Ehemalige Schülerinnen von Sprachdiplomschulen (DSD-Schulen) berichten über ihre Erfahrungen mit der deutschen Sprache.
Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) betreut und unterstützt acht Schulen mit vertieftem Deutschunterricht in Kasachstan. Seit nun mehr als 15 Jahren arbeiten entsandte deutsche Lehrkräfte in Almaty, Astana, Öskemen, Petropawlowsk und Kornejewka zusammen mit einheimischen Lehrern an der Förderung der deutschen Sprache und Kultur. Kernstück der Arbeit ist dabei die Vorbereitung der Schüler und Schülerinnen auf die Prüfung zum DEUTSCHEN SPRACHDIPLOM DER KULTUSMINISTERKONFERENZ (DSD-Diplom). Dieses Diplom dient als Sprachnachweis für die Aufnahme eines Studiums in Deutschland.
Bei den DSD-Absolventen wird der Studienstandort Deutschland immer beliebter. Jährlich wechseln mehr als 20 DSD-Absolventen direkt nach der Schulausbildung ihren Wohnsitz, um in Deutschland zu studieren. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und den Hochschulen selbst macht die Integration der jungen kasachischen Studenten unproblematischer denn je. Jedoch beginnt die Mehrheit der DSD-Absolventen ihr Studium vorerst in Kasachstan und wechselt dann später aufgrund der vielfältigen Kooperationsvereinbarungen zwischen kasachischen und deutschen Universitäten und Hochschulen zum Studium nach Deutschland. Dass beide Wege erfolgreich sein können, zeigen die Antworten dreier DSD-Absolventinnen. Ich habe mich mit Ihnen als ihr ehemaliger Deutschlehrer getroffen und ihnen je drei Fragen gestellt.
Welche Türen haben sich für dich durch dein Deutschlernen geöffnet?
Ainara: Ich war seit der 1. Klasse ein Fan der deutschen Sprache. Nach vielen hundert Stunden des Deutschlernens erhielt ich in der 10. Klasse ein Stipendium vom Pädagogischen Austauschdienst und war auf einer einmonatigen Reise quer durch Deutschland unterwegs. Da habe ich viele Schüler aus der ganzen Welt getroffen, mit denen ich meine Kommunikationsfähigkeiten in der deutschen Sprache auf ein deutlich höheres Niveau gebracht habe. Nach meinem Schulabschluss habe ich ein Vollstipendium für das Studium in Deutschland vom DAAD bekommen. Nun wohne ich seit 2010 in Karlsruhe und studiere an einer der besten Universitäten in meinem Bereich. Der Deutschunterricht in der Schule hat mir dabei sehr geholfen, ein erfolgreiches Bachelorstudium in Informatik abzuschließen und ein glückliches und ereignisreiches Leben in Deutschland zu führen.
Gulden: Die deutsche Sprache begleitet mich schon seit mehreren Jahren, und mit Sicherheit kann ich behaupten, dass sie ein Teilchen meiner Familie geworden ist. Meine Mutter hat ihr ganzes Leben der deutschen Sprache gewidmet und erntet jetzt die Früchte ihrer mühsamen Arbeit. Als meine Mama das erste Mal nach Deutschland geflogen ist, war sie mit meinem Bruder schwanger. Ihre Gastgeberin hatte damals gesagt, dass das Kind eine Brücke zwischen Kasachstan und Deutschland sein werde. Zu jener Zeit hat Mama ihre Worte nicht ernst genommen, aber jetzt ist es sehr interessant zu sehen, dass mein Bruder als Masterstudent für internationale Beziehungen in Deutschland und ich, ebenfalls Masterstudentin, aber in Almaty, unser Leben mit Deutsch und Deutschland verbunden haben. Die deutsche Sprache hat mein Leben vielfältiger, interessanter gemacht. Sie eröffnet mir immer wieder neue Möglichkeiten, die ich versuche, maximal zu nutzen. Ich war schon dreimal in Deutschland, und jedes Mal habe ich dieses Land für mich ganz neu entdeckt. Die wichtigste Erfahrung war für mich, mich in eine fremde Kultur, in einen fremden Alltag einzuleben. Seit dieser Zeit hat mich Deutsch in seinen Bann gezogen und fasziniert und war für mich ein Grundstein beim Erlernen weiterer Fremdsprachen.
Olga: Dank dem Deutschlernen und Erwerb des deutschen Sprachdiploms konnte ich an meiner Universität aufgenommen werden, außerdem bringt es viele Vorteile im Studium mit sich: ob problemlose Anerkennung einer Fremdsprache in einem Pflichtmodul oder Befreiung vom Deutschunterricht am Studienkolleg. Natürlich lernt man ebenso die Kultur des Landes, dessen Sprache man spricht, besser kennen und hat es leichter bei der Integration.
Was gefällt dir an Deutschland und an deiner jetzigen Ausbildung?
Ainara: Pünktlichkeit, Einhalten der Regeln und Planung. An meinem Studium gefällt mir sehr, dass nur diejenigen einen Abschluss bekommen, die es verdient haben und wirklich gut in ihrem Bereich sind. Hier hat man viele Perspektiven, internationale Beziehungen und tolle Forschungsmöglichkeiten.
Gulden: Ich habe mein Masterstudium hier in Almaty begonnen, aber vielleicht erfüllt sich mein Traum doch noch, das Studium in Deutschland fortsetzen zu können. Es ist doch klar, dass man als zukünftige Dolmetscherin der Sprache und Kultur, die man studiert, so nah wie möglich sein will.
Olga: Deutschland ist für sein gutes Ausbildungssystem bekannt, deshalb habe ich mich für das Studium der Wirtschaftswissenschaften an einer deutschen Universität entschieden. An meiner Ausbildung gefällt mir die Selbstständigkeit, die von den Studenten gefordert wird, und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung – die Kreativität kann freien Lauf nehmen.
Welchen Rat würdest du aus deiner heutigen Sicht den Schülern geben, die ihre Zukunft mit Deutsch gestalten wollen?
Ainara: Ganz klar, viel lesen. Ich sage es ernst, weil man seine Kenntnisse der Sprache und Grammatik durch viel Lesen enorm verbessert. Keine Angst vorm Sprechen und den dazugehörigen grammatischen Fehlern.
Gulden: Deutschland ist vor allem eines der beliebtesten Studienländer, weil hier die Ausbildung groß geschrieben wird. Ich möchte nur sagen: «Wenn du dich entschieden hast, deine Zukunft mit Deutsch zu gestalten, dann lern diese Sprache mit viel Herzblut. Bleib neugierig. Nimm an vielen verschiedenen internationalen Programmen, Seminaren und Veranstaltungen teil. So wird man mit der Zeit Schritt halten und sich weiterentwickeln können.“
Olga: Man sollte an sich selbst glauben und nie aufgeben – immer nach vorn schauen und alles dafür tun, damit Träume in Erfüllung gehen. Immer wenn sich eine Tür schließt, geht eine andere auf.