Anlässlich der deutschen Woche gab es Anfang November Ungewohntes im Konzertsaal des Kurmangasy-Konservatoriums zu hören. Das in Oberbayern gegründete Blechbläserquintett „munich brass connection“ verblüffte durch eine gekonnt interpretierte Mixtur aus Klischee und Überraschung.

/Bild: Ulrich Steffen Eck. ‚„munich brass connection“: Konrad Müller (Trompete), Sebastian Sager (Posaune), Thomas Berg (Trompete), Fabian Heichele (Tuba) und Christian Loferer (Horn).’/

Die „munich brass connection“ ist ein Start-up-Unternehmen: Das 1998 im Oberbayerischen Grassau als „Brassecco“ gegründete Quintett gewann 1999 den 1. Bundespreis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“. Es folgten Auftritte unter anderem auf der Expo 2000 in Hannover, Sendungen im Bayerischen Rundfunk und Aufführungen als „Concertino“ – wie im 1994 in München uraufgeführten „Konzert für Blechbläserquintett und Orchester“ von Jan Koetsier. 2006 gewann die „munich brass connection“ den dritten Preis – als bestes deutsches Blechbläserquintett beim Internationalen Jan-Koetsier-Wettbewerb. Dieser Wettbewerb war vom 2006 verstorbenen Koetsier eigens zur Förderung junger Blechbläserensembles an der Hochschule für Musik und Theater München ins Leben gerufen und 1999 erstmals durchgeführt worden.

Das Repertoire der fünf Virtuosen kennt kaum stilistische Grenzen. Neben Arrangements klassischer Werke stehen Originalkompositionen für Blechbläserensembles. Die Spannbreite reicht von barocken Kompositionen bis zu populärer Musik unserer Tage. Bach und Mozart findet man neben Bernstein, Poulenc, E. Crespo, Schostakowitsch, Dvořak und internationaler Folklore. Zum Teil mag der Erfolg des Quintetts in eben dieser Bandbreite liegen: Irgendwas ist für jeden dabei. Doch funktioniert das Rezept auch in Kasachstan?

Ein Bläserquintett ist schon durch die kleine Anzahl von Instrumenten, die auch noch ein relativ ähnliches Klangspektrum abdecken, eingeengt, was die Nuancen im Klang anbetrifft. Für den einen oder anderen Hörer klingt da schnell alles irgendwie gleich. Unter diesen Voraussetzungen ein über zwei Stunden spannend bleibendes Konzert vor sitzendem Publikum in einem großen Saal zu liefern, verlangt dramaturgisches und entertainerisches Fingerspitzengefühl. Andererseits können die fünf Wahlmünchner im Konzertsaal des Kurmangasy-Konservatoriums den Exotenbonus per se als Trumpf verbuchen. Denn gibt es für die Welt vor den Toren der Bundesrepublik etwas Deutscheres als das Bayerische?

Ein bisschen Spaß muss sein

Die Veranstalter des Abends, das Goethe-Institut Almaty und die Deutsche Botschaft, dürften zufrieden sein, angesichts eines bis hin zu Stehplätzen gefüllten Saales. Dass der sich nach der Pause etwas leerer zeigt, tut der Stimmung keinen Abruch. Die Spannungskurve erreicht ihren Zenit, als das Quintett, mittlerweile statt im seriösen schwarzen Konzertornat in „krachledernen“ bayerischen Kniehosen agierend, eine kasachische Komposition in Kontrast zur steirischen Polka „Höllenfahrt“ setzt. Trotz seines außerordentlichen Facettenreichtums besitzt das Programm doch genug Konsistenz, um nicht willkürlich zusammengewürfelt zu erscheinen. Anekdötchen und Scherze zwischen den Stücken lassen das Band zwischen Künstlern und Publikum nicht abreißen.

So lassen sowohl die Auswahl der Stücke als auch Interpretation und Auftreten der fünf jungen Bajuwaren schließlich den Abend mit mehreren Zugaben, stehendem Applaus und Bravorufen ausklingen. Der deutsche Besucher zeigt sich erleichtert, dass mit „munich brass connection“ nicht Weißwurst, Dirndl und Maßkrug mit Blasmusik nach Kasachstan importiert wurden, sondern stattdessen fünf Vertreter der neuen, frischen deutschen Konzertgeneration zeigten, wo es im spaßbetonteren deutschen Konzertbetrieb unserer Tage hingeht.

14/11/08

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