In der vergangenen Woche war die Region gleich sechs Mal Erdbeben ausgesetzt. Das Epizentrum lag fünf Mal im südlichen Teil Xinjiangs in China und einmal in Ost-Kasachstan. Die letzte große Erdbeben-Katastrophe in Zentralasien liegt zwar schon lange zurück. Trotzdem arbeiten Organisationen in den Ländern an Präventivmaßnahmen.
Es wankt wieder in Zentralasien. Ursache: Die Indische und Eurasische Platte formen das Altai-Gebirge weiter und entladen dabei Spannungen. Bisher wurden keine verletzten Personen oder ernst zunehmende Schäden gemeldet. Die Seismografen verzeichneten in den Epizentren Beben der Stufe 4,9 bis 6. Wobei bei Stufe 6 schon vereinzelt kleine Gebäudeschäden auftreten können.
Bei einigen mag dies unschöne Bilder von 2011 wieder zurück ins Gedächtnis rufen. Denn zuletzt kamen bei einem Erdbeben im Juli 2011 im Ferghanatal im Dreiländereck zwischen Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan mindestens 14 Menschen ums Leben.
Zentralasien ist eine seismisch aktive Region. Almaty, Kasachstans größte Stadt mit offiziell rund 1,5 Millionen Einwohnern, gilt als besonders gefährdet. In Ballungsräumen sind Menschen am meisten gefährdet, da große einstürzende Gebäude besondere Gefahren darstellen.
Woher kamen die Erdbeben?
Der Himalaya mit dem berühmten Mount Everest ist das höchste Gebirge der Welt. So kann man sich in etwa vorstellen, mit welcher Kraft sich die Indische Platte gegen die Eurasische Platte schiebt. Die Indische Kontinentalplatte besitzt einen nordwestlichen Ausläufer, der bei Tadschikistan mit der Eurasischen Kontinentalplatte kollidiert. Die Erdplatten stoßen mit großer Kraft beinahe frontal zusammen, sodass das Gestein nur in die Höhe ausweichen kann. So entstanden die mächtigen Berge des Altai-Gebirges. Der Altai erstreckt sich über rund 2.100 km Länge vom Quellgebiet der Flüsse Irtysch und Ob in Südsibirien bis in die Trockenregionen Xinjiangs und zum ostmongolischen Hochplateau.
Die bislang letzte Katastrophe größeren Ausmaßes aufgrund dieser tektonischen Verschiebung traf 1907 den Ort Qaratog, der zu Tadschikistan gehört. Schätzungen zufolge kamen dabei bis zu 15.000 Menschen ums Leben. Die schlimmste Naturkatastrophe, die Almaty in jüngster Zeit getroffen hat, war 1911, als fast 500 Menschen starben.
Deutsch-Zentralasiatische Kooperationsforschung
Für die Erforschung solcher vergangenen seismischen Aktivitäten ist das zentralasiatische Global Change Observatorium (GCO:CA) in Bischkek verantwortlich. Dr. Jens Mingram, Wissenschaftler im GCO:CA, ist zuversichtlich, dass die bisher ausschließlich deutsch-kirgisische Partnerschaft in weitere zentralasiatische Regionen ausgeweitet werden kann. Es bedarf jedoch weiterer langfristig orientierter Projekte, deren finanzielle Mittel ebenso langfristig gebunden sind.
Um Katastrophen vorzubeugen oder zumindest die Schäden durch Frühwarnsysteme in Grenzen zu halten, betreiben die zentralasiatischen Partner ein umfassendes Kooperationsprojekt.
Auch Deutschland ist mit dem Geo-Forschungsinstitut Potsdam (GFZ) in die Partnerschaft involviert. Sie alle arbeiten zusammen in einem grenzüberschreitenden wissenschaftlichen Konsortium für die Senkung des Erdbebenrisikos (COSERICA). Hier helfen sich elf zentralasiatische Partner gegenseitig, das Risiko aus den seismischen Aktivitäten in der Region zu reduzieren.
Zentralasien ist stark gefährdet von geologischen Katastrophen wie Hangrutschen, Bergstürzen und Schlammströmen, aber auch Erdbeben. Das Ziel der COSERICA ist es, diese bestmöglich vorherzusagen.
Trotzdem liegt es an jedem Einzelnen, wie er sich am besten vorbereitet. Das Geo-Forschungszentrum in Potsdam gibt auf seiner Website ein umfassendes Merkblatt darüber heraus, wie man sich richtig vorbereitet und während eines Erdbebens richtig verhält.
Lukas Kunzmann
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Richtiges Verhalten bei Erdbeben: Wenn sie sich drinnen befinden:
Suchen Sie sofort Schutz unter einem schweren stabilen Möbelstück (z. B. Tisch). Ist das nicht möglich, flüchten Sie unter einen stabilen Türrahmen, oder legen Sie sich auf den Boden nahe einer tragenden Innenwand und weg von Fenstern. Schützen Sie Kopf und Gesicht mit verschränkten Armen. Bleiben Sie im Haus, solange die Erdbebenerschütterungen anhalten. Am gefährlichsten ist der Versuch, das Gebäude während des Bebens zu verlassen.Sollten sie sich im Freien befinden:
Suchen Sie schnellstmöglich einen freien Platz auf, entfernt von Gebäuden, Straßenlampen und Versorgungsleitungen – bleiben Sie dort, bis die Erschütterungen abgeklungen sind.