schaffen, um künftig noch mehr Apfelsorten, die in Kasachstan vorzufinden sind, zu präsentieren.

Für Besucherinnen und Besucher, die sich für den Urapfel und die Artenvielfalt im südlichen Kasachstan interessieren, bietet eine Videoinstallation, die Majewski mit Unterstützung von Einheimischen aufnahm, Einblicke. Das Video ist eine Spurensuche nach dem Apfel sowie seinem Ursprung und widmet sich Versuchen zur Erhaltung von lokalen Apfelsorten.

Gemeinsam Biodiversität erhalten

Ein Anliegen der Künstlerinnen ist die gesellschaftliche Verantwortung für den Erhalt von Artenvielfalt. „Solche internationalen Kooperationen sind heute sehr wichtig, da die Biodiversität bedroht ist. Ich denke, die ganze Welt sollte über den Schatz, den ihr hier in Kasachstan habt, Bescheid wissen, damit nicht nur die großartigen Aktivistinnen und Aktivisten hier, sondern auch die internationale Gemeinschaft dazu beiträgt, das zu schützen, was ihr hier habt“, betonte Majewski. Komplett wäre diese Kooperation, wenn beim nächsten Mal auch einige kasachstanische Kunstschaffende die Möglichkeit hätten, ihre Werke zu präsentieren.

Mit ihrem Werk setzen die Künstlerinnen und Künstler ein Zeichen gegen den Verlust von Artenvielfalt. Darüber hinaus schaffen sie einen Raum für Auseinandersetzung und Gespräch bezüglich einer weltweiten Herausforderung und rufen zum Handeln auf.

Text: Sasha Borgardt
Video: Christiane Schmidt

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