Die Deutsche Botschaft in Usbekistan lud im März zu drei Konzerten in Taschkent, Urgentsch und Samarkand ein. Boris Schönleber (Klavier) und Jan Schulte-Bunert (Saxophon), reisten dazu aus Deutschland an. Neben Bach, Mozart, Beethoven und Wagner erklangen Werke deutscher und usbekischer Zeitgenossen.

/Bild: Kristina Ogonjanz. ‚Aus Deutschland angereist, in Taschkent in’s Zeug gelegt: Boris Schönleber am Konzertflügel.’/

11. März, 18.10 Uhr: Im Großen Saal des Staatskonservatoriums in Taschkent gibt es kaum noch freie Plätze. Noch 20 Minuten verbleiben bis zum Beginn des Konzertes, aber die meisten hochrangigen Gäste, wie etwa der deutsche Botschafter in Taschkent, sind schon da. Nur die erste Reihe ist leer geblieben. Es gibt niemanden, der sich traut, so hautnah an der Bühne zu sitzen. Aber dann setzen sich doch noch ein paar Studenten und drei Japaner dorthin. Moment mal: Was machen Japaner hier? Kommen zu diesem Konzert vielleicht nicht nur Deutsche und deutschlandinteressierte Taschkenter, sondern auch Leute, die einfach gute Musik mögen?

18.30 Uhr. Das Publikum ist unruhig. Das Orchester des Staatskonservatoriums hat bereits auf der Bühne Platz genommen, aber die Solisten aus Deutschland – die „exotischen Fische“ – sind noch nicht da. Der deutsche Botschafter hat seine Grußworte gesprochen. Aber was passiert dann? Das Orchester beginnt ohne sie zu spielen! „Wo sind sie?“, fragt eine Frau in einer der vorderen Reihen: „Sie werden doch wohl kommen?“. „Werden sie“, antwortet ihre Nachbarin, „es steht unter Nummer zwei im Programm, guck doch mal!“

Dann verstummen die Gespräche. Die Magie der Musik greift um sich, das Publikum entspannt sich. Wagners „Tannhäuser“-Ouvertüre kommt beim Publikum gut an. Während der Applaus tönt, wird ein großer Flügel auf die Bühne gerollt. Ein dürrer Mann im Jackett setzt sich an den Flügel. Wer ist das? Es ist der erste „exotische Fisch“, Boris Schönleber, ein Pianist aus Deutschland. Etwa 30 Minuten darf das Publikum das expressive Spiel genießen, dann kommt der nächste Musiker auf die Bühne – der Saxofonist Jan Schulte-Bunert. Er spielt ein Stück des deutschen Zeitgenossen Wolfram Graf; „Spuren“ heißt es. Nicht jeder weiß die „Spuren“ zu schätzen – einige verlassen den Saal. Moderne Werke im Konservatorium halten Manche wohl für unpassend. Dann folgt noch ein Stück aus dem zeitgenössischen Repertoire: „Gotcha“ von Polina Medjuljanowa. Die Zuhörer scheinen die Musik zu verstehen und gleichzeitig von ihr irritiert zu sein. Diese Melodien und Harmonien wirken wie frische Luft im alten Konservatorium.

Aber es ist immer noch das Taschkenter Konservatorium, deshalb beendet das Orchester diesen Abend mit etwas vertrauterer Musik: der berühmten Air aus der Orchestersuite Nr.3 in D-Dur von Johann Sebastian Bach. Was hätte man sich sonst noch wünschen können; diese Musik ist für die Ewigkeit gemacht. Es folgen Dankesworte, und für die Gastsolisten gibt es als Andenken an diesen Abend einen traditionellen usbekischen „Tschapan“ (Kaftan). Das Publikum ist immer noch leicht schockiert von der unerwarteten Experimentalität des Abends, aber unvergess-lich war das Konzert ohne Frage. Fortsetzung erwünscht!

Von Kristina Ogonjanz

20/03/09

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