Seit 10 Jahren steht das Soros-Zentrum für Zeitgenössische Kunst Almaty, SCCA, für zeitgenössische Kunst im zentralasiatischen Raum. Auf der Vernissage der aktuell laufenden Ausstellung „Ugol Srenija“ (Blickwinkel) wurde auch des runden Geburtstags gedacht.

/Bild: Ulrich Steffen Eck. ‚Trjakin Bucharow hat seine Form schon längst gefunden: das Schwein.’/

Das Soros-Zentrum für Zeitgenössische Kunst Almaty, SCCA, ist relativ zentral in einem ausgedienten Fabrikgebäude in der Gagarinstraße 83 untergekommen. Seit dem 9. Dezember ist dort die Ausstellung „Blickwinkel“ (Ugol Srenija) zu sehen. Hier stellen sowohl gestandene als auch junge Künstler aus.

Die ehrwürdige Kohorte der „Aksakaly“ – zu deutsch „Weißbärte“ – wird angeführt vom bereits in Deutschland, Polen, Russland und anderswo gezeigten Jerbossyn Meldibekow und dem Malewicz-Schüler Rustam Chalfin. Georgij Trjakin-Bucharow fährt damit fort, seine mittlerweile etablierte „Schweine-Serie“ vom Stapel zu lassen. Diesmal stellt er eine Metallinstallation aus Fragmenten von Autos und Kühlschränken aus.

Die Kunst der Jungen ist mit Fotoinstallationen von Gaisha Madanowa, Malik Abyschew, Regina Schepetja und Alexej Schindin präsent. Letzterer war erst im November beim Festival des osteuropäischen Films in Cottbus mit dem Film „Strisch“ vertreten, bei dem er für die Ausstattung verantwortlich zeichnete. Natalja Dju, die im letzten Jahr auch auf der Venedig-Biennale vertreten war, zeigt eine Videoinstallation, die von der „totalen Macht der Mode über das westliche Individuum“ erzählt.

Wer sind wir?

Oxana Schatalowa präsentiert ein Projekt namens „Rotes Banner“. Es handelt sich hier um eine Minikollektion von Fotografien, auf denen die Verwandlung des Symbols anschaulich verfolgbar wird. Gerade dieses Werk weist auf eine unterschwellig bei allen hier agierenden Künstlern vorhandene Problematik hin: die Findung einer Identität als Künstler des heutigen Kasachstan. Betrachtet man die gesamte Ausstellung als Collage, so finden sich auf ihr Versatzstücke nomadisch-kasachischer und – teilweise ironisch – nostalgisierender sozialistisch-realistischer Strömungen genauso, wie der zutiefst westliche zeitgenössische Stilmix verschiedenster Formen.

Das Kernsujet des verlorenen Paradieses wird allerdings in vielen der hier ausgestellten Werke eher auf gesellschaftlicher, statt – wie in der westlichen zeitgenössischen Community – individueller Ebene verarbeitet. Das aber ist sicher noch kein Alleinstellungsmerkmal kasachischer Kunst, sondern vielmehr typisch für durch politische Umwälzungen zerissene oder im postsozialistischen Raum begründete Künstlerbiografien. Insofern lädt „Ugol srenija“ noch bis zum 23. Dezember ein, sich auf die Suche nach dem „Kasachischen“ in der kasachischen zeitgenössischen Kunst zu machen.

Vom Ulrich Steffen Ekk

12/12/08

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