Die Demonstranten von Tbilissi, Kiew und Bischkek sind gekauft und werden von ausländischen Mächten bezahlt. Diese Verschwörungstheorie lese oder höre ich nicht selten. Tatsächlich ist der Export von Revolution in der Weltgeschichte mehr als einmal versucht worden. Palastrevolutionen, also der Machtwechsel ohne Volksbeteiligung, haben durchaus auch oft genug funktioniert, zum Beispiel in lateinamerikanischen Staaten.

Die Demonstranten von Tbilissi, Kiew und Bischkek sind gekauft und werden von ausländischen Mächten bezahlt. Diese Verschwörungstheorie lese oder höre ich nicht selten. Tatsächlich ist der Export von Revolution in der Weltgeschichte mehr als einmal versucht worden. Palastrevolutionen, also der Machtwechsel ohne Volksbeteiligung, haben durchaus auch oft genug funktioniert, zum Beispiel in lateinamerikanischen Staaten.

Doch erfolgreich von außen initiierte Massenbewegungen mit dem Ziel des Machtwechsels ohne innere Basis wollen mir nicht einfallen.

So auch in Kirgisien. Die soziale Basis als Erklärung verbreiteter Unzufriedenheit ist eindeutig gegeben. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung leben unter der offiziellen Armutsgrenze (in Kasachstan etwa 15 Prozent). Insbesondere Jugendliche, als in vieler Hinsicht noch nicht fest in die Gesellschaft eingebundene und psychologisch noch nicht gefestigte Schicht, sind davon besonders betroffen.

Natürlich hat es in den Jahren der Unabhängigkeit auch in Kirgisien ökonomischen Fortschritt gegeben. Dieser fällt jedoch im Vergleich mit Kasachstan durchaus dramatisch geringer aus. Das sieht man leicht bei einem vergleichenden Besuch in Bischkek, das sieht man auch an den nackten Zahlen. Diese sagen aus, dass das kirgisische Bruttoprodukt pro Kopf nur etwa ein Viertel des kasachstanischen ausmacht. Dazu kommt noch die verbreitete Korruption. Diese ist zwar auch hierzulande ein zentrales Problem. Meinen Beobachtungen nach aber ist sie in Kirgisien viel offener. Praktisch alle Posten und Pöstchen haben ihren Preis, sie sind also käuflich. Allerdings nur für den, der das notwendige Kleingeld hat. Wieder besonders für Jugendliche frustrierend: die Käuflichkeit von Schulnoten und Hochschuldiplomen. Aber diese Art des „Wissenserwerbs“ ist wiederum nur einer Elite zugänglich. Bleibt als letztes zu nennen: die fehlende tägliche Transparenz hinsichtlich der wahren Zustände im Lande. Aus der für mich einzig lesbaren kirgisische Zeitung „Vetserny Bischkek“ ist nichts brauchbares über die wahre wirtschaftliche Lage zu entnehmen, abgesehen von offiziellen Jubelmeldungen. Und deren Informationswert ist nun wahrlich begrenzt. In jeder hiesigen „Delovaja nedelja“ finde ich das hundertfache an Fakten und Beurteilungen zur Lage in Kasachstan.

Die Revolution in Kirgisien hat Ursachen. Die neuen Machthaber, die auch auf den mittleren Ebenen nicht die alten sein sollten, sollten diese gründlichst analysieren und Veränderungen für das Volk organisieren.

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