Am Samstag, den 18. November, lud die Deutsch-Kasachische Universität Almaty zum alljährlichen Rhetorik-Wettbewerb in ihre Aula ein. Mehr als ein Dutzend Redner wurden erwartet. Ob philosophische, wissenschaftliche oder wirtschaftliche Themen, die Jury war vor nichts gefeit.

Als die beiden DAAD-Dozenten Judith Hamburg-Madani und Arthur Klischat am Samstagmorgen neben der ehemaligen DKU-Dozentin Salamat Tokhtakhunova in den Reihen der Jury Platz nahmen, ahnten sie nicht, welche Themenvielfalt und Expertise gleich seitens der potenziellen Nachwuchsstudenten auf sie einprasseln würde. Den Anfang machte Ehrengast Alina Balmuchanowa aus Kokschetau. Ganze 17 Stunden Autofahrt hatte sie am Vortag hinter sich gebracht. Als sie voller Energie und frei von jeglichen Notizen auf der Bühne die Nützlichkeit von Zoos diskutierte, war ihr kein Fünkchen Müdigkeit von der langen Anfahrt anzumerken.

Die erste Halbzeit füllten die Vorträge über Fleischkonsum, Urbanisierung und den Einfluss von Streaming-Diensten auf die Filmindustrie. Kurze und knackige 7 Minuten waren für jeden Redner eingeplant, daran anschließend sollten sie Publikum und Jury Frage und Antwort stehen, um ihre spontane Performance unter Beweis zu stellen. Wurde vor der Pause noch zaghaft nachgefragt, entfachte sich nach einer Kaffeepause nach jeder Präsentation ein echter Fragenhagel. Je innovativer das Kernthema, desto neugieriger zeigte sich die Jury.

Große Reden in der kleinen Aula

„Welche Herausforderungen bereitet dir die Koexistenz von Russisch, Kasachisch, Englisch und Deutsch in deinem Alltag?“, sollte Arina Karabekowa nach ihrer Diskussion über Mehrsprachigkeit als Fluch oder Segen erläutern. „Wie würdest du als Profisportler auf ein Dopingangebot reagieren?“, forderte man Almas Assanow nach seiner Präsentation über die Möglichkeit eines dopingfreien Sports zur Stellungnahme. Daniil Tschernikow, Marietta Chabil und Gaini Jessinbekowa, die sich den brandaktuellen Themen Atomkraft, Kryptowährung und Wasserstoff angenommen hatten, wurden von Jury und Publikum genauestens inspiziert, und das mit Erfolg: Sie waren so bewandert in ihrem Thema, dass man sich durch ihre schicke Robe beinahe in einen großangelegten Ted-Talk versetzt fühlte. Diese Expertise wurde von allen Seiten gewürdigt. Jurymitglied Judith bewunderte ganz besonders die Fähigkeit, die komplexen Sachverhalte für die Masse in gehirn-gerechte Stückchen herunterzubrechen.

Keine leichte Entscheidung

Drei Stunden nach dem ersten Vortrag war es schließlich soweit. Die dreiköpfige Jury verschwand im Nebenraum, um ihre Eindrücke auszutauschen und drei Kandidaten fürs Siegertreppchen zu bestimmen. Das war eine knifflige Aufgabe, denn sie hatten den Anspruch, nicht einfach nur den besten Deutschlerner, sondern eben den rhetorisch stärksten Redner auszuzeichnen. Dabei lagen Ausdrucksfähigkeit in der Fremdsprache und Eloquenz nicht selten ganz nah beieinander und schienen sich gegenseitig zu bedingen, wobei es auch einige Ausnahmen gab. Einige Teilnehmer hatten mit Fachvokabular und idiomatischen Ausdrücken für sich geworben, andere mit kohärentem und prägnantem Aufbau geglänzt. Hier sagt man auch frei nach Tschechow, dass die Kürze die Schwester des Talents ist. Was einen kleinen Teil der Redner von den anderen abhob, war der Kontakt zum Publikum und die Beherrschung einer vortragsbegleitenden Gestik.

Lob und Siegerehrung

Schließlich kehrten Judith, Salamat und Arthur zur Siegerehrung zurück in die Aula, wo sie ungeduldig erwartet wurden. Vor Bekanntgabe der Sieger betonten sie noch einmal, wie inspiriert sie sowohl von der Wissensvermittlung als auch von den Deutschkenntnissen waren. Das Gros der Teilnehmer sei noch kein einziges Mal in ihrem Leben in Deutschland gewesen, spreche jedoch so frei, dass man es fast kaum glauben könne. Für die erfolgreiche Teilnahme erhielten alle eine Urkunde und einen Jutebeutel mit Merchandise der Universität. Die ersten drei Plätze belegten schließlich, angefangen beim Dritten, Daniil Tschernikow, Arina Karabekow und Gaini Jessinbekowa. Damit gewannen sie einen Semesterrabatt von 25 Prozent im Falle einer zukünftigen Einschreibung an der Deutsch-Kasachischen Universität. Besonderer Dank ging noch an Rosa Jakirova, Lehrerin der 18. Schule, die bislang in jedem Jahr als Unterstützung dabei war und auch dieses Mal fünf ihrer Schüler bestens auf den Wettbewerb vorbereitet hat.

Arthur Siavash Klischat

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