Im Innovationsbereich tobt weltweit ein harter Kampf, der keinerlei Anzeichen der Entspannung aufweist. Eher im Gegenteil. Weltweit wenden gegenwärtig die Unternehmen im Durchschnitt 2,8 % ihrer Erträge für Forschungs- und Entwicklungsprozesse (F/E) auf, die Spitzenwerte erreichen manchmal aber auch zweistellige Zahlen.

 

Natürlich könnte man das viele Geld auch für andere Zwecke verwenden, z.B. für Dividendenausschüttungen oder Investitionen in den Kapitalstock. Die Erfahrungen auch traditionsreicher Firmen besagen aber, dass es in unseren globalisierten und sehr dynamischen Märkten darauf ankommt, dem Kunden möglichst neue Dinge zu bieten. Zumindest bei prinzipiell neuen Erzeugnissen, die auch den Nerv der Verbraucher treffen, spielt der Preis eine bestimmte Zeit nicht die entscheidende Rolle. Negativ haben die Erfahrung des Nichtmithaltenkönnens bzw. einer inkonsequenten betrieblichen Innovationspolitik solche Unternehmen wie Nokia, Sharp, Panasonic und Sony gemacht. Fehlen neue Erzeugnisse, nützt dann auch die beste Produktionsorganisation und die kostengünstige Fertigung nicht mehr bzw. kann das nur zeitweise Entlastung bringen. Weltweit werden aktuell etwa 1,15 Billionen Dollar in die Entwicklung neuer Technologien gesteckt. Diese Investitionen übersteigen längst wieder das Niveau von vor der Finanzkrise, während Ausrüstungsinvestitionen noch nachhinken.
Grundlegende Innovationen haben nun die Eigenschaft, dass sie einen langen Innovationszyklus haben, der durchaus einige Jahrzehnte umfassen kann. Das heißt die entsprechenden Unternehmen brauchen einen langen Atem in Form von viel Geduld und auch finanziellen Ressourcen. Dabei ist Geld keinesfalls der allein selig machende Faktor, es braucht jede Menge verrückter Ideen, die letztlich von nichtkonformen, kritischen, die soziale Umwelt genau beobachtenden Leuten ausgehen. Die meisten Ideen überleben dabei den langen Weg der Auswahl von Projekten und deren Realisierung, das Erscheinen auf dem Markt und das Finden einer ausreichenden Zahl von Käufern nicht. Erfahrungsgemäß erreicht von 100 Ideen, die schon keine reine Spinnerei mehr sind, nur eine einzige irgendwann die Marktreife in Form eines auf dem Markt eingeführten Produktes. Aber auch von denen ist dann wieder weniger als ein Viertel wirtschaftlich auch erfolgreich, d. h. es verkauft sich in Stückzahlen, die auch alle Kosten decken und noch Gewinn bringen. Innovationstätigkeit ist also mit einem sehr hohen Risiko des Nichterfolgs verbunden, wobei das Hauptrisiko das der Märkte ist.
Wesentlich sind für das Finden von Ideen sind die Kunden, vor allem die, welche mit irgendetwas in ihrem Leben – an Produkten, an Dienstleistungen – unzufrieden sind. Klassische Marktanalysen sind sicher als Instrumente zum Erfassen der Tendenzen in konkreten Teilmärkten ebenfalls einzusetzen, eine Geheimwaffe sind sie aber eher nicht mehr. Dafür gibt es viel zu viele Beispiele bekannter Marken und großer Konzerne, die trotz horrender Ausgaben für die klassische Marktforschung vom Markt verschwunden sind. Andere Unternehmen, die keinerlei klassische Marktforschung betreiben, allen voran Apple, hingegen blühen und gedeihen.
Auch Kasachstan bemüht sich bekanntlich um den Aufbau einer eigenen Innovationspolitik. Über die Notwendigkeit einer solchen braucht sicher nicht diskutiert zu werden. Wohl aber darüber, dass man hierzulande viel zu viele Dinge, die mit dem Erfolg von Innovationen verbunden sind, meist zu optimistisch einschätzt. Das beginnt beim viel zu kurzfristigen Denken, nach dem schon in wenigen Jahren greifbare Ergebnisse in größerer Breite finanziell positiv nachweisbar sein müssen. Beim de facto vollständigen Fehlen einer effektiv funktionierenden Innovations-Infrastruktur (Innovationszentren, Venture-Capital-Funds u.a.), vor allem aber einer Innovationskultur in der Gesellschaft und in Unternehmen ist das jedoch eine Illusion. Zwar besteht eine Reihe von Innovationsparks (z. B. der IT-Park Alatau bei Almaty), doch die erwarteten Ergebnisse konnten sie vor allem aus inneren Gründen bisher nicht liefern. So hat z.B. die Leitung des IT-Parks Alatau in der Zeit seines etwa zehnjährigen Bestehens schon ein Dutzend Mal gewechselt. Der zweite Mangel ist, dass so mancher Verantwortliche immer noch glaubt, Geld alleine könne auch im Innovationsbereich fast alles regeln. Geld ist eine notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung. Dabei wird aktuell die Forschung ja kaum finanziert: Kasachstan gibt nur 0,2 % seines BIP für F/E aus und will diese Größe bis 2015 auf 1 % steigern. Entwickelte Staaten wenden etwa 3 % für Innovationen aus und das seit Langem. Die Liste ließe sich fortführen. Das Fazit ist, dass nur mehr Geduld, gepaart mit effektivem Innovationsmanagement, Erfolge bringen kann. Unbedingt dazu gehört auch ein entwickeltes kritisches Denken in der Gesellschaft als wesentliche Komponente der allgemeinen Innovationskultur. Die hierzulade dominierende Staatsgläubigkeit fördert Letzteres aber eher nicht.

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