DAAD-Stipendien für Studienaufenthalte in Deutschland sind nach wie vor beliebt, auch wenn die deutsche Sprache bei der Auswahl zunächst eine geringe Rolle einnimmt. Doch genau für diese wirbt ein prominenter Politiker und DAAD-Alumnus Kasachstans.

Unter den ersten vier Ländern, zu denen Kasachstan nach seiner Unabhängigkeit anfing, „Brücken zu schlagen“, befand sich auch Deutschland. Dazu gehörte neben wirtschaftlichen Interessen Austausch auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Seit der Aufnahme der Arbeit des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Kasachstan und der Einführung des landeseigenen Stipendium-Programms „Bolaschak“ in den 90er Jahren haben beide Seiten einen erfolgreichen Austausch vorzuweisen. Heute betont man in Kasachstan, dass sich deutsche Bildungswege auszahlen: Sie führen bis hin zum Staatswesen, denn Bürgermeister der zwei größten Städte Kasachstans, Schymkent und Almaty, studierten einst in Deutschland.

Baibek und die deutsche Sprache

Jedes Jahr bekommen Hochschullehrkräfte und Studenten in einer feierlichen Zeremonie Stipendien verliehen. Sie dienen Forschungsaufenthalten an deutschen Fakultäten und Master-Studienaufenthalten oder Hochschulsommerkursen in Deutschland. Dieses Jahr bekamen 73 Stipendiaten die Chance, an deutsche Unis zu gehen.

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Lehrende und Studenten aller Fakultäten bewerben sich jährlich um die begehrten Plätze. Darunter sind allerdings die Wenigsten deutschsprachig. Sprachförderung ist zwar kein konkretes Aufgabenfeld des DAAD, nichtsdestotrotz bietet er jährlich immer mehr Studierenden die Möglichkeit eines intensiven Sprachstipendiums in Deutschland.

Da es in Konkurrenz zu Englisch und im Zusammenhang mit der Sprachpolitik in Kasachstan für Deutsch immer enger wird, setzt sich der Akim von Almaty, Bauyrschan Baibek gern persönlich für die deutsche Sprache und Ausbildung ein und rührt als Ehrengast der feierlichen Stipendienverleihung die Werbetrommel. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung in der Stiftung des Ersten Präsidenten statt; die Urkunden überreichten Baibek und der deutsche Generalkonsul Jörn Rosenberg persönlich.

„Denkweise ändern“

Deutsche Ausbildung ist in vielen Ländern als hochwertig bekannt. Auch in Kasachstan genießt sie einen guten Ruf, selbst wenn sie hier in ihrer Popularität hinter den USA und Großbritannien hinterherhinkt. Umso stolzer ist man hierzulande nun auf eine neue Gallionsfigur – den seit 2015 amtierenden Bürgermeister Almatys Bauyrschan Baibek.

Generalkonsul Jörn Rosenberg und Bürgermeister Bauyrschan Baibek überreichen persönlich die Urkunden: Insgesamt wurden dieses Jahr 73 Stipendien vergeben, darunter 47 für Hochschulsommerkurse, 14 für Masterstudien, drei für Enterprise-Resource-Planning (für Ökonomen), zwei an Doktoranten, sechs für Forschungsaufenthalte und eins für eine Studienreise für 15 Personen. | Bild: GK Almaty

In einer persönlichen Ansprache in fließendem Deutsch, sprach Baibek von seiner Studentenzeit in Deutschland: „Wir Bolaschak-Stipendiaten wurden sehr gut vom DAAD betreut. Die Studenten lernen nicht nur die Sprache, sondern auch ein wunderschönes Land kennen, das ihnen sehr viele Möglichkeiten bietet. Es ist eine der fortschrittlichsten Wirtschaftsnationen in der Welt, und die Stipendiaten werden die Möglichkeit haben, viel Neues zu erlernen und ihre Denkweise zu ändern. Denn hinter dem wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands liegt auch eine bestimmte Mentalität und Fleiß, was mir persönlich sehr gut gefällt. Deswegen möchte ich die Studierenden motivieren und viel Erfolg wünschen zu diesem sehr wichtigen Schritt in ihrem Leben.“

Über 400 Stipendiaten traten mittlerweile im Rahmen des Bolaschak-Programms mit Unterstützung des DAAD ein Studium in Deutschland an. Der DAAD ermöglichte in den letzten 20 Jahren über 3700 Studenten die Möglichkeit einer deutschen Hochschulbildung. Baibek, der selbst sieben Jahre in Deutschland studiert und gearbeitet hat, sieht diese Zahlen auch als direkte Investitionen in die Wirtschaft Kasachstans. Viele der Absolventen würden nach ihrem Auslandsaufenthalt ihren beruflichen Werdegang in Unternehmen auf dem Territorium Kasachstans aufnehmen.

Intellektueller Wachstum ganzer Familien

Der Akim betonte in seiner dreisprachigen Rede die Wichtigkeit einer guten Ausbildung, die den Schlüssel zu einem geistigen und intellektuellen Wachstum darstelle, und zwar nicht nur für den Stipendiaten selbst, sondern für ganze kasachische Familien. „Viele unserer Eltern wuchsen selbst noch in Auls auf, manche studierten vielleicht in Großstädten der Sowjtunion. Heutzutage hat man die Möglichkeit, in den besten Universitäten der Welt zu studieren und von dem Erfolg anderer zu lernen.“

In der Folge wirke sich das, nach der Erfahrung des Akims, im besten Fall wirtschaftlich aus. Er selbst setzt sich immer gern für Deutschland und die deutsche „Denke“ ein.

Als Beispiel einer aktuellen wirtschaftlichen Kooperation mit Deutschland nennt er einen sich in Ausarbeitung befindenden Produktionsstandort für Elektrobusse auf dem Territorium Kasachstans. Im Konglomerat dieser Wirtschaftskooperationen sieht er dabei auch die Kasachstandeutschen, die ein verbindendes Glied beider Länder darstellen.

Seinen eindringlichen Appell an die Studierenden beschließt er mit den Worten: „Wir sagen den jungen Menschen immer: Eine Wohnung, ein Auto, ein Telefon – das sind alles Güter, die wechseln können; eine Sprache bleibt für immer.“

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