Der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen (BdV) Wiesbaden stellt bei seinem jährlichen Neujahrsempfang im Haus der Heimat sein vielseitiges Jahresprogramm vor. Der diesjährigen Einladung waren Vorsitzende der Landsmannschaften, zahlreiche interessierte Mitglieder und Kommunalpolitiker gerne gefolgt. Die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf nahm als Ehrengast an dem Empfang teil.
Sie erinnerte daran, dass das zurückliegende Jahr für Heimatvertriebene, Spätaussiedler und ehemalige Zwangsarbeiter ein ebenso bewegendes wie bedeutendes gewesen sei. So habe sich 2016 die Ankunft der ersten organisierten Vertriebenentransporte in Hessen zum 70. Mal gejährt. Das Land Hessen habe nach dem Zweiten Weltkrieg insgesamt rund eine Million Menschen als Vertriebene und Flüchtlinge aufgenommen. Ihre Eingliederung sei zwar alles andere als leicht gewesen, könne in der Rückschau jedoch mit Fug und Recht als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden.
„Mit Bescheidenheit, Opferbereitschaft und nicht nachlassender Geduld haben sich die Vertriebenen trotz Ablehnung und mancherlei bitterer Erfahrung in den zugewiesenen Gebieten eingegliedert“, stellte Ziegler-Raschdorf fest. Einheimische und Neubürger hätten es schließlich in gemeinsamer Anstrengung geschafft, das Land nach dem Krieg wiederaufzubauen. An dem Aufbau zu einem wirtschaftsstarken und international anerkannten Deutschland hätten die Heimatvertriebenen ihren entscheidenden Anteil.
Daneben habe man im vergangenen Jahr auch des 75. Jahrestags des Deportationserlasses Stalins vom 28. August 1941 gedacht, in dem die Zwangsverschleppung der in Russland lebenden Deutschen von der Wolga nach Sibirien und Mittelasien verfügt worden sei. Rund 700.000 Menschen seien hierbei ums Leben gekommen. „Es gibt wohl keine russlanddeutsche Familie, die nicht von diesem schrecklichen Erlass betroffen wäre. Für Deutsche aus Russland bleiben die Folgen des Deportationserlasses daher ein ewiges Trauma“, so die Landesbeauftragte weiter.
Margarete Ziegler-Raschdorf ging zudem auf den Beschluss des Deutschen Bundestages vom Juni 2016 ein, der die Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter vorsieht. „Damit wurde eine lange erhobene Forderung der Vertriebenen, Flüchtlinge und Spätaussiedler erfüllt“, freute sich die Landesbeauftragte. Wenn diese einmalige Zahlung von maximal 2.500 Euro auch bei weitem nicht das erlittene Leid aufwiegen könne, so erfahre es auf diese Weise doch eine zumindest symbolische Anerkennung. Für die Betroffenen sei dies persönlich sehr wichtig.
Ebenfalls erfreulich sei, dass der Bund für 2017 zusätzliche Mittel bereitstelle, die nicht nur den Heimatvertriebenen, sondern auch den Spätaussiedlern und den deutschen Minderheiten in Osteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion zugutekommen. Ziegler-Raschdorf begrüßte insbesondere auch die Verdopplung der Mittel für Integrationsmaßnahmen für Spätaussiedler, die aufgrund der gestiegenen Zugangszahlen erforderlich gewesen sei. Sie wertete die gestiegene Förderung des Bundes als deutliches Zeichen dafür, dass sich ein stetiges, kontinuierliches und ausdauerndes Engagement lohne, selbst wenn dieses mitunter mühsam sei und man oftmals nur in kleinen Schritten vorankäme. Die erreichten Erfolge seien eine wichtige Motivation für die Weiterarbeit in der gemeinsamen Sache. BdV