26 deutsche Firmen präsentierten sich auf der kasachischen Baumesse „Kazbuild“ Anfang September in Almaty. Der Bauboom in Astana, seit 1997 die neue Haupstadt des Landes, beschert der hiesigen Bauwirtschaft und deutschen Exporteuren einen Boom.

26 deutsche Firmen präsentierten sich auf der kasachischen Baumesse „Kazbuild“ Anfang September in Almaty. Der Bauboom in Astana, seit 1997 die neue Haupstadt des Landes, beschert der hiesigen Bauwirtschaft und deutschen Exporteuren einen Boom.

In den Hallen des Almatyer Messezentrums „Atakent“ stellte vom 7. bis 10. September neben der internationalen Konkurrenz auch die deutsche Baubranche aus. Vom Bauboom in der Hauptstadt Astana profitieren nicht nur kasachische Firmen, sondern auch Exporteure aus der ganzen Welt. Das Fazit der angereisten deutschen Unternehmer war größtenteils positiv, denn auch die Wirtschaft in Almaty, der immer noch größten Stadt Kasachstans, boomt. Das lokale Bruttoinlandsprodukt, die Investitionen und der Handel legten im letzten Jahr zweistellig zu. Auch für dieses Jahr wird ein kräftiger Zuwachs erwartet.

„400 deutsche Unternehmen sind bei uns registriert“, sagt Galija Schunusalijewa von der Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan. 26 deutsche Firmen haben Vertreter auf die Baumesse „Kazbuild“ geschickt, dort wimmelt es geradezu von deutschen Namen. „Die Konkurrenz hier ist stärker als im vorigen Jahr“, sagt die Viessmann-Mitarbeiterin Bibigul Machmetowa. Sie arbeitet seit Februar 2005 im neueröffneten Büro in Astana.

„Hier können wir unsere Kunden besser bedienen, Angebote unterbreiten und technische Unterstützung anbieten“, erläutert sie die Vorteile der Präsenz vor Ort. Ab 2006 plane Viessmann, eine eigene Gesellschaft nach lokalem Recht in Kasachstan zu gründen. Immer mehr deutsche Firmen zieht es nach Zentralasien. Besonders das erdölreiche Kasachstan, das als führende Wirtschaftsmacht in der Region gilt, entdeckt die deutsche Wirtschaft als lukrativen Absatzmarkt – so wie die Nedo-GmbH, ein mittelständischer Messgerätehersteller aus Baden-Württemberg. „Für uns war die diesjährige Messe der Durchbruch“, sagt Vertriebsleiter Peter Graf. „Wir haben den Bauboom hier relativ spät erkannt und uns zu sehr auf Osteuropa und die neuen EU-Staaten konzentriert“, schränkt er ein. Russland sei derzeit der wichtigste Wachstumsmarkt des Unternehmens. 160 Mitarbeiter beschäftigt es in Deutschland und der Schweiz. 70 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet. Von der kasachischen Baumesse ist Graf begeistert. Es kämen genügend kaufinteressierte Händler und ebenso Endverbraucher. Den Bauboom in Astana würde man seit zwei Jahren direkt an den Umsatzzahlen spüren.

Auch Michael Schwarz-Pilz von Elba Baumaschinen ist von der „Kazbuild“ angetan. „Die Nachfrage ist enorm, wir sind seit zwei Jahren in Kasachstan, machen hier zwei Millionen Euro Umsatz pro Jahr“, so der Unternehmer. Problematisch sei jedoch für deutsche Firmen der wachsende Preis- und Wettbewerbsdruck aus Asien: „Die Billig-Konkurrenz aus China und auch die Wettbewerber aus der Türkei und Italien nehmen zu. Deutsche Qualität wird geschätzt, aber man will nicht dafür bezahlen.“

Den Preisdruck durch die chinesische Mitbewerber bekommt auch Michael Herkert vom Odenwald Faserplattenwerk zu spüren. „In diesem Jahr ist der Erfolg für uns hier auf der „Kazbuild“ nicht berauschend. Das Interesse läßt aus unserer Sicht nach, immer weniger Besucher kommen.“ So würden inzwischen 80 Prozent des Marktvolumens seiner Produkte von Firmen aus dem großen asiatischen Nachbarland bedient. Die Firma hatte mit ihren Deckensystemen den Almatyer Hauptbahnhof ausgerüstet. Herkert hofft in den nächsten Jahren auf ein Umdenken der Kasachen hin zu mehr Qualität. Mehr als verdoppelt hat hingegen die Kress Elektrowerkzeuge GmbH ihren Umsatz in Kasachstan allein in den letzten beiden Jahren. Seit 1999 werden ihre in Deutschland produzierten Elektrowerkzeuge nach Kasachstan exportiert. Der Generaldirektor der Moskauer Tochtergesellschaft Dirk Amberge sagt: „Solange der Ölpreis hoch ist, geht es Kasachstan gut, und der Bauboom hält an.“ Deutsche Baufirmen profitieren besonders von ihren Lagern vor Ort. Jerschan Sagitajew von der Firma Funke Kunststoffe aus Hamm: „Seit wir hier in Almaty die Produkte vorrätig haben, hat sich unser Umsatz vervielfacht. Vorher belieferten wir nur Großabnehmer, die es sich leisten konnten, einen ganzen Lkw von Deutschland zu bestellen und im Voraus zu bezahlen. Seit Juni betreiben wir unser Lager in Astana und seitdem ist alles anders.“ Aus seiner Sicht übertrage sich der Bauboom langsam auch auf die regionalen Zentren und konzentriere sich nicht nur auf der Großbaustelle Astana und in der Metropole Almaty.

Bereits Ende September 2005 gibt es einen weiteren Höhepunkt für deutsches Engagement in Kasachstan: Dann werden sich auf dem Tag der Deutschen Wirtschaft in Almaty wieder deutsche Firmen präsentieren und mit kasachischen Partnern Kontakte knüpfen.

16/09/05

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