Journalismus ist für viele junge Menschen in Kasachstan wie in Deutschland ein Traumberuf. Doch wie wird man eigentlich Journalist? Die DAZ stellt einige Möglichkeiten der Ausbildung in den beiden Ländern vor.
Als „Journalist“ kann sich in Deutschland wie auch in Kasachstan jeder bezeichnen, der einmal das Glück hatte, etwas in den Medien zu veröffentlichen. Unabhängig von der fachlichen Ausbildung, denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Doch in der Praxis gibt es eine starke Konkurrenz, und um im Wettbewerb zu bestehen, sind Ausbildung, Berufserfahrung und natürlich Talent entscheidend.
Womit anfangen?
Ein möglicher Weg zum Traumjob führt über die Journalistenschule. An einer dieser Schulen einen Platz zu bekommen, ist jedoch nicht leicht, denn vor der Aufnahme müssen Bewerber nicht nur eine kreative Aufgabe erfüllen, sondern auch ihr Allgemeinwissen in Bereichen wie Geschichte, Geografie oder Physik unter Beweis stellen.
Einen großen Unterschied gibt es auch zwischen den einzelnen Journalistenschulen. Die Berliner Journalisten-Schule (berliner-journalisten-schule.de) etwa bietet derzeit ein breites Angebot aus einzelnen kostenpflichtigen Kursen, aber kein zusammenhängendes Ausbildungsprogramm. An der RTL Journalistenschule für TV und Multimedia (rtl-journalistenschule.de) dagegen erhalten aufgenommene Schüler eine auf zwei Jahre angelegte Ausbildung und werden dabei auch bezahlt. Ein anderer Weg in den Journalismus führt über ein zweijähriges Volontariat bei einer Zeitung, einer Fernseh- oder Radioredaktion. In der Regel sind Volontäre in Deutschland deutsche Muttersprachler. Eine Ausnahme stellt die DW-Akademie der Deutschen Welle dar: für ihr internationales Volontariat sucht sie speziell Bewerber, die etwa Arabisch, Spanisch, Türkisch oder auch Russisch als Muttersprache sprechen. Das Volontariat kann dann bei DW-Radio, DW-TV oder der Internetseite dw.world.de absolviert werden.
Der dritte Weg in den Journalismus führt über das Studium an einer Hochschule, wo neben klassischer Journalistik spezialisierte Fachrichtungen wie Wirtschafts- oder Onlinejournalistik angeboten werden. Außerdem ist es möglich, zwei Studiengänge zu machen. Abhängig von den Anforderungen einer bestimmten Hochschule kann man beispielsweise Journalistik plus Politik, Geschichte oder Germanistik wählen. Auf diese Art und Weise kann der Student neben der allgemeinen journalistischen Ausbildung auch spezielle Kenntnisse in einem Fach erwerben, die ihm auch dabei helfen können, sich auf eine konkrete journalistische Thematik zu spezialisieren. Auch die Hochschulen setzen bei der Einstellung oft bereits journalistische Erfahrungen voraus: an der Universität Hannover beispielsweise muss man vor dem Anfang des Bachelorstudiums ein Redaktionspraktikum in einem Verlag oder Journalistenbüro machen. Die Hauptkriterien bei der Auswahl der Studenten sind im Allgemeinen die Durchschnittsnote im Abitur sowie gute Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch.
Veröffentlichen auch ohne Ausbildung
Welche Möglichkeiten bleiben denen, die vom Journalismus träumen, aber keine fachliche Ausbildung haben? Artikel kann man beispielsweise beim Online-Jugendportal media.spiesser.de liefern. Unterstützung bieten Redakteure des Portals, die Interessenten Vorschläge für Artikel machen. Für junge Journalisten aus Deutschland, den GUS-Staaten und Osteuropa schuf das Goethe-Institut das Jugendportal To4ka-Treff, dessen Ziel der Kulturaustausch zwischen den beteiligten Ländern ist. Eine interessante Veröffentlichungsform auf diesem Portal ist der Audio-Podcast, der einer online abrufbaren Radiosendung ähnelt.
Bei der Schaffung von Jugendportalen im Internet möchte auch Kasachstan nicht zurückbleiben. Das Internationale Journalisten-Zentrum MediaNet leitet das Nachrichtenportal kloop.kz. Dort werden Artikel von den Absolventen einer Media-Schule veröffentlicht, die vom derselben Zentrum gegründet wurde. Außerdem gibt es in der Republik dreiundzwanzig Universitäten, die journalistischen Nachwuchs ausbilden. Eine der besten Fakultäten für Journalistik ist die der Al-Farabi-Universität. Dort unterrichten qualifizierte Journalisten des Fernsehsenders „Habar“, der Zeitungen „Jegemen Kasachstan“ und „Kasachstanskaja Prawda“ sowie des Radioprogramms „Asattyk“ die Studenten in Meisterklassen. Das Hauptprinzip der journalistischen Fakultäten in Kasachstan ist die Ausbildung von Universalisten, die in verschiedenen Genres und Themen arbeiten können. In Deutschland dagegen schätzt man Mitarbeiter, die eine enge journalistische Ausrichtung haben, da sie hier ein höheres Niveau an Professionalität erreichen könnten.
Um in Kasachstan Journalistik zu studieren, ist es nicht obligatorisch, vor Anfang des Studiums bei einer Schulzeitung zu arbeiten oder eigene Artikel in anderen Quellen zu veröffentlichen. Als Hauptkriterium bei der Auswahl gelten die im Einheitlichen Nationalen Test erworbenen Punkte. Und falls der Bewerber das Glück hatte, zum Studium zugelassen zu werden, wird er die ersten zwei Studienjahre meist allgemeinbildende Disziplinen studieren. Die Auswahl an Praktikumsplätzen in Kasachstan ist groß – zumindest in der Theorie. Statistischen Angaben zufolge gibt es im Land 2.970 offiziell registrierte Medienorganisationen. Tatsächlich sind aber scheinbar nur wenige Organisationen an Praktikanten interessiert. Ein Volontariat wie in Deutschland ist im journalistischen Ausbildungssystem Kasachstans unbekannt.