Die deutsche Kultur ist facettenreich und originell. Davon konnten sich die Gäste und Bewohner der kasachischen Hauptstadt Astana überzeugen, wo am vergangenen Wochenende das XI. Republikanische Festival der deutschen Kultur „Wir sind zusammen“ stattfand.

Veranstalter der feierlichen Veranstaltung war die gesellschaftliche Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums des Innern und für Heimat der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit der Volksversammlung Kasachstans, dem Akimat von Astana und dem Republikanischen Deutschen Theater.

Bei der Eröffnung bezeichnete Yevgeniy Bolgert, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stiftung „Wiedergeburt“ und Abgeordneter des Senats des Parlaments der Republik Kasachstan, das Festival als ein bedeutendes Ereignis: „Wir sind glücklich, uns als Teil einer großen und multinationalen Familie zu fühlen und zu sein, aktiv in der Volksversammlung Kasachstans zu sein, die uns alle eint. Ich drücke meine große Dankbarkeit aus, dass wir, die Deutschen aus Kasachstan, zusammenkommen und unser Fest abhalten können. Dies ist eine einmalige Gelegenheit, die Geschichte, die Kultur und die nationale Küche der Deutschen kennenzulernen und die vielfältigen Talente unseres Volkes zu sehen.“

Marat Asilkhanow, stellvertretender Vorsitzender der Volksversammlung von Kasachstan, wies seinerseits auf die Symbolik des Namens des Festivals „Wir sind zusammen – Biz birgemiz“ hin.

„Vielen Dank dafür! Eine wunderbare Atmosphäre, kluge Delegationen aus den Regionen, ein reichhaltiges Programm. Dies ist ein großartiger Feiertag für die Bürger von Astana, für die Regionen und für ganz Kasachstan, das für Hunderttausende von deutschen Familien zu einer Heimat und einem fruchtbaren Land geworden ist.“

Die Bedeutung des Mottos „Wir sind zusammen“ wurde auch von Klaus Zillikens, ständiger Vertreter der Botschaft der Bundesrepublik Deuschland in Kasachstan, hervorgehoben. Gerade für Deutsche, die seit vielen Jahren fern ihrer historischen Heimat leben, sei das Zusammensein von besonderer Bedeutung: „Ich freue mich sehr, dass auch wir, die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Teil dieses Mottos sind.“

Dr. Alexander Schumacher, Leiter des Referats Deutsche Minderheitenförderung im Bundesministerium des Innern und für Heimat, begrüßte die Gäste des Festivals mit einem Grußwort von Natalie Pawlik, der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. „Während des Festivals kann die breite Öffentlichkeit Ihres Landes sehen, wie eng die kasachische und die deutsche Kultur heute miteinander verflochten sind und wie die Deutschen eine Brücke zwischen den beiden Ländern bilden“, hieß es darin unter anderem.

Im Rahmen der Eröffnungsfeier fand auch die feierliche Ehrung von Persönlichkeiten statt, die sich um die Entwicklung und Erhaltung des deutschen Volkstums in der Republik besonders verdient gemacht haben. So wurde die hohe Auszeichnung der Volksversammlung Kasachstans – das Abzeichen „Algyz“ – an Dr. Alexander Schumacher, der mehr als zwanzig Jahre das Programm zur Förderung des deutschen Volkstums in Kasachstan leitete, Robert Gerlitz, Direktor der Deutschen Allgemeinen Zeitung, und Olga Stein, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung „Wiedergeburt“, verliehen.

Danach erwartete die Gäste ein reichhaltiges Programm – ein Ethno-Dorf, in dem volkstümliches Handwerk und Gewerbe, traditionelle deutsche Küche und eine Messe mit Produkten deutscher Unternehmer präsentiert wurden, sowie eine Reihe thematischer Ausstellungen, darunter eine Fotoausstellung mit den besten Arbeiten des Wettbewerbs „Geschichten in Gesichern“.

Die Ausstellung des Interieurs eines deutschen Hauses, das dank der von der regionalen Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ zur Verfügung gestellten Originalgegenstände nachgebaut wurde, erweckte großes Interesse bei den Festivalgästen. Laut Tamara Wolkowa, einer Kandidatin der Geschichtswissenschaften, wurden sie den deutschen Gesellschaften in verschiedenen Jahren von Familien geschenkt, die für einen dauerhaften Aufenthalt nach Deutschland gingen.

Identität – es hat keinen Sinn, sie zu verstecken

Nicht minder informativ war die Ausstellung „Religiöses Leben der Russlanddeutschen“, die von Olga Litzenberger, einer bekannten Forscherin zur Geschichte der Russlanddeutschen, vom Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR) gestaltet wurde.

Der Glaube, so BKDR-Leiter Waldemar Eisenbraun, war immer eines der zentralen Elemente im Leben der Deutschen. „Leider ist dieses Thema in der Öffentlichkeit immer noch wenig bekannt, und unsere Ausstellung und die begleitende Broschüre sollen ein vollständiges Bild vom religiösen Leben unseres Volkes vermitteln.“

Nicht weniger wichtig war die wissenschaftliche Komponente des Festivals. Ein Vortrag des renommierten Historikers Dr. Alfred Eisfeld zum Thema „Die Geschichte der Deutschen Archivdokumenten“ zog die Aufmerksamkeit vieler Zuhörer auf sich. Dr. Eisfeld hat eine Reihe von Projekten zur Erforschung von Archiven aus der Wolgaregion, der Ukraine, Kasachstan und Aserbaidschan initiiert. Seine Teilnahme am Festival bot eine einzigartige Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch über die Geschichte der Deutschen in Kasachstan. „Meiner Meinung nach sind kulturelle Feste wichtig – ein Mensch kann nicht ein Niemand sein“, so Dr. Aisfeld. „Jeder hat seine eigene Identität, und es macht keinen Sinn, diese zu verstecken. Und wenn es die Möglichkeit gibt, die eigene Identität zu bewahren und zu verbreiten, dann wird die Gesellschaft harmonisch und stabil sein.“

Die Journalistin Irina Peter hielt für die Teilnehmer des Festivals einen Kurs zur Podcast-Produktion ab. Sie ist in Kasachstan und Deutschland für ihren beliebten Podcast „Steppenkinder“ bekannt, den sie gemeinsam mit Edwin Warkentin, Leiter der Kulturabteilung der Russlanddeutschen in Detmold, betreibt. Beide stammen ursprünglich aus Kasachstan, leben jetzt aber in Deutschland und forschen aktiv über Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, ihre Geschichte und ihr kulturelles Erbe. In ihren Podcasts greifen sie häufig aktuelle Themen wie Identität, Kultur und Integration auf und versuchen, Vorurteilen und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Lebhafte Hopsa-Polka

Das zweitägige Festival endete mit einem großen Galakonzert, bei dem Albert Rau, stellvertretender Vorsitzender der Mäschilis des Parlaments der Republik Kasachstan, eine feierliche Rede hielt. „Mehr als 200.000 Deutsche leben heute in Kasachstan, und das ist unsere Heimat!“, machte Rau klar. Wenn wir über Kultur sprechen, leben wir in einem einzigartigen Land, in dem die gegenseitige Durchdringung der Kulturen unser Reichtum ist… Uns fehlen kasachische Lieder, scharfe kaukasische Tänze, russische Liedchen… Das ist die Einzigartigkeit unseres kasachstanischen Volkes. Wir sind alle vereint.“

Das Programm wurde von den Kreativteams der Regionalgesellschaften unter der Leitung eines talentierten Quartetts – Eva Becher, Oksana Fokht, Julia Hoffmann und Natasha Dubs – vorbereitet. Margarita Kin, Opernsängerin und Solistin des Opern- und Balletttheaters Schymkent, bezauberte mit ihrem herrlichen Gesang. „Es ist schön zu sehen, dass unser grandioses Fest ein Erfolg war“, sagte Eva Becher, die Direktorin des Republikanischen Akademischen Deutschen Theaters. „Ich möchte mich bei allen Kreativteams bedanken, die keine Angst vor dem Experiment hatten und sich darauf eingelassen haben.“ Oksana Fokht pflichtete ihrer Kollegin bei: „Die Live-Begleitung war der Hauptakzent unseres Konzerts, so dass wir die Aufrichtigkeit und Liebe zeigen wollten, die in der Kreativität unserer Leute klingt. Das herzliche Feedback nach unserem Konzert beweist, dass sich die Gäste und Bewohner der Hauptstadt noch lange an dieses Fest erinnern werden.“

Dmitry Redler, Direktor der gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“, erinnerte in seinem Bericht über das Festival daran, dass es die 35. Festivalsaison war und die Selbstorganisation sich gut geschlagen hat: „Dieses Festival wird den Gästen und Bürgern unserer Hauptstadt vor allem durch seine Plötzlichkeit in Erinnerung bleiben. Niemand hat mit einem so bunten und beeindruckenden Ereignis gerechnet.“ Das Festival, so Redler weiter, sei „ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur, der das gemeinsame Erbe des vereinten multinationalen Volkes Kasachstan prägt“.

Autorin: Olesja Klimenko. Übersetzung ins Deutsche: Annabel Rosin.

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