Die Gründung eines Tierheims in Deutschland ist nicht ungewöhnlich und wird sowohl vom Staat als auch von privaten Spendern unterstützt. In der kasachischen Hauptstadt Astana dagegen entstand im vergangenen Jahr auf private Initiative das erste Tierheim überhaupt.

Bereits seit ihrer Kindheit hat die junge Natalia Manylowa ein zärtliches Verhältnis zu Tieren. Umso mehr schmerzt es sie, wenn sie mitansehen muss, wie diesen Gewalt angetan wird. Natalia Manylowa erzählt von einem typischen Fall: „Eine Mutter mit Kind kommt auf den Spielplatz. Die Mutter unterhält sich mit einer Bekannten, während ihr Kind mit einem Ziegelstein ein kleines Kätzchen schlägt. Die Frau dabei sagt ihm gar nichts. Was wird aus dem Kleinen in Zukunft werden, wenn die Eltern seinen Drang zur Gewalt nicht in einem frühen Alter unterbinden?“

Anna, eine gebürtige Einwohnerin der Hauptstadt, stimmt dieser Meinung zu: „Kinder, die heute Katzen oder Hunde misshandeln, werden morgen kaum geistig entwickelte Personen sein. Bei jeder Äußerung sadistischer Neigungen bei einem Kind muss man Alarm schlagen, solange es noch ein Kind ist! Die Gesellschaft aber verschließt davor Augen.“

Im März 2012 wurde auf Natalias Initiative das erste Tierheim in Astana gegründet. Es trägt den Namen „Ich suche ein Zuhause“. Anna erfuhr von dem Projekt durch eine Reportage im Fernsehen. Und die Information verbreitete sich weiter, und so wird das Tierheim inzwischen auch durch Spenden internationaler Organisationen und diplomatischer Vertretungen unterstützt.

Schwierige erste Schritte

Das einzige Tierheim Astanas hat jede Hilfe finanzieller oder praktischer Natur bitter nötig. Bereits die ersten Schritte zu seiner Schaffung erwiesen sich als schwierig, und bislang haben die Schwierigkeiten noch kein Ende gefunden. Zu Beginn befand sich das Tierheim in dem Haus einer Bekannten Natalias, die sich auch als Tierpflegerin betätigte. Als sie diese Tätigkeit plötzlich einstellte, war das für die restlichen Aktivisten eine unangenehme Überraschung. Doch es sollte noch schlimmer kommen: die Besitzerin des Hauses verlangte auch den Umzug des gesamten Tierheims innerhalb kürzester Zeit. Ein neues Gebäude zu bauen ist aber nicht nur zeitaufwändig: es ist schlicht unmöglich, mit dem Bau während des harten Winters von Astana zu beginnen.

„Für die Tiere werden provisorische Gehege gemacht. Im Frühling beginnen wir das Gebäude zu bauen. Ich möchte alles auf einem professionellen Niveau machen, so wie es sich gehört“, erklärt Natalia. Die Mittel für den Bau stammen bislang allein aus privaten Spenden von Menschen, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Bitten um staatliche Unterstützung stießen entweder auf Absagen oder wurden gar nicht beantwortet. „Aber wenn wir einmal einen fertigen Plan haben, den wir vorstellen können, dann wird es Sinn haben, sich mit weiteren Ideen an den Staat zu wenden“, hofft Natalia.

Liebe beibringen

Aktuell bereitet sich Natalia auf ihr erstes Seminar vor, das sie in einer Schule in Astana abhalten will. Als psychologisch interessierte Person ist Natalia überzeugt, dass man den Kindern die Liebe zu ihren „vierbeinigen Freunden“ von klein auf beibringen muss. Nur so würde sich die dramatische Situation der Tiere allmählich verbessern.

Von vielen Besuchern ihres Tierheims weiß Natalia zu berichten, dass sie zunächst Tiere mitnehmen, sie dann jedoch wieder zurückbrächten und mitteilten, dass sie nicht zum Leben mit Tieren bereit seien. „Die Menschen kann man nach ihrem Verhältnis zu Tieren in vier Gruppen einteilen. Einige sind absolute Fans: Für sie ist das Leben ihres Pfleglings wichtiger als menschliches. Andere behaupten, dass sie Tiere mögen, aber dabei wollen sie nicht für sie sorgen. Die dritten verzichten ganz auf sie. Daneben gibt es noch viele Menschen, denen das Leben von Tieren nicht gleichgültig ist“, fasst Natalia Manylowa zusammen.

Weitere Informationen zum Tierheim im Internet unter http://vk.com/hochydomoi

Von Xenia Sutula

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