Zuletzt war ich auf einem Bauernhof. Und habe erlebt, was wir alle fast schon vergessen haben – dass unser Fleisch von richtigen Tieren kommt, die einmal gelebt haben. Kleine Lämmer, die einen mit großen Augen ansehen und „Mäh!“ machen.

Wir wollten es nicht wahrhaben, dass diese niedlichen kleinen Dinger geschlachtet werden und auf unseren Tellern landen. Und ich habe meinen Teil dazu beigetragen, indem ich die Herde geteilt habe – in die rechte Box die Lämmer, die in den folgenden Tagen geschlachtet werden. In die linke Box die, die noch eine Weile Aufschub bekommen. Das Schlachten selbst habe ich dann nicht mehr mitbekommen. Und bin darüber auch ganz froh. Trotzdem, fanden meine Freunde, sei ich grausam. Und sahen mich erschrocken an. Wie ich das hab machen können! Tja, so ist das aber mit der Ernährungskette. Alle essen wir Lamm. Und alle wollen wir nichts mit dem Töten der Tiere zu tun haben. Wer Fleisch isst, soll auch das Schlachten ertragen können, meinen andere. Weil das aber starke Nerven erfordert, essen sie gar kein Fleisch mehr, finden die Vegetarier. Und die meisten haben am liebsten keine Meinung, sondern beschränken sich auf den Verzehr. Was uns allen aber gemein ist – längst haben wir den Bezug zur Natur und Landwirtschaft verloren. Allenfalls ziehen wir noch Petersilie, Basilikum und Kresse zwischen den Primeln in unseren Balkonkästen. Wann was wächst, dass Erdbeeren nicht in den November gehören und Apfelsinen nicht in den Mai, haben wir gerade noch so im Gefühl. Mehr Sorgen sollten wir uns allerdings um unsere nachwachsende Generation machen. Viele Kinder und Jugendlichen kennen Lebensmittel nur aus dem Supermarkt und denken, dass Kühe lila sind wie auf der Milkaverpackung. Sie wissen nicht, dass Kartoffeln und Möhren in der Erde wachsen, Äpfel und Birnen an Bäumen und die Milch aus Kühen gemolken wird. Das heißt, stimmt das überhaupt noch? Die meisten Produkte werden künstlich gezogen und Aromastoffe chemisch hergestellt. Wer wirklich Vitamine will, schmeißt sich jeden Morgen eine Handvoll Kapseln ein und isst das Obst nur noch zum Zeitvertreib. Und in Zukunft müssen wir gar nicht mehr essen, um zu schmecken. Es reicht, die Aromastoffe einzuatmen. Mit den Geschmackssprays von David Burke können wir unseren Lebensmitteln lustige Geschmacksrichtungen verleihen. So ein Spaß! Aber ehrlich gesagt, den Spaß habe ich lieber in der Freizeit, auf meinem Teller habe ich doch lieber ein richtiges Lämmchen aus Fleisch und Blut. Und wenn ich ihm vorher in die Augen geschaut habe, ist das zwar grausam und traurig, aber auch irgendwie beruhigend und ganz bestimmt lecker. Und so ist die Natur eben!

19/01/07

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