Zu einer festlichen Abendveranstaltung lud der Botschafter der Mongolei, S.E. Dr. Mandakhbilig Birvaa und Prof. Dr. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin, Gäste aus Diplomatie, Wirtschaft, Politik, Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft in die renommierte „James – Simon- Gallerie“, die sich auf der berühmten UNESCO Weltkulturerbe Museumsinsel in Berlin-Mitte befindet, zu einem Festakt ein. Dieser bestand aus mehreren Passagen.

Denn gleichzeitig jährte sich der Proklamationstag (1924) der Republik Mongolei. Aber auch wurde an diesem Abend Manfred Grund, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und seit 2009 Vorsitzender der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe, geehrt. In dieser Zeit engagierte sich Dr. Grund intensiv in der Mongolei.

Eröffnet wurde der festliche Abend mit einer instrumentellen und gesanglichen Darbietung mongolischer Volksmusik von der Gruppe „Blue Mongolia“ mit der „Ode an „Chinggis Khaan“. Die Texte und Lieder werden seit Generationen weitergegeben. Die mongolische Gesangskunst Khoomei oder Hooliin Chor ist ein spezieller Gesangstil, der sogenannte Kehlengesang, bei dem ein einzelner Interpret eine vielfältige Harmonie aus mehreren Stimmlagen erzeugt, einschließlich eines kontinuierlichen Basselements, das im Kehlkopf erzeugt wird.

Die Eröffnungsrede hielt Prof. Dr. Matthias Wemhoff. Er verwies darauf, dass bereits vor mehr als 10 Jahren die Idee aufkam eine solche Ausstellung über Chinggis Khaan mit der Mongolei in die Wege zu leiten. Durch seine Aktivitäten, Ausgrabungen und Forschungen in Zentralasien wurde die Idee einer Ausstellung über Chinggis Khan intensiviert. Zitat: „Das Zeitalter von Chinggis Khaan bedeute eine große Zäsur in der Weltgeschichte“. Begeistert und voller Faszination sprach Wemhoff von Karakorum, die ehemalige altmongolische Hauptstadt des von Chinggis Khaan im 13. Jahrhundert gegründeten Mongolenreichs.

Vor fast zwei Jahren fand in der „James-Simon-Galerie“ die sehr erfolgreiche Ausstellung „Archäologische Schätze aus Usbekistan. Von Alexander dem Großen bis zum Reich der Kuschan“ statt. An diesem Erfolg will Prof. Dr. Wemhoff anknüpfen. Eröffnet werden soll die Ausstellung im Oktober 2026, an der die Präsidenten beider Länder teilnehmen werden.

Der Mann des 13. Jahrhunderts

In seinen Ausführungen zu Chinggis Khaan sprach nun, in einer typischen mongolischen Tracht, S. E. Dr. Mandakhbileg Birvaa. Einleitend verwies er auf das Geburtsjahr von Chinggis Khaan im Jahre 1162. Dies ist das Jahr des „Schwarzen Pferdes“. Im Präsidentenerlass vom 09. Januar 2012 wurde der Geburtstag von Chinggis Khaan auf den ersten Tag des Wintermonats nach dem Mondkalender festgelegt. In diesem Jahr, am Tag des mongolischen Nationalstolzes, feiert das Land den 863. Geburtstag von Chinggis Khaan.

Im Alter von 44 Jahren hat Chinggis Khaan den mongolischen Staat gegründet. Welchen Stellenwert Chinggis Khaan in der Geschichte hat, stellte der Botschafter dar. 1995 hat die „Washington Post“ Chinggis Khaan zum „Mann der Begegnung“ ausgewiesen. Das renommierte „Time Magazine“ hat im Dezember 1999 Chinggis Khaan als den „Mann des 13. Jahrhundert“ ausgewählt.

Das große Werk Chinggis Khaans sei es gewesen, die mongolischen Stämme vom Süden Sibiriens, vom Baikalsee oder aus der weiten Steppe zusammenzuführen und zu einen. Besonders hervorgehoben wurde seitens des Botschafters die Gewährung der Religionsfreiheit zur damaligen Zeit.

Bekannt ist Chinggis Khaan auch für seine Kriegskunst und Eroberungszüge, die bis weit nach Europa reichten und von seinen Söhnen und Enkeln geführt wurden. Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Schlacht bei Liegnitz von 1241. Bei dieser Schlacht besiegte ein mongolisches Heer eine polnisch-deutsche Streitmacht unter Herzog Heinrich II. von Schlesien. Die Mutter des gefallenen Herzogs, Hedwig, ist die Namensgeberin der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale im Zentrum der Stadt.

Als nächstes erinnerte der Botschafter an den zweiten Anlass des Festaktes. Am 26. November 1924 wurde in der Mongolei die erste republikanische Verfassung verabschiedet. Sie war ideologisch sozialistisch geprägt. Man wollte den Kapitalismus überspringen und gleich den Sozialismus und Kommunismus in der Mongolei ausbauen, was 1990 gescheitert ist. Von 1924 bis 1990 war es in der Mongolei verboten, öffentlich positiv über Chinggis Khaan zu sprechen.

Gründer des Staatswesens der Mongolei

Als nächster Festredner sprach Dr. Anton Gass, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, tätig ist. Er gab dem Auditorium einige Einblicke in die Vorbereitungen der Ausstellung. Hauptsächlich werde man auf Bestände aus des „Chinggis Khaan Museums“ zurückgreifen, aber auch aus Beständen aus der Ruinenstadt Karakorum.

Die zweite Festrede wurde von Em. Prof. Dres. h.c. Rüdiger Wolfrum gehalten. Er ist ein deutscher Rechtswissenschaftler und war bis 2017 Richter am Internationalen Seegerichtshof. Von 2005 bis 2008 war er dessen Präsident. Wolfrum startete den Versuch die rechtliche Seite des Mongolenreichs unter Chinggis Khaan näher zu beleuchten. Er beschrieb den Genius des Mannes Chinggis Khaan, dessen Legitimation vor allem darin wurzele, dass er, Zitat:“…die Mongolen geeint und ein Staatswesen begründet habe“.

Abgerundet wurde der festliche Abend mit der Verleihung des „Polarstern“ – Ordens an den langjährigen Bundestagsabgeordneten Manfred Grund (CDU). Von 1998 – 2021 war er parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU –Fraktion im Deutschen Bundestag. Der Botschafter würdigte Grund für sein großes Engagement der deutsch-mongolischen Zusammenarbeit. Der Staatsorden „Polarstern“ ist die höchste zivile Auszeichnung der Mongolei. Dieser wird sowohl an ausländische als auch an mongolische Staatsbürger für herausragende Verdienste verliehen.

Abgerundet wurde der festliche Abend mit einem Bankett, mongolischen Wodka, gut gelaunten Musikern und entspannten Gästen.

Christian Grosse

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