Alexander Lorenz ist Generaldirektor der deutsch-kasachischen Unternehmensgruppe Schanyrak, zu der elf Firmen und mehr als 1.500 Beschäftigte gehören. 20.000 Tonnen Fleisch und eine Million Eier pro Tag werden hier jeden Tag produziert. Laut dem Aufsichtsratsvorsitzendem Maxim Boschko ist es gerade die deutsche Pedanterie, die Lorenz hilft, erfolgreich zu sein und die vorgesetzten Ziele zu erreichen.
Alexander Lorenz wurde in einer kleinen deutschen Siedlung im Bezirk Karaganda geboren. Mitte der 90er Jahre emigrierte er, wie die meisten Kasachstandeutschen, nach Deutschland. Einige Jahre lang war er für den Verkauf von Maschinen für Geflügelfabriken, die nach Russland, Moldau und Kasachstan geliefert wurden, zuständig. Dann kam der Vorschlag, die Arkalykski Geflügelfirma im Gebiet Kostanay wiederaufzubauen. „Ich bin ein Mensch alter Schule“, verrät Lorenz das Geheimnis seines Erfolgs. „Ich bin es gewohnt, viel zu arbeiten. Wenn du etwas anpackst, dann ist es wichtig, nichts außer Acht zu lassen. Das Wichtigste ist jedoch, sich durch Probleme nicht beirren zu lassen.“ Sein Prinzip lautet: Niemals aufgeben!
Lorenz sanierte die Geflügelfirma erfolgreich. Mitte der 2000er traf er dann in Deutschland durch Zufall auf die Tochter des bekannten kasachstandeutschen Landwirts Johannes Scharf. Dieser hatte einst die „Akmola-Fenix AG“ gegründet. „Ich habe mit Raisa viel über ihren Vater und dessen Pläne
geredet. Zusammen mit Maxim haben wir die Produktion wiederbelebt. Praktisch 90 Prozent der Maschinen stammen aus Deutschland“, erinnert sich Lorenz. Heute sind sowohl die Geflügelfirma in Arkalyk als auch „Akmola-Fenix“ Teil von Shanyrak. Die Unternehmensgruppe wurde 2008 gegründet und hat ihren Stammsitz im Dorf Akmol, das früher Malinowka hieß.
„Wir versuchen alles selbst zu produzieren, sodass wir von niemandem abhängig sind“, so Lorenz. Neben den beiden Hauptprodukten Eier und Brathähnchenfleisch gibt es eine unter anderem eine Futterfabrik, eine Ackerfläche von etwa 38.000 Hektar, die Herstellung von Wurst- und Backwaren. Die Tochterfirmen von Shanyrak befinden sich in den Regionen Aqmola, Karaganda und Kostanaj.
Die neuesten Produkte der Firma sind Eierkartons, die man vorher aus Russland einführen musste, und die Weiterverarbeitung von Geflügelmist zu Biodünger. Zur Produktion der Eierkartons wird in Astana und Umgebung Altpapier gesammelt. Der tägliche Bedarf liegt bei 14 Tonnen. Hierfür wurde in den städtischen Schulen eine Sammelaktion durchgeführt. „Wir geben einem Kind Geld dafür, dass es Altpapier zu einem Sammelpunkt bringt. Das nützt uns, dem Kind und der Umwelt. Es werden zu viele Tonnen Papier einfach weggeworfen oder verbrannt. Ich hoffe, dass die Menschen positiv auf unsere Aktion reagieren“, sagt Lorenz.
Der Kasachstandeutsche lebt in zwei Ländern, vier bis fünf Wochen in Kasachstan und danach eine bis zwei in Deutschland, wo seine Familie ist, bevor es wieder zurück gen Osten geht. In Deutschland verblüfft ihn vielerorts der fehlende Familiensinn. „In Kasachstan gibt es viele Kinder, überall, wo du hingehst. Es erinnert mich an meine eigene Kindheit im Dorf. Wir Deutschen sprachen hervorragend Kasachisch und die Kasachen Deutsch. Egal, wo man uns im Dorf zur Mittagszeit antraf, es wurden gleich alle zum Essen eingeladen. So entstand ein Gefühl der guten Nachbarschaft, Anteilnahme und Freundschaft, das Jahre lang hielt.“ Lorenz würde sich wünschen, dass die jungen Deutschen sich in beiden Ländern darauf besinnen und auf die Qualitäten ihrer Vorfahren wie Ordnung, Fleiß und Pünktlichkeit. „Es ist wichtig, dass ohne Worte klar ist, dass man Deutscher ist“. Wenn man etwas anpacke, soll es gut gemacht werden – ansonsten könne man es auch gleich sein lassen.
Für die Zukunft planen Alexander Lorenz und Maxim Boschko eine Steigerung des Produktionsumfangs. Es bestehen bereits Ideen für eine Erweiterung der Fabriken für die Wurstproduktion und die Viehzucht. Zudem hätten die deutsch-kasachischen Beziehungen im Bereich der Landwirtschaft noch viel Potential. „Ich bin der Meinung, dass es in Kasachstan viele Möglichkeiten für Investoren und Wirtschaftsentwicklung gibt. Das Beispiel hierfür sind unsere Firmen“, so Lorenz.
Olesja Klimenko
Übersetzung: Lisa-Marie Lang