Die Volkswagen-Stiftung ermöglicht die Erforschung der vom Aussterben bedrohten Sprachen

Rund 1.800 Sami gibt es noch in Russland, und nicht einmal die Hälfte dieses Volkes, das von der Rentierzucht und kleinerem Handwerk lebt, beherrscht die Muttersprache. Die Sami zählen zum westlichsten Zweig der uralischen Sprachenfamilie Russlands und gliedern sich in vier Gruppen: Kildin, Skolt, Akkala und Ter. Damit künftige Generationen dieses Volkes, aber auch Linguisten, die an den Rand gedrängte Sprache verstehen lernen und mehr über das Alltagsleben und die Traditionen der ältesten Bewohner der Kola-Region erfahren, werden die Kola-Sami-Sprachen jetzt von einem deutsch-russischen Forscherteam untersucht und dokumentiert. Möglich wurde das Vorhaben durch die deutsche Volkswagen-Stiftung, die dem Projekt mit 300.000 Euro unter die Arme greift. Etwa ein Drittel dieser Summe, 132.000 Euro, vergibt die Stiftung an ein Projekt zur Erforschung und Dokumentation der beiden „hochgradig bedrohten“ Sprachen Westsibiriens, nämlich des Enets und des Forest Nenets. Vermutlich wird Enets überhaupt nur noch von rund hundert älteren Menschen gesprochen. Die Sprache ist nie in der Schule unterrichtet worden.

Über Forest Nenets, das von Russland beziehungsweise der Sowjetunion nie als eigene Sprache anerkannt wurde, heißt es, dass sich höchstens noch 1.500 Menschen darin ausdrücken können. Durch Russifizierung der Kultur der westsibirischen Bevölkerung und im Verlauf der Kollektivierung der Rentier-Herden sind mit dem Untergang der wirtschaftlichen Selbständigkeit auch die Sprachtraditionen dieser Region weitgehend weggebrochen. Erforscht werden die beiden Sprachen wie auch die Lebenssituation ihrer Sprecher von einem deutsch-estnischen Wissenschaftler-Team. Die Volkswagen-Stiftung unterstützt seit geraumer Zeit schon die Initiative zur „Dokumentation bedrohter Sprachen“. Mit vielen Millionen Euro verfolgt die Stiftung das Ziel, Sprachen und Kulturen in allen Teilen der Welt so weit aufzeichnen zu lassen, dass spätere Forschergenerationen anhand des dokumentierten Materials noch die Sprachkultur beschreiben können. So soll wenigstens verhindert werden, dass Sprachen verschwinden, „ohne im kulturellen Gedächtnis der Welt eine Spur zu hinterlassen“, heißt es bei der Volkswagen-Stiftung. (ID)

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