Während Ostern in Deutschland beispielsweise ein gesetzlich geregelter Feiertag ist, ist dieser in Kasachstan nicht arbeitsfrei – trotzdem wird er gefeiert. Weitere Diskusionen ergeben sich aus der Umgangspolitik mit muslimischen Feiertagen in Deutschland.
Der weltweite Umgang mit Feiertagstraditionen unterscheidet sich häufig im Detail, es gibt aber auch universelle Parallelen. Als Einstieg in das Thema, bietet sich beispielsweise das Osterfest an. So gibt es Ostertraditionen wie das Ostereiermalen, die in Deutschland und Kasachstan gepflegt werden.
Andere Länder, andere Sitten
So wird in Kasachstan traditionell ein Kuchen namens „Paskha“ (bestehend aus Kuchen, weißer Creme und Puderzucker) zubereitet. In Deutschland, vor allem im Norden, ist die Tradition des Solei-Essens sehr verbreitet. Groß angelegte Prozessionen sind Brauch in Spanien. Hier wird eine Statue der jeweiligen Ortsheiligen durch die Stadt getragen.
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In Rumänien sind die Ostereier besonders oft rot, weil diese Farbe „das Blut Christ“ symbolisieren soll. Zum Osterfest gehen die orthodoxen Gläubigen mit brennenden Kerzen in die Kirche, das hier traditionelle Verstecken von Ostereiern wird allerdings nicht praktiziert. In Polen ist es ähnlich bekannt wie in Deutschland, doch auch hier gibt es Abwandlungen. So ist es durchaus üblich, dass Frauen von Männern mit Parfüm besprüht werden, im Gegenzug erhält der Mann ein Osterei. Ostern in Deutschland ist stark mit den Feiertagen Karfreitag und Ostermontag verknüpft. An diesen Tagen ruht die Arbeit. In Kasachstan beispielsweise ist Ostern zwar nicht offiziell frei, aber trotzdem ein wichtiges Landesfest, welches gefeiert wird.
Im säkularen Kasachstan ist das orthodoxe Weihnachten, das nach dem alten russischen Kalender am 7. Januar gefeiert wird, ein offizieller christlicher Feiertag. Ein weiterer religiöser Feiertag ist der Beginn des muslimischen Opferfests „Kurban Ayt“, das, nach dem alten muslimischen Mondkalender meist zu Septemberbeginn gefeiert wird. Ein aus der vormuslimischen Zeit stammender heidnischer Feieranlass ist das Frühlings– beziehungsweise Neujahrsfest „Naurys“, das jährlich drei Tage lang um den 22. März gefeiert wird.
Kritische Auseinandersetzung mit muslimischen Feiertagen
Diskussionswürdig sind Feiertage vor allem dann, wenn eine ethnische Minderheit im Land Anspruch auf einen gesetzlichen Feiertag erhebt. Wie hitzig diese Diskussionen geführt werden, zeigt sich vor allem am Beispiel des Ramadans. Islamische Verbände fordern, dass das Ende des Ramadan für in Deutschland lebende Muslime ein gesetzlicher Feiertag werden soll. Hamburg und Bremen sind diesem Wunsch schon nachgekommen.
Dort gibt es bereits seit ein paar Jahren drei Feiertage: Das Ramadanende, Opferfest und Aschura. So sind gläubige Muslime an diesem Tag berechtigt (unbezahlt) frei zu nehmen.
Kenen Kolat, der frühere Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, brachte den Vorschlag 2014 ins Rollen, als er dieses Modell für ganz Deutschland vorschlug. Ob dies ein Modell für ganz Deutschland sein kann, wird abzuwarten sein. So werden diese Themen immer gerne aus konservativ-rechten Lagern instrumentalisiert. Andererseits wird diese Forderung mit dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ verknüpft. Diese polarisierend aufgenommene Aussage des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff sorgte unter Islamkritikern für Empörung, ist auf der Gegenseite allerdings auch Sinnbild für eine diversifizierte und pluralistisch-moderne Gesellschaft.
Die Haltung der Populisten ist die Verbreitung der These, dass arabische Staaten die Rechte von Christen missachten würden. Richtig ist, dass in mehreren Ländern der arabischen Welt christliche Feiertage anerkannt sind, wie etwa im Libanon oder in Ägypten. In diesen Ländern lebt eine zahlenmäßig große christliche Minderheit.
Bevor Debatten hitzig aufgeladen werden, ist es unumgänglich genauer hinzusehen.