Im Historischen Museum Bischkek gibt es derzeit eine Wanderausstellung über die Geschichte und Kultur der Kirgisiendeutschen. Sie ist auf Initiative der Rosa Ontunbajewa Stiftung entstanden und gibt einen Überblick über die Integration der Deutschen in Kirgisistan.

In Bischkek ist die Wanderausstellung „Deutsche in der Geschichte Kirgisistans“ im Gebäude des Historischen Museums zu sehen. Sie wird für Besucher bis Ende dieses Jahres zugänglich sein. Danach soll sie in anderen Regionen gezeigt werden. Es ist auch von den Organisatoren angedacht, diese Ausstellung in Zukunft in Deutschland touren zu lassen, um die Menschen dort mit dem Leben der Deutschen in Kirgisistan vertraut zu machen.

Organisator der Ausstellung ist die Stiftung der ehemaligen Präsidentin der Kirgisischen Republik, Rosa Isakowna Otunbajewa, die „Initiative Rosa Otunbajewa“. Mit Unterstützung der Deutschen Botschaft in Kirgisistan, der Konrad-Adenauer-Stiftung in Taschkent, dem Goethe-Institut Kasachstan, dem Unternehmen „Interglass“ aus Tokmak und dem Staatlichen Historischen Museum von Kirgisistan wurde das Projekt „Deutsche in der Geschichte Kirgisistans“ realisiert. Bei der Eröffnung der Ausstellung war auch der Valerij Isidorowitsch Dill anwesend. Er selbst ist ein Kirgisiendeutscher und Vize-Premierminister für Wirtschaft und Investitionen der Republik Kirgisistan.

Innerhalb von zwei Jahren trugen die Experten der Otunbajew-Stiftung das Ausstellungsmaterial zusammengetragen, indem sie zu den Wohnhäusern der Deutschen fuhren, sich mit ihnen unterhielten, ihre Familiengeschichten dokumentierten, Filmmaterial erstellten und typische Alltagsgegenstände sammelten.

Rosa Otunbajewa fand, dass die Eröffnung der Ausstellung für alle Bürger Kirgisistans und besonders für die Deutschen in Kirgisistan ein freudiges Ereignis sei. „Vor rund 23 Jahren lebten noch 100.000 ethnische Deutsche hier. Mittlerweile haben schon mehr als 10.000 unser Land verlassen“, stellte die ehemalige Präsidentin fest. Besonders würdigte sie die Kirgisistandeutschen für ihren Beitrag, den sie in der Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft der Republik leisten. „Wie Sie wissen, ist die Mehrheit der Deutschen in die Bundesrepublik Deutschland umgesiedelt“.

Die Ausstellung soll vor allem die kirgisische Jugend darüber informieren, wie das Leben der Deutschen in Kirgistan in früheren Zeiten war; wie die Deutschen aus Europa ins entlegene Herz Asiens gelangt sind. Diese Geschichte veranschaulichen die verschiedenen Exponate und Videodokumentationen. Dabei liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf die Entwicklung der Deutschen in der zentralasiatischen Republik. Die Besucher erfahren, was sie zur Entwicklung von Kirgisistan beigetragen haben.

Die Geschichte der Kirgisien-Deutschen besteht aus lichten und dunklen Seiten. Sie hat vor 150 Jahren begonnen. Damals siedelten sich Mennoniten in den kirgisischen Bergen an. Sie kamen zum größten Teil aus der Wolga-Region und trugen dazu bei, dass sich die Textilindustrie in Kirgisistan weiterentwickelte.

In den Nachkriegsjahren lebten und arbeiteten über 500.000 deutsche Kriegsgefangene in Kirgisistan. Sie bauten Wohngebäude und Fabriken.

Valerij Dill erinnert sich, dass in den späten 1950er Jahren Bibliotheken in den von den Deutschen dicht besiedelten Regionen der Kirgisischen SSR entstanden. In den Industriestädten Maili-Suu, oder Tash Kumyr wurden deutsche Kultureinrichtungen gegründet. Deutsch erhielt zudem den Status einer Fremdsprache in den Mittelschulen. Ende der 60er Jahre bekamen die ethnischen Deutschen die Erlaubnis, eine Hochschulausbildung und damit angesehene Berufe zu erwerben. „Von diesem Moment an begann der Prozess der vollständigen Rehabilitation der Deutschen in unserem Land. Die Deutschen wurden ein rechtmäßiger Teil in der kirgisischen Gesellschaft. Deutsche in Kirgisistan sind eine Brücke der Freundschaft zwischen Kirgisistan und Deutschland, welche die Zusammenarbeit zwischen den Völkern stärkt“, sagte Dill.

Über den Beitrag der Deutschen zur Entwicklung Kirgisistans bemerkte Gudrun Sräga, die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Bischkek dass die Ausstellung einen besonderen pädagogischen Wert habe. „Die Exponate können ganz klar eine Geschichte über das facettenreiche Leben der Deutschen Kirgisistans erzählen“. Das Leben der Deutschen war bescheiden, dank ihres Fleißes und ihrer Disziplin ist es einigen von ihnen gelungen, isich besonders hervorzutun. Zum Beispiel der Familie Steinert, die ihr Geld in den Bau der Glasfabrik „Interglas“ in Tokmak investierte. Auch Valerij Dill ist ein Vorbild. Er hat es geschafft, vom Geschäftsmann zum Vize-Premierminister der Republik Kirgistan aufzusteigen.

Ebenso haben deutsche Wissenschaftler zur Entwicklung Kirgisistans beigetragen, im Besonderen bei der Erforschung der Geschichte und Ethnographie des kirgisischen Volkes. Daran erinnerte Professor Tyntschtykbek Tschorotegin. Er zählte die berühmtesten Wissenschaftler auf, darunter der Orientalist Barthold, der eine Abhandlung über die Reiche der Kirgisen im Mittelalter am Jenissej verfasst hatte. Ebenso leistete der Turkologe Radloff einen beachtlichen Beitrag, indem er das Nationalepos „Manass“ übersetzte.

Übersetzung Dominik Vorhölter

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