Nach der Auflösung des Sowjetstaates waren viele Fischfarmen und Fischverarbeitungskombinate in Kirgisistan wie auch in anderen Sowjetrepubliken in Verfall geraten. Einige dieser Unternehmen wurden dann privatisiert, andere änderten ihr Profil. Jedoch haben Enthusiasten in Kirgisistan mit der Zeit ihr eigenes Fischbusiness gegründet. Wie haben sie es eigentlich geschafft?
Von der Idee zur Umsetzung
Sein Gesicht ist mit Narben bedeckt, aber trotzdem versucht er zu lächeln. Der 40-jährige Kubatbek ist immer in Bewegung, geht hin und her, hält zwei Handys in den Händen. Während er mit dem einen spricht, bekommt er auf dem anderen ständig Anrufe. Kubatbek besitzt mehrere Forellenfarmen in verschiedenen Regionen Kirgisistans. Nach dem sowjetischen Umbruch hat er sich als erster mit Forellenfarmen beschäftigt und damit dem Land einen großen finanziellen Nutzen gebracht „Unsere Farm ist der erste Forellenbetrieb in Kirgisistan. Wir haben ihn im Jahr 2002 gegründet und von Null an angefangen. Die Idee stammte von meinem Bruder. Er las in der Zeitung „Wetschorka“, wie die damaligen Präsidenten von Frankreich, Deutschland und Russland in einem Restaurant in Sankt-Petersburg selbst Forellen fischten und diese kochten. So kamen wir auf die Idee, unseren eigenen Forellenbetrieb zu gründen.“
30 Minuten von Bischkek entfernt befindet sich eine der Forellenfarmen Kubatbeks. Hier befanden sich früher ein verlassenes Pionierlager, aber heute angelt man dort in verschiedenen kleinen Pools, bis die erste Forelle am Haken ist. Auf seiner Farm werden Fische nicht nur gezüchtet, sondern auch verkauft und zubereitet.
Als Hersteller eines landwirtschaftlichen Produkts wird er von allen, mit Ausnahme denr Gewerbesteuern entbunden. Diese Steuer kommt der Entwicklung des Dorfes zugute, wo sich seine Forellenfarm befindet. So können die kleinen Geschäfte und Handelspunkte dank den Touristen, die auf Kutabeks Forellen stoßen, überleben.
Von Lebensgefahr bis Erfolg
Es gibt in Kirgisien oft Probleme wie Wassermangel, Terrorismus oder Fremdenhass., doch darüber hinaus hatte Kubatbek auch mit anderen zu tun. „Ich beispielsweise komme aus Osch, deshalb verhalten sich die Hiesigen oft befremdlich mir gegenüber. Es gibt viel Neid. Kurz nach der Revolution übernachtete ich auf der Fischfarm allein. Da kamen örtliche Müßiggänger zu mir, etwa hundert Kerle und forderten von mir 30 Prozent des Einkommens vom Fischbetrieb. Sie drohten mir. Wenn diese Männer im Winter 200 Meter Bewässerungskanal einmal vom Eis befreit hätten, hätte ich ihnen Fisch geschenkt.“
Obwohl Kubatbeks Haus darauf in Brand gesetzt wurde, behauptet er, die Situation sei nachher friedlicher geworden. „Es war abends. Ich schlief bei offenem Fenster und war arglos. Als ich erwachte, brannte schon etwa ein Drittel meines Körpers.“
Manchmal möchte er aufgeben und „white-collar“ – (engl. „Weißer Kragen“) – Geschäften nachgehen, aber aus Liebe zu seiner Arbeit macht er das nicht: „Ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass es für mich mehr als nur Arbeit bedeutet. Manchmal kann ich meine Familie lange nicht sehen, aber Fische muss ich jederzeit sehen.“
Vom Rogen bis zum Geschäft
Die meisten Forellen verkauft Kubatbek direkt auf seiner Farm. Die Preise sind hier höher als auf dem Markt, obwohl er auch zugibt, dass es auf dem Markt Fisch zur Genüge gibt. Er betont aber, dass die Forellen in seiner Farm anders gezüchtet werden: „Wir führen Forelleneier aus Dänemark ein, dann ziehen wir sie hier in Kirgisien auf. Die Futtermittel kommen aus Finnland. Die Inkubation läuft in speziellen Geräten ab. Dafür benötigt man sauberes Wasser, das mindestens 5 bis 10 Grad warm sein soll. Die Temperatur im Fluss Ala-Archa, dessen Wasser auf unserer Farm benutzt wird, ist aber immer unterschiedlich. Deshalb inkubieren wir im Quellwasser. Nachdem wir Rogen bekommen haben, beginnt die Brut etwa nach zwei Wochen auszuschlüpfen. Einen halben Monat lang frisst sie ihr Eigelb, dann lehren wir sie, sich zu ernähren. Nach drei Monaten wird sie in die Becken versetzt.“
Es gibt auch andere Möglichkeiten, Fische zu züchten. Es hängt dabei besonders vom Futter ab, wie schnell die Fische zunehmen. Zum Beispiel vergrößert sich ein Fisch in Kubatbeks Farm um 150 Gramm pro Jahr, bei manchen anderen sind in einem Jahr bis zu 1,5 kg möglich. Aber der Unterschied im Geschmack und in der Qualität des Fisches ist sehr groß, weshalb hier die Forellen teurer sind.
Kein Weg in Richtung Export
Die Produktionskapazität der Forellenfarm von Kubatbek würden eine jährliche Züchtung bis zu 30 Tonnen Fisch ermöglichen. Es werden jedoch nur zehn Tonnen produziert, weil eine solche Menge nicht verkauf werden kann. Für den Export gibt es keine entsprechenden Voraussetzungen. „Der Staat sollte ein Zertifizierungssystem entwickeln, das überall akzeptiert wird. Wie zertifiziert aber unser Staat hingegen die Produkte? – Vier Forellen und eine Flasche Champagner als Beigabe. Auf diese Weise können wir auf dem Weltmarkt nicht mithalten“, so der Unternehmer.