Von Baden-Württemberg in die ganze Welt: Die Rätsel des Leonbergers Peter Krystufek (67) werden seit 1983 rund um den Globus in über hundert Zeitungen veröffentlicht. Die Mehrheit davon ist deutschsprachig, so wie die DAZ, wo das erste Schachrätsel von Krystufek im Jahr 2011 erschien.

Herr Krystufek, wie sind Sie auf die Idee mit den Schachrätseln gekommen?

Ende der 1970er-Jahre wurde in Deutschland der erste Schachcomputer angeboten. Den kaufte ich mir, spielte damit Schach und löste Matt-, Remis– und Gewinnprobleme aus den Zeitungen. Ich stellte fest, dass bei Eingabe von Schachrätseln auch illegale Stellungen vom Computer akzeptiert wurden (z.B. 3 Könige, 11 schwarze Türme, unmögliche Bauern-Stellungen usw.). Daraus entwickelte ich mein allererstes Schachrätsel, das heute die Nummer 901 trägt. Ich konstruierte nun weitere Schachrätsel, mit denen Schachcomputer nicht umgehen konnten. Diese Problemreihe taufte ich „Kniffel-Schach – Schachprobleme als kriminalistische Denksportaufgaben“ und verfasste hierzu mehrere Bücher bei renommierten Verlagen wie Heyne, Rowohlt, IDEA und Englisch.

Bei den Kniffel-Schach-Rätseln sind alle Fragestellungen erlaubt, die legal denkbar sind.

Warum bieten Sie ausgerechnet deutschsprachigen Medien im Ausland Ihre Rätsel an?

Als Deutscher (geboren 1948 in Stuttgart, Anm. d. Red.) habe ich Kniffel-Schach ab 1983 natürlich zuerst Zeitungen in Deutschland vorgestellt. Dann folgten Österreich und die Schweiz, anschließend kamen Urlaubsländer wie Spanien, Portugal und Griechenland dran, wo es damals überall deutschsprachige Zeitungen gab.

Da ich nicht in der Lage bin, meine komplizierten Rätseltexte ins Thailändische zu übersetzen, oder ins Tschechische, Kasachische usw. hielt ich immer nur Ausschau nach Zeitungen, in deutscher Sprache. Es gab jedoch auch Redaktionen, die selbstständig meine Texte ins Rumänische, Spanische, Englische und Russische übersetzten. Die 734 Schachrätsel der Problemreihe Kniffel-Schach erschienen von 1983 bis heute in insgesamt 108 Zeitungen in zwölf Ländern in Europa und Asien. (76 Zeitungen in Deutschland, 32 im Ausland).

Was glauben Sie: Warum sind Ihre Rätsel vor allem bei Russen beliebt?

Es ist in der Tat so, dass die rumänische und die russische Redaktion (Planeta Sah, Novosti) an mich herangetreten waren, und nicht umgekehrt. Das wäre auch gar nicht möglich gewesen, da ich weder rumänisch noch russisch verstehe. Russland schätzt Kniffel-Schach, weil es abwechslungsreich ist, das logische Denken trainiert, und kein Computer diese Rätsel lösen kann. Außerdem ist in Russland das Thema Schach weit verbreitet und sehr beliebt.
Speziell für diese Ausländer habe ich Problemkapitel entwickelt, die auch ohne Sprache funktionieren, wie etwa farblose Schachfiguren zum Ausmalen oder Schachfiguren als Ziffern zum Decodieren, die Lösung ist jeweils ein Bild.

Gilt die Schachrätsel-Begeisterung eigentlich für den gesamten postsowjetischen Raum?

Ja. Und hätte ich einen russischen Schach-Spezialisten zur Hand, dann hätte Kniffel-Schach auch schon längst ganz Russland erobert. Und danach China. Abschließend fehlen mir noch Zeitungen in Afrika, Amerika und Australien in deutscher Sprache.

Was war bisher Ihr schwierigstes Rätsel?

Dazu fallen mir gleich mehrere Kompositionen ein: Nummer 496 mit der Frage nach dem letzten Zug. Nummer 469 mit sechs unbekannten Figuren. Nummer 445 mit einer unbekannten Anzahl von unbekannten Figuren.

Diese Schachrätsel entpuppten sich als unerwartet kompliziert beim Konstruieren und waren anschließend auch noch für die Korrektoren zum Zähne ausbeißen. Als Schönstes Schachrätsel – für mich allerdings überraschend – bezeichneten die Korrektoren die Nummer 474 mit der klassischen Frage nach unbekannten Schachfiguren.

Lösen Sie selbst gerne Rätsel in Ihrer Freizeit? Wenn ja, welche?

Ich löse am liebsten nur Kreuzworträtsel, befasse mich selten mit Sudokus.

Gibt es außer den Schachrätseln auch andere Rätsel oder Spiele, die Sie sich ausdenken?

Ich habe mir damals zum Ende des letzten Jahrtausends eine Handvoll Brettspiele, Legespiele, Puzzles, Kartenspiele und Sudokus mit Schachfiguren ausgedacht und jeweils auch einen Prototyp dazu hergestellt, aber Kniffel-Schach bot mir letztendlich die meiste Abwechslung und die beste Möglichkeit, viele Menschen auf der halben Erde durch Zeitungen anzusprechen, auch diejenigen Leute, die mit niemandem Schach spielen wollen.

Glauben Sie, dass Ihnen irgendwann die Ideen ausgehen?

Das glaube ich nicht. Zwischen zwei Schach-Kompositionen betätige ich mich zur Erholung als Künstler und gestalte Glitzer-Bilder mit Edelstein-Imitationen im eleganten Barockrahmen, zeichne Schachmotiv-Illustrationen, fotografiere, verfasse Essays, Texte und Kurzgeschichten oder surfe durchs Internet, um auf anderen Kontinenten weitere deutschsprachige Zeitungen ausfindig zu machen für Kniffel-Schach.

Das Interview führte Othmara Glas.

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