FinTech, Big Data und Blockchain sind Begriffe, die immer häufiger im Zusammenhang des Unternehmertums fallen. Digitalisierungstendenzen sind in allen Bereichen des Lebens nicht mehr wegzudenken, doch in kaum einem anderen sind sie so prägend, wie in der Wirtschaft. Wie weit ist Kasachstan und welche Erfolge hat es zu verbuchen?

Auf dem PLUS-Forum versammelten sich am 30. und 31.10. rund 1.500 Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft, dem Finanzwesen und der Politik in Almaty, um sich über verschiedenste Aspekte der Digitalisierung auszutauschen. Mit Delegierten aus 28 Ländern, wie beispielsweise Österreich, Polen und Frankreich, ist die Veranstaltung eine der größten im Unternehmensbereich und sie wurde dieses Jahr schon zum vierten Mal ausgetragen.

Das Forum versteht sich als ein interdisziplinäres Brückenelement, auf dem insbesondere Innovationen in bargeldlosen Bezahlsystemen und -methoden, Cybersicherheit und Datenschutz vorgestellt wurden.

Das in diesem Jahr übergeordnete Thema stellten jedoch der Wettbewerb und die Marktperspektiven in einer stetig fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft dar.

Das Forum gilt im Allgemeinen als Verbindungsglied zwischen einzelnen Branchen und als Brückenbauer. Der regionale Kontext, den die Veranstaltung mit dem Austragungsort Kasachstan bietet, ist dabei entscheidend. Ähnliche Veranstaltungen sind in anderen zentralasiatischen Metropolen, wie Taschkent, Bischkek und Duschanbe, in den kommenden Wochen geplant.

Kasachstans Perspektive: Chance und Herausforderung zugleich

Kasachstan zielt darauf ab, seine digitalen Möglichkeiten im Finanzwesen auszuweiten und deren Anwendung im täglichen Leben weiter zu vereinfachen. Weltweit gilt die größte Volkswirtschaft Zentralasiens als eine der führenden Nationen, was den Anteil der bargeldlosen Zahlungen angeht. Der neueste Bericht der Nationalbank Kasachstans attestiert dem bargeldlosen Zahlungsverkehr einen Anteil von 86% im September dieses Jahres. Die Zahl der Nutzer digitaler Finanzdienstleistungen hätten sich in den letzten Jahren fast verfünffacht. Laut einem gemeinsamen Bericht von FinTech Consult, MOST Ventures und RISE vom April 2023 betrug der Anteil bargeldloser Zahlungen 2021 noch 78% und 2017 sogar nur 54%.

Regierungen in Zentralasien erkennen das Potenzial digitaler Märkte und beteiligen sich aktiv an ihnen – so auch Kasachstan. „Alles, was in Kasachstan im Bereich der digitalen Finanzdienstleistungen geschieht, ist einzigartig“, sagt Aidos Zhumagulov, Mitglied des Aufsichtsrats der Freedom Bank. Der fortwährende Innovationsschub hiesiger Banken und der enorme Erfolg von Kaspi.kz, dem größten Anbieter für digitale Finanzdienstleistungen, schwappen auch in andere Länder Zentralasiens über. Als beispielhaft für die Verzahnung von offiziellen Dienstleistungen und dem Finanzsektor gelten Bank-Apps. Über diese ist es nicht nur möglich, seine Steuererklärung abzugeben, sondern auch eine Geburtsurkunde oder einen Impfpass abzurufen.

Kasachstan setzt laut Natalia Malyarchuk, einer Beraterin für Regierungsbeziehungen bei „Markets Mentor“, zurzeit mehrere Ansätze zur Regulierung digitaler Märkte um. Priorität würde insbesondere dem Schutz der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen angesichts globaler Digitalisierungstendenzen eingeräumt werden. Als Vorbild gelte der „Digital Markets Act“, auf den sich die Europäische Union erstmals 2022 im Parlament geeinigt hat und der eine Monopolstellung einzelner Akteure verhindern soll.

Die Lokalisation von Daten, die in Kasachstan generiert werden, soll die Förderung von Innovationen begünstigen und die heimischen Digital-Industrien damit schützen. Dem Land fehle es momentan insbesondere an geschultem Fachpersonal, weswegen deren Ausbildung eine wichtige Voraussetzung für Kasachstans anhaltenden Erfolg beim Digitalisieren von Wirtschaft und Gesellschaft darstellt.

Mittlerweile stellt sich nicht mehr die Frage, ob Künstliche Intelligenz (KI) die Finanzindustrie verändern wird. Viel eher steht der Konkurrenzgedanke im Vordergrund; wer seine Produktion oder seinen Service am effektivsten und sichersten mit Hilfe computergestützter Software optimieren kann. Noch wird die Künstliche Intelligenz überwiegend wie eine Bedrohung wahrgenommen. Tatsächlich bräuchte es aber einen ausgewogenen Regulierungsansatz, um diese Befürchtungen zu entkräften.

Anton Genza

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