Das kasachische Energieministerium will, dass Biogas neben Erd-, Schiefer- und Grubengas bis 2030 ein fester Bestandteil des nationalen Energiemix wird. Dafür werden verschiedene Fördermaßnahmen zur Verfügung gestellt. Doch bislang wurden nur wenige Projekte verwirklicht.

Unter den Erneuerbaren Energieträgern in Kasachstan ist Biogas der noch am wenigsten entwickelte. Der Anteil von drei offiziell geprüften Biogas-Energieanlagen (BEA) im Land an allen Erneuerbaren Energien machte gerade einmal 0,75 Prozent oder 18 Millionen KW aus. Ihre Gesamtleistung betrug 2,42 MW. Jedes Quartal führt das kasachische Energieministerium ein Monitoring dieser drei BEA durch.

Seit Jahresbeginn gehört zu diesem Verzeichnis noch die „Wasserressourcen-Marketing“ GmbH mit einer Leistung von 0,4 MW, die auf Basis der Abwasser-Kläranlagen in Schymkent funktioniert. Somit unterliegen dem Monitoring des Energieministeriums 2020 rund 2,82 MW der Biogas-Energieanlagen.

Elektrizität für den Eigenbedarf

Eine der genannten Anlagen gehört dem Agrar-Industriebetrieb „Wolinski“ in der Region Karaganda. Als Rohstoff werden hier Abfallprodukte aus der Schweinezucht verwendet und der produzierte Strom in einer eigenen Fischzucht eingesetzt. Abfälle aus der Rinderviehzucht verwendet die „Karaman-K“ GmbH beim Betrieb der 0,35 MW starken Biogas-Energieanlage in der Region Kostanai. Die dort hergestellte Elektrizität wird für den eigenen Bedarf verwendet. Die Gestaltung des Projektes und die Lieferung der Ausrüstung für diese Anlage erfolgt durch die Firma „Zorg Biogas Ukraine“. Ähnliche Dienste leistete dieser Lieferant schon der „Agrofirma Kurma“ GmbH aus Karaganda für den Aufbau einer 1,07 MW starken Biogas-Energieanlage.

„2014 haben wir mit dem Aufbau der Biogas-Energieanlage begonnen, Mitte 2018 ging sie in Betrieb. Die Kosten der Installationsarbeiten und Ausrüstung betrugen etwa 600 Millionen Tenge“, erzählt der Hauptenergetiker der Agrofirma Kurma Juri Kusmin. „Die Erzeugung der Elektrizität beträgt normalerweise etwa 6- bis 10.000 kWh pro Tag oder 250 kWh pro Monat. Das strenge Klima im Land gibt uns keine Chance, die Ausrüstungsmöglichkeiten vollständig zu nutzen, da ihre minimale Arbeitstemperatur -10°С beträgt. Bei uns in der Steppe ist es aber oft bis zu -30°С kalt. 2019 kamen wir nur auf die Hälfte der Leistungsabgabe, so betrug die gesamte Jahreserzeugung etwa 3 Millionen KW statt 6 Millionen.“

Laut Kusmin wird die Biogas-Energieanlage von sieben Mitarbeitern betrieben. Sie bereiten das Substrat aus dem Mist im Reservoir zu und vermessen sein Methanniveau, welches entscheidend ist für die nächsten Arbeitsverfahren. Nach der Fertigung des Biogases und seiner Verarbeitung zu Strom bekommt der Betrieb trockenen Dünger, der wegen des Mangels an Trocknungsanlagen in der Region nicht verkauft, sondern an die Einwohner der nahegelegenen Dörfer ausgegeben wird.

Strom aus Biogas oft nicht profitabel

Elektrizität aus Viehfarm-Abfällen für den Eigenbedarf produziert Denis Ten, der Besitzer des Bildungszentrums „EcoFermer“ in der Region Almaty. Er wendet 1 Million Tenge für die chinesische Biogas-Energieanlage auf. Pro Tag erzeugt sie etwa 10 Kubikmeter Biogase. Das ist genug für die Küchentechnik und um das Gewächshaus zu beheizen. „Biogasstrom in so einer kleinen Anlage zu produzieren und zu verkaufen ist nicht profitabel“, so Denis Ten. „Deswegen benutzen wir das Gas im Haushalt und vermarkten getrockneten und flüssigen Dünger.“ Außerdem berichtet er über die Einrichtung von fünf Biogas-Energieanlagen für kasachische Viehzuchtfarmen, die er 2019 als offizieller Vertreter des Herstellers durchführte.

Auf Nachfrage erklärte das kasachische Energieministerium, dass gemäß dem Konzept zur Entwicklung von Kasachstans Gassektor bis 2030 Biogas zusammen mit Erd-, Gruben– und Schiefergas zum Energiemix der Wirtschaft gehören soll. Da Biogas aus organischen Abfällen produziert wird, zählt auch der Strom aus Biogas-Energieanlagen zu den Erneuerbaren Energien. Laut dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wird er gleich nach Verarbeitung und mit höherem Preis im Vergleich zu anderen Stromarten realisiert und seine Hersteller bezahlen keine Gebühren für Netznutzung und Lieferung.

Regelwerk für Biogas-Subventionen ausgearbeitet

Während eines Telefongesprächs berichtete ein Sprecher von Kasachstans Handelskammer „Atameken“, dass die Kammer den Biogasunternehmern im Gegensatz zu staatlichen Diensten keine Unterstützung leistet. Aus dem Energieministerium hieß es, dass ein Regelwerk für Subventionen ausgearbeitet wurde. Mit diesem sollen landwirtschaftlichen Industriebetrieben Ausgaben in Höhe von bis zu 25 Prozent ersetzt werden, die für Technik und Ausrüstung zur Verarbeitung von Hühnermist anfallen. Zudem seien die Konkurrenzanforderungen für die Auswahl des BEA-Aufbaues vereinfacht worden. Darüber hinaus bietet der Investitionsausschuss des Außenministeriums staatliche Unterstützung bei Investitionen und Investitionspräferenzen für die Realisierung von Biogas-Energieprojekten an.

Vor zwei Jahren begann das „Abrechnungs- und Finanzzentrum“, den Herstellern Erneuerbare Energie zum Endpreis aus Auktionen abzukaufen. Von den zuvor genannten Biogas-Energieanlagen verkauft aber nur die Agrofirma Kurma Strom zum genehmigten Festtarif von 32,23 Tenge pro Kilowatt-Stunde. 2018 und 2019 wurde landesweit eine Auswahl von Erneuerbare-Energie-Projekten durchgeführt und dem Biogas-Energiesektor dabei 20 MW zugeteilt. Letztlich bekamen vier Gewinner aus den Regionen Almaty und Karaganda die Möglichkeit, Biogas-Energieanlagen aufzubauen und nachträglich den Strom dem Abrechnungs– und Finanzzentrum zu verkaufen.

Für 2020 ist die Produktion von 3,15 Milliarden Kilowatt-Stunden aus Erneuerbaren Energien geplant, was 3 Prozent der gesamten Strommenge des Landes entspricht. Trotzdem gibt es wie früher gar keinen geplanten Betrag für die Erzeugung des Stromes aus Biogas-Energieanlagen in Kasachstan.

Helena Garkawa

Dieser Beitrag ist Teil eines Projekts, das vom Institut für Auslandsbeziehungen e. V. aus Mitteln des Auswärtigen Amtes gefördert wird.
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